„The Show Must Go On“ – oder so ähnlich

Das Steel City Festival ist zurück. Geschätzte 18.000 Menschen feierten das würdige Comeback dieses Festivalformats im Linzer Stadion. Gemeinsam mit Queen, Wanda, Seiler & Speer und Krautschädl wurde das Revival gefeiert.  

Ein halb leeres – oder halb volles – Stadion wartete am Mittwoch auf die Urgesteine „Queen“.  Die Bands vorher waren gut, wurden aber eher weniger gewürdigt, und die Stimmung war nicht vorhanden. Ob es an den hohen Alkoholpreisen lag oder an den Bands, ist noch eine ungeklärte Frage.

Gegen halb Fünf Uhr nachmittags eröffenten Krautschädl dann auch den Bandreigen. Vor etwas schütterer, aber immerhin vorhandener Kulisse wurde eine Dreiviertelstunde Krautschädl-Geschichte zum Besten gegeben. Ja, ihre „Wampn“ ist noch immer ein „Schnitzelshaker“, und bei „Feiah Fonga“ kam dann auch sowas wie Stimmung auf. Guter Einstieg, aber stadionrocktauglich werden Mölgi und Co wohl nicht mehr.

Mit „Seiler und Speer“, die danach auf der Bühne standen, werde ich nicht mehr warm. Ich verstehe ihren Humor nicht, und die tausend „Gitti“-Rufe erinnerten am Ende schon fast an das mir verhasste „Helga“ Geschrei auf Festivals. Eines ist mir bewusst geworden – ich hab am Noppen Air nichts versäumt. Was mir nicht gefällt, gefällt aber viele anderen. So feierten viele leicht betrunkene Menschen die beiden Kabarettisten/Sänger. Ein Song wurde besonders heiß erwartet, wie kann es anderes sein – „Ham kummst“, klassischerweise am Schluss der Setlist angesiedelt. Ob die gröhlenden Männer in den ersten Reihe da schon aus Erfahrung sprechen können, wäre fast eine empirische Forschung wert.

Musikalisch bergauf ging es dann mit Wanda. Entlastend für meine Ohren war es – aber Linz, wo blieb die Stimmung ? Noch nie hab ich es bei Wanda erlebt, dass die Frage „Wollt ihr mehr?“ fast zu 50 Prozent mit „Nein“ beantwortet wurde. Ja, zugegeben, das Booking erinnert mehr an einen musikalischen Obstsalat, aber immer noch besser als ein Einheitsbrei. Wanda, leicht irritiert, spielten ihr Set und verschwanden dann wieder Backstage. Ich persönlich fand die Show sehr cool, und nach einer halbjährlichen Wanda-Pause durchaus wieder hör- und sehbar, und freue mich schon auf die Festivalsaison mit Schnaps und Liebe.

Als der Vorhang für Queen fällt, verwandelten sich die eltern- oder großelterlichen Gestalten in kreischende Teenies, die sich textsicher bis zum Ende des Abends zeigten – und für die nächsten drei Tage sicher heiser sind. Adam Lambert, der neue (Gast-)Sänger der berühmtesten Popgruppe der Welt, geizte nicht mit seinen Reizen. Vom sexy Hüftschwung, verführerischem Haare-Zurückstreichen bis zu den schmachtenden Blicken war alles gegeben – außer das Treffen der hohen Töne. Dies ist eine Kunst, die der Sänger nicht immer beherrschte. Im Mittelpunkt standen aber die beiden Urmitglieder der Band, Roger Taylor samt Sohn und The Darkness-Drummer Rufus, sowie Brian May. Sie bewiesen, dass man mit knapp 70 immer noch musikalisch top sein kann, ob jetzt gesanglich oder an ihren Instrumenten – Respekt! Auch die Setlist ließ wenig zu wünschen übrig: „Don’t stop me now“, „Crazy little Thing Called Love“, „Bohemian Rhapsody“, „Who wants to live forever“ und viele Klassiker mehr waren verterten – inklusive David Bowie und Freddie Mercury als Video-Einspielung. „We will rock you“ und „We Are The Champions“ als Zugabe des ob der hiesigen Auflagen verkürzten Sets waren klar, bevor mit „God Save the Queen“ der Abend ein Ende fand.

Das es kein Konzert sein kann wie in den „alten, guten“ Zeiten ist klar – was Freddie Mercury bis zu seinem Tod geboten hat kann nicht so einfach kopiert werden. Dies wurde auch gar nicht versucht. Mit Adam Lambert kam ein neuer Wind in die Band und statt einer stumpfsinnigen Kopie wurde ein weiteres, neuinterpretiertes Original geschaffen – was 18.000 Menschen am Mittwoch begeisterte.

Es schien als, dass die Stimmung und die Emotionen, die bei den vorhergegangenen Bands fehlten, bei Queen geballt über das Station entladen wurden. Ein Abend der mir bestimmt noch lange in Erinnerung bleiben wird. Das warten auf diese großartige Band hat sich gelohnt – ich würde fast so weit gehen, und sagen ein Queen-Konzert ist ein  „one in a lifetime“ – Ding.

Foto: Christoph Thorwartl

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