Early Access Review: Aufbausim in den groß geratenen Kinderschuhen
Seit den Letzten Jahren werden Indie Games immer mehr. Mehr Menschen ersinnen viele gute und auch nicht so gute Ideen und setzen diese in echten Spielen um. Ist dies vielleicht die Antwort auf den stetig krasser werdenden Konkurrenzmarkt der großen Konsolengiganten oder einfach nur ein Wunsch nach Unabhängigkeit?
Hier lässt sich lange Streiten, aber eine neue Art der Veröffentlichung von Spielen ist ganz besonders interessant für viele Entwickler. Heutzutage ist Early Access ein Feature, auf das viele Indie-Entwickler zurückgreifen können. Es bedeutet, dass Gamer das Spiel schon lange vor Veröffentlichung spielen können. Dies ist ganz besonders deswegen, da meist die Spiele selbst unfertig und voller Bugs sind. Meist sogar noch in den Anfangsstadien der Entwicklung. Aber vorteilhaft daran ist, dass man somit das Publikum als „Betatester“ gewonnen hat. Das beste Beispiel dass Early Access Erfolg bringen kann, ist wohl Minecraft. Es kam als Alpha-Version heraus, man konnte sich es vorbestellen und ab diesem Zeitpunkt spielen. Doch herausgekommen ist es erst knapp eineinhalb Jahre später. Minecraft finanzierte sich somit die eigene Entwicklungszeit. Durch enge Zusammenarbeit mit den Spielern über Soziale Netzwerke, ganz besonders Twitter, konnten Fehler im Spiel von Gamern gefunden und an die Entwickler weitergeleitet werden.
Doch ich will mich heute einem anderen Spiel widmen. Getauft wurde Projekt „Rimworld“. Genauso wie Minecraft ist Rimworld ein Spiel, das im Early Access verfügbar ist. Während noch lange nicht das gesamte Spiel fertig ist, hat sich Entwickler Tynian Slyvester dazu entschieden, die erste wirklich spielbare Version von Rimworld zum Verkauf anzubieten. Das per Kickstarter crowdgefundetete Projekt ist ein Echtzeitstrategie-Simulations-Survival Cocktail, der Finesse erfordert und neue Gameplayerfahrungen bringt. Inspiriert wurde das Spiel von den fiktiven Universen von Warhammer 40k und der Scifi-Serie Firefly. Gameplaytechnisch erinnert es stark an den Strategiegiganten Dwarf Fortress, dem wohl komplexesten Spiel aller Zeiten.
Man beginnt man mit 3 zufallsgenerierten Charakteren, die auf einen Fremden Planeten notlanden. Man findet sich in einer frei sichtbaren Umgebung wieder und beobachtet das ganze aus der Vogelperspektive. Ziel ist es nun, eine Kolonie aufzubauen, Ressourcen zu beschaffen, Gefahren zu trotzen und irgendwann auch von dem Planeten per selbstgebautem Raumschiff zu flüchten. Dabei steuert man die drei Figuren nicht selbst, wie man anfangs denkt. Meist verhält es sich mit Echtzeitstrategiespielen so, dass man eine Einheit auswählt, die ein Gebäude bauen kann. Doch Rimworld bedient sich hier dem Prinzip aus Dwarf Fortress und legt somit das Mikromanagement auf ganz andere Aspekte als bei herkömmlichen Strategie oder Simulationsspielen. Hier gibt man an, welche Bauten wo gebaut werden sollen und die Kolonisten nehmen sich von selbst diesen Aufträgen an. Die Bewohner haben verschiedene Interessensgebiete und können verschiedene Dinge besonders gut oder schlecht. Selbst Befehle erteilen kann man selten und umständlich, deswegen selten von Nöten.
Man baut so dahin, erstellt Lagerzonen und Abfallzonen und muss sich Gedanken dazu machen, dass die Bewohner genug Essen anbauen und produzieren, dass die Quartiere groß genug sind, Materialien abgebaut werden und Forschung betrieben wird. Dies beschreibt die Simulation in Rimworld und scheint anfangs sehr komplex, aber nach ein paar Runden hat man den Dreh raus. Aber nur mit Basisbau und Ressourcenmanagement würde vielen Spielern doch etwas langweilig werden, also wurde Rimworld mit einem außergewöhnlich genauem Taktik- und Schadenssystem upgedatet. Charaktere, die im Kampf Verletzungen davontragen, können dadurch in den verschiedenen Bereichen Abzüge bekommen, dabei geht das Spiel akribisch genau bei den Verletzungen vor. Durch den Handel mit vorbeifliegenden interstellaren Händlern wird man schnell immer fortschrittlicher und durch Gefangennahme und Anwerbung von bewusstlosen Feinden beginnt ein ständiger Drang nach Expansion.
Rimworld befindet sich dezeit noch im Alpha-Stadium der Entwicklung, doch schon jetzt bietet es weit mehr als viele andere Spiele unserer Zeit. Während man spielt, nimmt eine KI im Hintergrund Daten auf und passt den Schwierigkeitsgrad an. Verschiedenste zufällige Events werden dabei getriggert, von der ziemlich harten Belagerung bis zum verrückt gewordenen Eichhörnchen ist da alles dabei. Gerade all diese Faktoren, gemischt mit dem unverwechselbaren Gameplay, machen Rimworld zu dem derzeitigen Vorgänger des Spieles, das es werden wird. Dadurch da das Spiel direkt mit der eigenen Expansion immer komplexer wird, zieht sich ein Zugzwang von der ersten Minute bis zum (meist relativ baldigen) Untergang der Kolonie durch. Es erschafft einen Flow aus Aufgabenverteilung, den ich so noch nicht gesehen habe und der einen leicht drei bis vier Stunden Spielzeit kostet, die sich aber wie nur einen Bruchteil der Zeit angefühlt haben.
Ausnahmslose Kaufempfehlung, falls man auf Aufbausimulationen steht, die auch schwer taktisches Feingefühl verlangen.