DAS DYNAMO FESTIVAL DORNBIRN – IM WESTEN VIEL NEUES!

Mit einem Programm, wie es abwechslungsreicher nicht sein hätte können, startete die erste Auflage des Dynamo Festivals am Spielboden Dornbirn. Mit von der Partie: Bands, welche derzeit auf dem besten Weg sind „groß“ zu werden, sowie ein buntes Rahmenprogramm mit Konferenz und Vernetzungsmöglichkeiten.

Um dem Anspruch eines Showcase Festivals auch gerecht zu werden startete man bereits am Donnerstag mit verschiedenen Workshops, Panels und Keynotes. In Kooperation mit mica-music austria und dem Waves Vienna Festival angeboten wurden sollten diese zur Vernetzung der kleinen aber feinen Vorarlberger Musikszene beitragen und damit vor allem lokale Gruppierungen stärken. Das eigentliche musikalische Programm startete jedoch erst ab Freitag, wo neben den beiden Bühnen am Spielboden Dornbirn auch der Brandwagen als mobile Bühne bespielt wurde.

 

DER FRÜHE FUNKEN FÄNGT DEN FLUG – FREITAG

Das Festivalmotto konnte sich am Freitag gleich zu Herzen genommen werden. Bereits um 18 Uhr startete man mit Local Heroes und Überraschungsgast EXCLUSIVE auf der Brandwagenstage am Rhomberg Areal.

Mit fragilen Elektrosounds wurde daraufhin von LEYYA aus Oberösterreich das Indoorprogramm eröffnet. Vor einer bereits ganz gut gefüllten Kantine präsentierte das Duo, unterstützt von Bass und Schlagwerk ihr im Mai erscheinendes Debutalbum „Spanish Disco“.

Seit ihrer Teilnahme und Zweitplatzierung bei der Österreichischen Songcontest-Vorausscheidung sind DAWA schon einigen mehr ein Begriff. Zwar hätte das sehr ruhig gehaltene Set der vier Wiener definitiv noch mehr Aufmerksamkeit vom Publikum verdient – dieses ließ sich aber nach und nach doch noch etwas mehr auf das akustische Programm ein.

Zur Überraschung des Abends spielten sich jedoch MUTINY ON THE BOUNTY hoch. Mit rein instrumentalen Songs (und auch sonst nicht mit Volksrednerattitüden) tat sich dem Publikum ein gänzlich ungewöhnliches Erlebnis auf. Die fehlenden Texte wurden mit abwechslungsreichen und experimentierfreudigen Melodieführungen, sowie einer Armada von Effekten der beiden Gitarristen ohnehin obsolet. Einzig und allein der Bassist spielte wohl eher die zweite Geige.

Mindestens genauso überrascht wurde man aber auch vom Finnisch-Nigerianischen Rapper Noah Kin. Zeigte sich der erst 20-jährige am heurigen JA JA JA Festival in Wien noch etwas verhalten, so war Schüchternheit wohl das letzte, mit dem man sein Set in Dornbirn beschreiben könnte. Statt einem DJ mit einem Gitarre spielenden Backing-MC im Schlepptau (welcher wohl eher als Indiehipstergitarrist durchgegangen wäre) konnte Noah Kin das Publikum innerhalb kürzester Zeit für sich beanspruchen. Die eher ungewöhnliche Kombination – sowohl optisch als auch musikalisch (gereifter Ami-Rap gepaart mit kräftigen elektronischen Einflüssen) wurde mit Begeisterung vom Dornbirner Publikum aufgenommen.

NoahKin

Etwas ruhiger ging es dann DORIAN CONCEPT an. Unterstützt von Labelkollegen CID RIM am Schlagzeug und THE COLONIOUS am Midi Bass stellte die Trioformation ihr Programm erstmals im Ländle – jedoch vor bereits eher dünn besetztem Saal. Ähnlich ging es auch dem Wahlbriten SALUTE. Der gebürtige Wiener ist seines Zeichens einer der wohl hoffnungsvollsten Nachwuchsproduzenten – Vorarlberg wird wohl nicht als sein größter Auftritt in die Geschichte eingehen.

 

ES BRENNT LICHTERLOH – SAMSTAG

War am Festivalfreitag trotz fantastischem Programm publikumstechnisch noch Luft nach oben, so war der eigentlich bereits ausverkaufte Samstag trotz der krankheitsbedingten Absage von Wanda und der damit einhergehenden Rückgabe/Umtauschaktion mehr als gut besucht.

Auch am Festivalsamstag wurden frühe Vögel belohnt. Genau wie am Tag davor startete man auf der Brandwagenstage, diesmal jedoch am Stadplatz in Dornbirn. Bereits das etwas schräge Schi-Schuh-Tennis-Orchestra scharte bereits einiges an Publikum rund um den umgebauten Transporter. Stichwort schräg: die ebenfalls durch die ESC-Vorasusscheidung einer breiten Masse bekannt gewordenen JOHANN SEBASTIAN BASS brachten mit ihrem Elektokoko eine Menge an Stimmung auf den Dornbirner Stadtplatz.

Ein paar Gehminuten weiter startete dann auch das Abendprogramm mit KIDS N CATS in der Spielboden-Kantine. Dem schrägen Anfang des Abends blieb man treu; wer ob der noch laufenden Show am Stadtplatz wenige Besucher erwartete, wurde eines Besseren belehrt. Im Gegenteil – nach einer Weile war an ein Hineinkommen in die Kantine nicht mehr zu denken.

Aber auch bei POLKOV, sechs herrlich hipsterhaften Steirern, tat sich einiges. Bis auf die zwei Meter Achtungsabstand vor der Bühne (welche bei Slots um diese Uhrzeit auch anderswo gang und gäbe sind) war der Saal bereits ganz gut gefüllt und lauschte Songs über Liebespaare, welche als Flecken auf Dachböden ein schönes Leben führen. Den krankheitsbedingt ausfallenden WANDA sei Dank, es ging sich eine Zugabe aus. Und Polkov kamen sichtlich gerne wieder.

Ein Stück weit internationaler ging es bei HUSTLE & DRONE zu. Das neue Projekt des Portugal.the.men-Keyboarders Ryan Neighbors kam mit dunklen, synthielastigen Sounds und auch wenn es keine unbedingt neuen, frischen Sounds mehr sind, so sind die Songs der Dreierformation dennoch eingängig und tanzbar.

Stichwort tanzbar: AGES, der Phönix aus der Asche des mittlerweile ruhend gestellten A.G.Trios sind zwar mittlerweile weit weniger auf Party ausgerichtet, bestachen aber vor allem durch eingängig – verspielte Melodien die sich bestens mit der Stimme von Sängerin Lea verstehen. Dass das Set am Spielboden überhaupt erst ihr viertes war, war keine Sekunde ersichtlich.

Für alle, die den Frühabendauftritt verpasst hatten oder nicht genug kriegen konnten, schmissen sich JOHANN SEBASTIAN BASS nochmal in Hemdbrust und Puderperücke und feierten ihre Reise in der Zeitmaschine noch einmal gebührend ab. Wem es doch zu viel des Elekrokoko war, konnte in der Kantine den Abend noch ausklingen lassen.

Dass auch der Westen eine äußerst interessante und blühende Szene hat, ist ja schon eine Weile kein Geheimnis mehr. Mir dem Dynamo Festival bekommt Vorarlberg aber das, was wohl noch gefehlt hat: ein kleines, feines Festival, mit interessantem und vielfältigem LineUp. Ein kleines, feines Festival, welches versucht, die Szene enger zusammenrücken zu lassen. Und ein kleines, feines Festival, welches am Besten Weg dazu ist, sich zu einem Fixpunkt in der österreichischen Festivallandschaft zu entwickeln.

Fotos: Stefan Hauer