Gerard: Willkommen in der neuen Welt!

Gerard, einer von Österreichs spannensten Hip-Hop-Künstlern. Gerard, der mit neuem Album, „Neue Welt“, auf Tour ist. Gerard, der am Freitagabend im Linzer Posthof Halt machte. Eigentlich die idealen Voraussetzungen für ein gerammelt volles, unglaublich gutes Konzert. Unglaublich gut war es, ja. Gerammelt voll leider nicht – wie leider in letzter Zeit so einige Hip-Hop-Konzerte in der Stahlstadt. 

Edgar Wasser bei uns am Qlashival (noch halbwegs gut besucht!), Weekend im Posthof mit neuem Album (nicht gut besucht), Gerard mit neuem Album im Posthof – immerhin dürften es optimistisch geschätzt dann doch knappe 300 Leute geworden sein, die sich am Freitagabend im Linzer Posthof einfanden, um den gebürtigen Welser und Wahlwiener zu sehen. Support gabs an dem Abend auch. Der kommt aus Leipzig, nennt sich LOT, und hat angesichts der polnischen Fluglinie LOT ein Google-Ranking-Problem. Das könnte auch dazu geführt haben, dass sie keinen Tourmanager haben, und deswegen kurzerhand das Merch vergessen haben. Schade drum, denn mit ihrem Auftritt am Freitag im Vorprogramm von Gerard haben sie definitiv einige neue Fans gewonnen. Lothar (deswegen wohl der kreative Bandname, haha!) hat alles, was man als bühnentauglicher Popmusiker braucht. Charme, Bühnenpräsenz, und eine gewisse Prise Humor zeichnet diesen – ja, nennen wir es mal zeitgenössischen – Electro-Pop aus, dem man gerne auch länger als die Support-Halbestunde zuhören möchte!

Kommen wir zum Hauptact, Gerard. Wie eingangs erwähnt – man hätte mehr Besucher erwartet. Macht aber nix – denn die, die gekommen waren, kamen vollends auf ihre Kosten. Nicht nur Tracks aus „Blausicht“ – kaum zu glauben, dass das schon wieder zwei Jahre her ist, seit die Platte veröffentlicht wurde – wurden textsicher mitgesungen (an dieser Stelle Gruß an den ominösen „Michi“, der anscheinend sämtliche Tracks mitrappen konnte!), sondern auch die Tracks von „Neue Welt“ kamen gut an. Wobei „gut ankommen“ relativ ist – die ersten Reihen feierten ausgelassen, ehe weiter hinten ein „Break“ erkennbar war. Nicht ganz verständlich – zeigt sich Gerard doch weiterhin als einer der besten MCs, die dieses Land zu bieten hat. Elektronische Einflüsse sind weiter stark vertreten – fast noch stärker – passen dabei aber gut ins Gesamtbild. Gerard hätte sich, rein auf die Qualität bezogen, locker einen ausverkauften Saal verdient gehabt! Sollte die neue Hip-Hop-Welt also aussehen wie die, die Gerard auf die Bühne zaubert, so lasst mich bitte Teil davon sein!

Foto: Christoph Thorwartl

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.