Stadtwerkstatt: Punk-Solidarität mit Abstrichen
Dass Punk-Zugehörige die wohl treueste Fangemeinde sind, die man sich für eine Soliparty vorstellen kann, wurde am vergangenen Samstag in der Linzer Stadtwerkstatt bewiesen. Zugunsten von SOS Menschenrechte knüppelten sich The Devils Rejects, Zeckennapalm und Stockkampf durch den gerammelt vollen, schweißgebadeten, aber vor allem alkoholgeschwängerten Konzertsaal. Ein Umstand, der so manche Hemmungen fallen ließ.
Mit knapp einstündiger Verspätung – die man wunderbar noch bei einem Bier im Cafe Strom überbrücken konnte – startete auch der Soli-Abend. Eingangs noch eine Bemerkung zum Bier im Cafe Strom: es sollte das kälteste an diesem Abend werden. Der gerammelt volle Konzertsaal gepaart mit dem Mühlviertler Bierdurst ließ das Bier, wenn es denn überhaupt noch kalt war, schnell erwärmen. Aber zum Wesentlichen. Als erste Band des Abends standen mit The Devils Rejects echte Lokalmatadoren auf der Bühne. Die Band mit den wohl besten Balladen der Welt lieferte auch ein knapp einstündiges Set, das Balladen-Fanherzen höher schlagen ließ. Bis auf den nervigen Besoffenen in Reihe Eins – ja, es gibt auf Punk-Konzerten einen Unterschied zwischen „Besoffen“ (=Normalzustand) und „Besoffen“ (=ungutes Arschloch). Auch erste Pits ließen nicht lange auf sich warten. Gelungener Auftakt in eine alkoholisch absturzgefährdete Nacht.
Apropos „Absturzgefährdet“, und apropos „Alkohol“. Diese beiden Prädikate könnten wohl 1:1 auf die nächste Band, Zeckennapalm, umgemünzt werden. Saufen, saufen, saufen, saufen, saufen, saufen, saufen, saufen, saufen, saufen, saufen, saufen, saufen, saufen und ein bisserl Punkrock sind da die Devise. Vor allem ersteres wurde treffend umgesetzt – begann doch das Set gleich mit „Zeichen des Rausches“. Was folgt? Saufen, saufen, saufen, nervige Betrunkene – hab ich den Betrunkenen, das dauernd die Musiker auf der Bühne abzuklatschen versuchte, schon erwähnt? – und dazwischen doch politische Messages. Aber, liebe Leute: ich bin ja nicht der, der immer „früher war alles besser“ schreit. Aber früher gabs zumindest im Pit noch einen gewissen Kodex. Den musste man leider vermissen lassen am Samstag während dieses Konzertes. Leuten aufhelfen, Grenzen akzeptieren – leider nicht immer selbstverständlich. Und nein, die Musiker pseudo-lustig als „Schwuuuuul!“ zu bezeichnen und BHs auf die Bühne zu werfen, passt da so überhaupt nicht zum eigentlichen Zweck der Soliparty. Sorry, Leute. Da lieber noch mehr Bier saufen.
Mit der Tiroler Punk-Ska-Kombi „Stockkampf“ – dem wohl am schlimmsten auszusprechenden Bandnamen für eine _Tiroler_ Kapelle – kehrte dann aber wieder Ruhe ein. Es wurde gesoffen – gut so! – gegen Frontex, Grenzen und Rassismus angesungen, und live machen die Herren richtig Spaß. Eine Kapelle, wie man sie gerne öfters hören möchte. Hab ich schon erwähnt, dass gesoffen wurde? Ah, eh – das Bier ging dann nämlich mal langsam zur Neige, eher nachher noch bei mehr oder eher weniger guter Musik noch das letzte Bisschen Nüchternheit ad acta gelegt wurde.
Foto: Christoph Thorwartl