Crossing Europe 2015: „Quai d´Orsay“

Ein Redenschreiber taucht in die Welt des französischen Ministers ein – Politkomödie hoch Zehn!

Voller Erwartungen bewirbt sich der zu Beginn etwas tollpatschige, aber liebenswürdige Arthur Vlaminck als Redenschreiber beim französischen Minister am Quai d´Orsay. Das Geld im potentiellen neuen Job könnte er und seine Freundin gut gebrauchen, da sie vom Urlaub auf Honduras träumen. Hundert mal die Kleidung gewecheselt, begeht Arthur einen Mode-Fauxpax nach dem Anderen, dem Minister scheint es nichts auszumachen. Arthur wird prompt angestellt und bewundert diesen stilvollen, imposanten Mann, der die wirtschaftlichen Geschicke Frankreichs lenken darf.

Mit vollem Elan wird der ehemalige Eliteschule-Abgänger an einen Nebentisch verfrachtet, wo er mit Computer ,aber ohne Internet, auf kleinstem Raum Reden für den Minister schreiben soll. Dies stellt sich gar nicht so leicht dar, da er auch alle Berater der Kontinente (Europa, Asien, Afrika, Nord- und Südamerika) und alle Direktoren befragen muss. Schwer genug, um alle verschiedenen Meinungen unter einen Hut zu bringen und in eine enizige Rede für die NATO zu verpacken. Nach harter Arbeit wird diese sogleich vom Minister höchstpersönlich zu Nichte gemacht. Nach 15-maligen Umschreiben der Rede wird Arthur von den spontanen Alleingängen des Ministers überollt. Zu allem Überfliss  zitiert der Minister auch immer Sprüche von Heraclet.

Nach und nach wird Arthur immer ambitionierter und merkt, welch dreckige Wäsche oft im Ministerhaus gewaschen wird. Dass Berater und hohe Politgrößen auch nur mit Wasser kochen, hat er schnell begriffen – Heraclet sei Dank. Somit darf jeder seine eigenen Macken behalten und dennoch fast Frankreich regieren. Da macht es auch nichts, wenn der Berater des Nahen Ostens verfressen nur den Menüplan der nächsten Konferenz studiert, die Afrika-Beraterin in mit ihren sexy Dessous heiß machen will und der Minister höchstpersönlich millitärisch auf den Punkt kommt und jede Minute seine Meinung ändert.

Eine witzige Politkomödie, bei der das Publikum vor Tränen lacht und klatscht. Bertrand Tavernier, der französische Filmemacher, versteht es,  ernste Themen wie den Nahost-Konflikt ins Humorvolle anstatt Lächerliche zu ziehen. Hochkarätige, gute Besetztung, ein wahrer Kino-Genuss für die Lachmuskeln.

Ich, ein Mädel aus Linzer Umgebung schreibe liebend gerne Konzert-Reviews, Filmkritiken und so manch anderes über Kultur, Leute und dem ganzen Drumherum. Wortspielereien mit Gefühlen, die echten Tatsachen und Stimmungen sind mein Metier, in dem ich mich am Wohlsten fühle. Kultur wie sie leibt & lebt im Linzer Raum und sonstwo, am Puls der Zeit, niemals vergessen, sondern dokumentiert, hier auf subtext.at Das ist meine Welt, ahoi!