Auf Pomali: „Lau“

Alles andere als „lau“ ist das neue Album von „Auf Pomali“. Sie beweisen, dass auch aus dem beschaulichen Burgenland gute Musik kommen kann, auch wenn sie ganz anders klingen als ihre Stammprojekte. Die neue Platte hat nämlich vor allem eines zu bieten: Mut.  

„Auf Pomali“ ist eine Mischung, die man so sicher kein zweites Mal findet. Das Trio – das schon 2006 mit „Vermögen“ aufzeigte – besteht aus Julian Schneeberger (Stammprojekt Garish), sowie den beiden Hörspielcrew-Vertretern Thomas Lietgeb und Clemens Ivanschitz. „Lau“ vermischt hier also Hip-Hop in burgenländischer Mundart, und trifft dabei auf Pop. Das ganze garniert mit teils ironischen, teils tiefgründigen Texten. Klingt komisch? Ist es auch, aber auf eine ganz spezielle, gute Art und Weise. Da ist zum Beispiel der Track „Feieromd“ – oder, auf Hochdeutsch „Feierabend“ – der das Thema „Arbeit“ thematisiert. „Es ist Feierabend, weitersagen“ – der ideale Track für das Auto auf dem Nach-Hause-Weg. Weil Freizeit ja noch immer wichtiger als das Zu-Tode-Arbeiten sei. Ganz ernst nehmen sich die drei dabei auch nicht, und das ist in diesem Track gut so.

Weiter gehts danach mit „Moment“, etwas tiefgründiger – der den Materialismus auf deftige Art und Weise kritisiert. So heißt es im Refrain nämlich „Du bist so dumm wie ein Stückerl Brot, aber glücklich, drum frage ich mich wie du es machst“ – aufwiegelnd, kritisch, aber für meinen Geschmack doch etwas hart formuliert. Nichtsdestotrotz ist gerade diese – sarkastische – Tiefgründigkeit ausschlaggebend und charakteristisch für das Album. Darauf muss man sich einlassen. „Wirschli“ ist der wohl ungewöhnlichste Track, der in den letzten Monaten in meinem CD-Player gelaufen ist. Stilistisch irgendwo zwischen Ska und Polka angesiedelt, Österreich auf die Schippe nehmend, und dabei angenehm als Ohrwurm einprägend. Hörenswert! „Ob“ schlägt danach in eine neue Kerbe. Ein bisschen Politik, ein bisschen Pessimismus – nur, „Auf Pomali“-mäßig vorgetragen heißt das, sich kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Das kann man gut finden, muss man aber nicht. Tut man es aber, dann sitzt man bei diesem Lied kopfnickend daneben, und ist versucht, sich den Track gleich nochmals anzuhören. Genauso wie bei „Inkognito“ – nur auf persönliche Ebenen bezogen. So mancher wird in diesem Track seine eigene Lebensgeschichte wiederfinden.

„Vita“ schließt danach am Vorgängertrack an, allerdings in die andere Richtung. Lovesong mal anders, angenehm anders. „Bikini“ kann die Hip-Hop-Wurzeln von zwei Mitgliedern nicht verleugnen. Ernst nehmen sich die Jungs in dieser Nummer nicht unbedingt – da kauft man ihnen ab, ein Album aufgenommen zu haben, das sich so nicht viele trauen würden.  Passenderweise heißt der letzte Track auch „Heit sauf i mi on“ – ansaufen muss man sich nach dem Hören des Albums aber nicht. Sicher nicht jedermanns Sache – aber angenehm anders als so vieles, das zur Zeit die CD-Player dieser Welt vergewaltigt.

„Lau“ ist im November 2012 bei inkmusic erschienen.

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Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.