Filmkritik „Die Wand“

Der Film “Die Wand” beruht auf dem gleichnamigen Roman Marlen Haushofers (1963). Er wurde 2011 unter der Regie Julian Pölslers, welcher auch für das Drehbuch verantwortlich war, in Österreich (vorwiegend in Gosau) und Deutschland gedreht. In Linz ist die Literaturverfilmung derzeit im City Kino zu sehen.

„Die Wand“ erzählt die Geschichte einer Frau (langes Solospiel für Martina Gedeck, die manchen aus „Das Leben der Anderen“ oder „Jud Süss“ ein Begriff sein dürfte), die namentlich nicht näher genannt wird. Sie besucht mit einem befreundeten Ehepaar sowie dessen Hund Luchs eine Hütte in den Bergen. Hugo und Luise gehen abends  ins Dorf. Als diese am nächsten Morgen noch nicht zurück sind, macht sich deren Bekannte auf die Suche. Dabei stößt sie auf eine unsichtbare Wand, die sie von der Außenwelt abtrennt. Die Menschen auf der anderen Seite sind erstarrt. Während sie anfangs noch versucht, mit dem Auto gegen die Wand zu fahren oder benachbarte Gebiete zu erkunden, nimmt die Frau später schließlich ihre neue (Extrem-)Situation ungewöhnlich gelassen hin. Sie quartiert eine Kuh und eine Katze bei sich ein, beginnt zu jagen, anzubauen und andere Dinge, die ihr das Überleben garantieren.

Geschildert wird in einer Rückblende durch aufgeschriebene Erinnerungen. Zu Beginn und an weiteren Stellen des Filmes werden Textpassagen des Buches eingestreut. Es wurden genauso Metaphern hinzugefügt, wenn es um den Schnee geht beispielsweise.

Die Umsetzung hat aber nicht nur in der Sprache auf Symbole gesetzt. Die Aufnahmen eines sterbenden Rehes, eines Tierherzes oder eines Baumes nachts mit schwarzer Kleidung (eigene Interpretation: Tod, Angst, …)sind dabei besonders einprägsam. Als Filmmusik wurde Bach gewählt sowie ein im Auto immer wiederkehrendes Lied, welches von Freiheit handelt.

Die Naturaufnahmen vermitteln Einsamkeit und Stille. Man wird als ZuseherIn eingeladen, inne zu halten und nachzudenken.

Wert gelegt wurde in der Verfilmung vor allem auf die Beziehung zu den Haustieren und den seelischen Zustand der Protagonistin. Ihre Gedanken sind häufig ansatzweise psychologisch, philosophisch und depressiv, nicht immer alles zugleich.

Die Wirkung des Romans und des Filmes halte ich für sehr unterschiedlich, wenngleich sich die Verfilmung inhaltlich relativ nahe am Buch bewegt. Dass die Hauptperson ihre Situation „einfach so hinnimmt“ und ihr bisheriges Leben nicht Revue passieren lässt, hat mich schon beim Lesen gestört. Speziell aufgefallen ist mir nun, dass der Bach in der Verfilmung zum See wurde und geschilderte Szenen von Krankheit oder Zahnweh komplett weggelassen wurden. Beide enden damit, dass die Frau auf einen weiteren Menschen trifft. Dieser hat jedoch ihre Tiere getötet, woraufhin er selbst erschossen wird.

Abschließend möchte ich anmerken, dass ich „Die Wand“ für die Herausforderungen, die Utopien oder schlichtweg Stücke mit nur einer Person mit sich bringen, für ein im Großen und Ganzen gelungenes „Leinwand- Spektakel“ halte. Die Vorlage der Robinsonade gelesen zu haben, ist für das Verständnis nicht erforderlich. Es macht den Film vielleicht interessanter.

Das gewählte Titelbild dieses Artikels und weitere Hintergrundinformationen gibt es auf der offiziellen Homepage des Filmes: http://www.diewand-derfilm.at/

Katharina ist Sozialwissenschaftlerin und Redakteurin. Sie beschäftigt sich vor allem mit gesellschaftlichen (z.B. frauenpolitischen) und kulturellen (z.B. Film, Theater, Literatur) Themen. Zum Ausgleich schreibt sie in ihrer Freizeit gerne literarische Texte: https://wortfetzereien.wordpress.com/