CHIXDIGGIT: Punk-Spaßkanonen unterm Luster
Erster Abend des sommerlichen Punkrock-who-is-who im Kultur Gasthaus Auerhahn: die kanadischen Pop-Punk-Dauerbrenner Chixdiggit lockten in den Festsaal. Mit Stereo Bullets aus Amstetten und CANS aus Linz waren noch zwei überaus stimmige, heimische Punkkapellen mit am Start. Letztere spielten an diesem Abend, wie kurzfristig bekannt wurde, ihr Abschiedskonzert.
Man darf schon zu Recht darüber staunen, was sich da in nächster Zeit im Auerhahn konzertmäßig so abspielt. Beziehungsweise was sich da gestern bereits abgespielt hat. SBÄM und Mountain Cock Quality Rock Productions locken mal eben den (gefühlt) halben Roster von Fat Wreck Chords und noch einige mehr nach Linz. Und obwohl gestern in Sachen Punkrock mit Bad Religion, Lagwagon und Co die Arena Wien eine verdammt starke Konkurrenzveranstaltung zu bieten hatte, darf man auf einen recht ordentlichen ersten Abend dieser Konzertreihe zurückblicken.
Die frühe Beginnzeit war zwar gewöhnungsbedürftig, machte angesichts des Wochentages und der Wahl der Location aber durchaus Sinn. Naturgemäß gelitten hat darunter aber die Publikumsdichte beim Opener Stereo Bullets. Die vier Jungs aus Amstetten machten aber alles richtig, zeigten sich bei ihrem ersten Linz-Besuch zum Spaßen aufgelegt und lieferten mit hochmelodischem Punkrock à la Anti-Flag & Co. ein Aufwärmprogramm, dass aller Ehren wert war. Vor allem der starke dreistimmige Gesang und die eine oder andere technisch anspruchsvollere Passage blieben im Gedächtnis. Ein Ausrufezeichen!
Eine Stunde vor Showbeginn traf mich kurz ein bisschen der Schlag. CANS hatten gerade über Facebook bekannt gegeben, dass dies ihre letzte Show sein würde. Das kam unerwartet, ist aber kein Anlass, um in Trauer zu verfallen. Die Jungs möchten sich nun einfach nur lieber auf ihre übrigen musikalischen Projekte (zB.: Spirit Desire und Swanmay) konzentrieren. Außerdem würde ein vorher ordentlich angekündigtes, groß angelegtes Abschiedskonzert wohl auch der „Scheiß drauf!“-Attitüde der Band widersprechen. Ein letztes Mal wurde also ordentlich Gas gegeben und alles rausgehauen. Ein alter Klassiker wie „Teenwolves“ durfte da ebenso wenig fehlen, wie neuere Stücke wie „Urban Demon“ und „Shipwreck“, oder auch der Aufruf, sich doch bitte an den Überbleibseln in der Merch-Box zu bedienen. Zum Abschluss wurde dann noch mal die Hardcore-Keule ausgepackt, Gitarren durften Bekanntschaft mit dem harten Bühnenboden schließen und die Stimmbänder bis aufs Äußerste verausgabt. So und nicht anders. Danke CANS – macht’s gut!
Dann zum Headliner. Wenn eine Band schon Witze auf der Bühne reißt, bevor das Konzert überhaupt angefangen hat, kann man sich auf die folgenden eineinhalb Stunden nur freuen. Man bedankte sich gleich mal bei CANS für das Ausleihen des Equipments, weil man selbst zu spät gekommen war – „Chixdiggit is a really professional rock band. Give it up for us, please!“ – und obwohl die Hochphase der Band in den 90er und frühen 2000er-Jahren schon ein Weilchen zurückliegt, merkt man den beiden Gründungsmitgliedern KJ Jansen und Mark O’Flaherty und den beiden frischen Gesichtern, Bassist BJ Downey (der erst sein viertes Konzert spielte!) und Drummer Tyler Pickering in jedem Moment an, wie viel Freude es ihnen (noch immer) bereitet auf der Bühne zu stehen – und den jugendlichen Tunichtgut in ihrem Inneren zu zelebrieren. Publikumswünsche wie „Henry Rollins Is No Fun“ oder „Gerry Cheevers“ wurden gerne entgegengenommen. Auch wenn das teilweise nochmal ein kurzes Proben der Akkordfolge des jeweiligen Songs erforderte. Die Stimmung war auf jeden Fall ausgelassen. Dazu trugen nicht nur, aber vor allem die zahlreichen Anekdoten (egal ob über Lagwagon, Beethovens Mutter, drogendealende 6-Jährige, oder Erfahrungen mit Linzer Torte und dem „CityExpress“), die man zwischen den Songs von sich gab, einen erheblichen Teil bei. Die Lachmuskeln wurden auf jeden Fall strapaziert und das musikalisch gebotene war hervorragender Old-School-Pop-Punk in vollkommener Ausgelassenheit. Es ist fast ein Ding der Unmöglichkeit, das alles zu rekapitulieren und originalgetreu zu schildern. Aber eines lasst euch gesagt sein: Niemand hat diesen Saal gestern ohne einen Grinser im Gesicht verlassen.
Bis zum Ende des Sommers tummeln sich noch so einige Punk-Kapazunder im Auerhahn.
Hier die restlichen Termine der Konzertreihe im Überblick. Geht da hin!
Montag, 25. Juli
Usless ID – Melodic Hardcore / Israel
Versus the World – Punkrock / Kalifornien
Meat Eating Lovemachines – Alternative Rock / Engelhartszell
Dienstag, 9. August
Strung Out – Punkrock / Kalifornien
A Wilhelm Scream – Melodic Hardcore / Massachusetts
Such Gold – Punkrock / New York
Freitag, 12. August
Artshow von SBÄM und EBBII mit
The Flatliners – Punkrock / Kanada
The Decline – Punkrock / Australien
Spirit Desire – Grunge / Linz