IFFI 2017: Sonita

Zwangsheirat – in Österreich ist nicht mehr dran zu denken. Dass es in Afghanistan immer noch ein großes Business ist ,zeigt uns die Regisseurin Rokhsareh Ghaem Maghami. Der Film „Sonita“ gibt uns einen Einblick in das musikalische und schicksalhafte Leben eines jungen Mädchens.

Die Dokumentation handelt von einem 18 Jahre alten Mädchen, welches von Afghanistan ohne Eltern geflüchtet ist und momentan in Teheran mit ihrer Schwägerin lebt. Was sie von der breiten Masse abhebt, ist ihr Wunsch, eine erfolgreiche Rapperin zu werden. Rap ist im Iran verboten, genauso als Frau zu singen. Rokhsareh Ghaem Maghami zeigt in ihren Film die Erfolgsgeschichte der jungen Dame.
Sonita soll zwangsverheiratet werden, um ihren Bruder das Geld zu beschaffen, damit er sich seine Braut kaufen kann. In ihrer Verzweiflung schreibt sie einen Song über die Zwangsverheiratung. Und produziert für das Lied auch gleich ein Musikvideo. Der Clip ist ein furioser Aufruf gegen Zwangsheirat und bekommt eine weltweite Aufmerksamkeit, welche einen großen Einfluss auf das bevorstehende Leben von Sonita haben wird.

Sonita erhält ein Stipendium, um in die USA zu gehen, um dort eine internationale Schule mit dem Schwerpunkt auf Kunst/Musik zu besuchen. Welche Hürden es zu überwinden gibt, als afghanischer Flüchtling ohne Pass und anderen Papieren ein Visum in der USA zu bekommen, zeigt die Dokumentation sehr genau. Und auch die Gefühle junge Rapperin, wie es ihr damit geht, als sie ihrer Familie den Rücken zukehrte und sich gegen die Zwangsheirat und somit auch gegen ihre Familie entschied.

Das Ganze wäre sicher anders ausgegangen, hätte die Filmemacherin nicht eingeschritten und eine authentische Dokumentation aufs Spiel gesetzt. Sie war es, die Sonita für eine Frist von 6 Monate lang frei kaufte. In der Zeit entstand das Lied und das Video, welches Sonita die Türen in die USA öffnet. Die Geschichte von Sonita ist im Gegensatz zu den anderen tausenden eine, die gut ausging. Sie setzt sich aber weiterhin für ihre Landsleute ein und kämpft gegen die Zwangsheirat an.

Im Anschluss des Filmes hätten Jugendliche von einem Jugendzentrum eine Hiphop-Einlage gezeigt, leider wurde das Programm wegen der fehlenden Zustimmung der Eltern abgesagt. Die Eltern hatten großen Angst, dass die Jugendlichen aufgrund ihrer Performance schlechtere Chancen beim Asylverfahren hätten bzw. ist auch die Angst vor Verfolgung in Österreich immer noch aufrecht. Gerade dies zeigt uns die Parallelen zum Iran.

Der Film lässt einen aufwachen und gibt die klare Botschaft, dass das Leben außerhalb der eigenen schön eingerichteten Blase nicht ganz so rosig ist. Dass immer noch unzählige Mädchen/Frauen unter dem Patriarchat leiden und unsere Genderdebatten im Vergleich dazu mehr als lächerlich erscheinen.

Sonita

Regie: Rokhsareh Ghaem Maghami

91 Minuten

Iran

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