Festival der Regionen – Umgraben in Eferding

Frischer Humus für die Kunst! Nicht mehr und nicht weniger will das Festival für die Region sein, in der es halt macht. Alle zwei Jahre tourt das FDR durch Oberösterreich und verfolgt das Ziel, heuer in Eferding, fruchtbaren Boden für lokales kulturelles Engagement zu hinterlassen.

Am malerischen Stadtplatz hat sich das Festival breit gemacht. Als zentraler Punkt wurde vom collective ika aus Linz ein Ensemble aus umgedeuteten ortsüblichen Strukturen installiert. Ein gekippter Heustadel als Bühne, ein Silo mit Terrasse für den besseren Überblick und ein Gewächshaus für Informationen und Getränke. Rundherum haben sich auch ein paar Projekte angesiedelt. So produzieren die Rabtaldirndln mit ihrem Knecht Bodo Hell Eingekochtes und verkaufen dieses auch gleich vor Ort. Nicht zuletzt wegen ihrer subversiven Idee dahinter haben Dirndl und Knecht auch am Namen unseres Magazins gefallen gefunden. „Subtext ist wichtig“, sagt Bodo Hell und die Rabtalerinnen freuen sich über unseren freien Zugang. Vielleicht könnt ihr hier ja auch bald was von ihnen lesen.

Am Stadtplatz fanden wir auch das Running Schweinsbratl, eine oberösterreichischen Variante der lukullischen Fließbandarbeit. Fernab der Fernost-Ästhetik drehen rustikale Holzteller mit Fleisch, Kraut und Kaiserschmarren die Runde. Dort einen Sitzplatz zu bekommen war schon schwer. Dazu passte auch das Social Wirthaus. Ehemals „Zur Blauen Traube“ blieb die Gaststube auch Jahrzehnte nach der letzten Sperrstunde erhalten und lebt nun wieder auf. Eine alte Jukebox aus den 60ern lässt EferdingerInnen von früher erzählen und spiel dazu auch die passende Musik, nur unterbrochen von den komponierten Sounds alter Kaffeemaschinen und -mühlen, die sich alle paar Minuten bemerkbar machen. Auf den Tellern finden sich Erinnerungsstücke aus der mit ehemals 28 Gaststätten belebten Gastronomieszene der Umgebung. Die Ausstellung wächst mit dem Festival.

unterirdisch

Das Starhemberger Schloss ist Spielort für unterschiedliche Projekte. Im Kellergewölbe erschallen die Eferdinger Becken. Dieser kühle Ort ist auch Spielstätte für die Projektionsarbeit ADS. „Woran glauben Sie?“ – eine vermeintlich eindeutige Frage entlockte 20 EferdingerInnen sehr unterschiedliche Antworten und lässt die ZuschauerInnen die Region und die Leute kennenlernen.
In der Ausstellung darüber befassen sich unterschiedliche Projekte mit Geschichte und Gegenwart der Stadt. Die saisonale Migration der ErntehelferInnen sind da ebenso Thema wie die Einwanderung von Gemüsesorten – Erwin Wurms Gurkerl dürfen in Eferding natürlich auch nicht fehlen.

Besonders zu empfehlen ist die Geschichte von Herrn K. und dem Behördenapparat. Eine kafkaesker juristischer Streit um Zwangs-Kanalanschluss und verweigerte Veranstaltungsgenehmigung erzählt davon, wie schwer es sein kann, wenn man „am Land“ versucht, neue Wege zu gehen und sich nicht anpassen will. „Das hats noch nie gegeben, sowas wirds ned geben“ – diese Worte könnte man dem  Bürgermeisters der kleinen oberösterreichischen Gemeinde in den Mund legen, der seit Jahren gegen einen seiner Bewohner kämpft. Der Ausgang ist offen, der ausführliche Schriftverkehr lässt sich unter backwood.at nachlesen.

Wer danach Lust hat alles und jeden anzuzeigen sollte sich sofort in die Kunst-Inspektion 2 begeben. Die BeamtInnen Deutschbauer, Jagerhofer und Ungepflegt nehmen Missstände und Verdächtigungen zu Protokoll und ermitteln täglich zum Wohle der BürgerInnen. Leider bekommt man von seiner Anzeige keine Durchschrift, eine Amtsvergehen, das man direkt zur Anzeige bringen müsste.

Zusammenhelfen

Zum 20jährigen Jubiläum zeigt das Festival der Regionen an seinem zehnten Austragungsort erneut, dass die Region lebendiger und offener ist als von vielen erwartet. Selbst das Hochwasser wenige Tage vor der Eröffnung führte nicht zur Absage des Festivals. Die lokale Bevölkerung wird von den KünstlerInnen beim Aufräumen unterstützt, vor Ort wird Geld gesammelt und auch die Einnahmen der Kartenverkäufe werden gespendet.

Noch bis Sonntag 16. Juni 2013 hab ihr Zeit, den Weg nach Eferding zu finden. Ab Linz gehts am besten mit der LiLo, eine entspannte Fahrt durch viel Grün.

Tagesprogramm und Projektinformationen: www.fdr.at

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