Flut: Nachtschicht in der KAPU

„Linz bei Nacht“ – so heißt die brandaktuelle Single der ursprünglich oberösterreichischen Band FLUT. Was also besser, als in einer Location zu spielen, die schon in den 80ern, dem Jahrzehnt, wo FLUT ihre musikalische Heimat gefunden haben, zu spielen. Dem Ruf in die KAPU waren an einem sommerlichen Freitag erstaunlich viele Menschen gefolgt: bummvoll wäre eine Untertreibung gewesen.

Zuerst aber zum heimlichen Highlight des Abends: Powernerd. Der eigentliche Supportact des Abends legte eine Show hin, die sich gewaschen hat. Eine im wahrsten Sinne des Wortes Performance zwischen Electropunk, 80ern und Haudrauf-Mucke, wo man schwer still verharren kann. Wobei man das am Freitag fast musste: so bummvoll war die KAPU wohl schon lange nicht mehr, knapp 200 Leute tummelten sich in ihr. Bohrmaschinen, Fahrräder, alles wird in die Performance von Powernerd eingebaut. Der Konzertsaal? Eine Selchkammer, wo der Schweiß nicht nur von den Wänden tropfte, sondern fast schon rann. Ein Konzert, das man so sicher nicht so oft bewundern kann, aber es tunlichst nachholen sollte, wenn Powernerd wieder in der Stadt sind.

Was für eine Show: Powernerd in der KAPU!

FLUT muss man dann eigentlich nicht mehr vorstellen. Mittlerweile zumindest. Die ursprünglich aus Oberösterreich stammende Band macht sich gerade daran, die größeren Bühnen des deutschsprachigen Raumes zu erobern. „Nachtschicht“ heißt die neue EP, „Linz bei Nacht“ die Single-Auskopplung. Was also könnte passender sein, als diese in der KAPU zu releasen? Die Röhrenfernseher sind aufgebaut, und als FLUT in schlecht sitzenden Plastik-Trainingsjacken die Bühne betreten, ist die Stimmung bereits so ausgelassen, als würde diese Band nicht erst jetzt die erste EP veröffentlicht haben. Die Nebelmaschine läuft auf Anschlag, sodass sogar der Drummer den einen halben Meter entfernten Sänger nicht mehr erkennt. Gepaart mit der oben schon erwähnten Selchkammer ergibt sich ein Substrat, das jedem Lungenfacharzt auf Dauer eine neue Höchstzahl an Patienten bescheren würde. Da wird das Bier wirklich nur zum Flüssigkeitsausgleich verwendet. Aber zu FLUT: Tracks wie „Tiefschlaf“ und das als KAPU-Hymne bestens geeignete „Linz bei Nacht“ sind Tracks, die die 80er auf gekonnte Art und Weise ins Hier und Jetzt teleportieren, und dabei jederzeit tanzbar sind und Ohrwurmcharakter haben. Auch seien die Videos von FLUT empfohlen, die den nostalgischen Charme ebenfalls unterstreichen!

Eine gelungene Nachtschicht – nicht nur, aber auch deswegen, weil man am Morgen danach immer noch nach gestern riecht!

Foto: © Christoph Thorwartl

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.