GOOD CHARLOTTE: Pflichtschuldig
Ist es befremdlich, wenn Enddreißiger Musik für Teens machen? Auf „Youth Authority“, dem sechsten Album von Good Charlotte, klingt vieles genau so wie früher. Die Gruppe um die Madden-Zwillinge widmet sich ihrer Gründungsphase und vollführt einen musikalischen Nostalgietripp. Pubertät 2.0?
„Don’t you know that life changes? You know that love changes, the pain, it rearranges, best friends become strangers“, sinniert der schmissige Opener „Life Changes“ gleich zu Beginn. Ein Plädoyer für mehr Ernsthaftigkeit nach sechs Jahren Pause? Dass sich die Zeiten ändern, unser Charakter sich wandelt, sich die eigene Persönlichkeit neu gestaltet und weiterentwickelt, ist nichts Neues. Ein alter Hut. Good Charlotte greifen auf „Youth Authority“ dennoch diese Themen auf, obwohl man es aufgrund des Titels anders vermutet. Sozial- und gesellschaftskritische Töne sind bei dieser Selbstbespiegelung nicht zu verorten.
Dass Good Charlotte mehr als nur Fun-Punk können, haben sie schon 204 mit dem dunkel gefärbten, vielschichtigen „The Chronicles Of Life And Death“ bewiesen, auf weiteren Alben diesen Aspekt allerdings nicht weiter verfolgt. Nun also neue Lieder mit Routine und eine aufblühende Liebe für die eigene musikalische Biographie. Gäste wie Simon Neil (Biffy Clyro) und Kellin Quinn (Sleeping With Sirens) sorgen für etwas Abwechslung. Im Grunde gibt es nichts auszusetzen. Die Songs sind tight gespielt, haben Schwung, sind gut produziert und auch eingängig. Das Rotzlöffel-Image wird zwar propagiert, siehe die Single „40 oz. Dream“, findet aber nicht wirklich statt.
Neues Leben für einen zerrütteten Kahn? Frech und verrückt oder doch nur kalkuliert crazy? Nicht alles, was danach riecht, lässt sich per se auf heiße Luft reduzieren. Good Charlotte dürften mit „Youth Authority“ ihre Fans glücklich machen, verweigern sich aber dem Wandel, obwohl es inhaltlich um nichts anderes geht. „But the times they change around here, don’t they?“, heißt es an passender Stelle. Ein Teufelskreis. „Youth Authority“ ist Pop-Punk aus der Konserve, knackig und frisch, aber arm an Überraschungen. Wem Green Day zu politisch und ambitioniert und Blink 182 inzwischen zu erwachsen sind, darf hier gern zugreifen.
Das Gewinnspiel ist beendet.
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