Ahoi! Pop 2017: sicherer Hip-Hop-Hafen
Da Staummtisch, Jugo Ürdens, Dicht & Ergreifend, Meagloh und Fünf Sterne Deluxe machten den Abschluss beim Ahoi! Pop im Posthof Linz. HipHop in den unterschiedlichsten Arten – von Dialektrap bis hin zum klaren Deutschrap war so ziemlich alles vertreten – ließ die Herzen höher schlagen.
Heuer steuerte das kulturelle Flaggschiff des Pops Richtung eines sicheren Hafen namens Hip Hop. Das Ende des siebten Ahoi!Pop passte sich dem Ruf der Stahlstadt an und verschrieb sich den fetten Beats und textsicheren Rap-Parolen. Ob dies unter „Pop“ fällt, ist eine Streitfrage.
Dass Linz die Heimat des HipHop-affinen Publikums ist zeigte sich vor allem durch den doch merklich stärkere Beuscher*innenanstrom am letzten Tag. Auch wenn, das Festival heuer im Vergleich zu anderen Jahren noch lange nicht ausverkauft war, merkt man, dass Hip Hop in Linz immer willkommen ist.
Den Beginn, wie soll es an einem Hip Hop Abend auch anders sein, machre die Linzzer Crew „Da Staummtisch“. Heuer im Herbst feiern sie ihr elfjähriges Bestehen, nach einer längeren Pause sind sie seit 2015 wieder mit dem Album „Eldorado“ zurück. Neben eigenen Songs wie „Geh zuwa“ oder „Eldorado“ spielten sie auch Songs von anderen Bands, wie zum Beispiel „Big L“ von der leider nicht mehr bestehenden Band Andi&Alex. Der Slot von einer halben Stunde war dann doch sehr knapp – da hat man sich gerade wieder an die alten Texte erinnert, und da war die Stagetime schon wieder vorbei.
Paradebeispiel für „ich versteh den Hype nicht“ ist für uns der Künstler Jugo Ürdens. Technisch mag seine Musik ganz fein sein. Die Beats laden zwar zum Shaken, die Texte verstören bei genauerem Hinhören doch etwas. Ähnlich wie uns ging es auch anderen – so fanden auch die Leute in Linz die Bar teilweise spannender als Songs wie „DiesDas“ oder „Österreicher“. Es mag schon einen tieferen Grund hinter der klischeehaften Fassade geben – aber I just don’t get it.
Zwar nicht Hedliner des letzten Festivaltages, aber dafür Headliner der Herzen waren die bayrischen Nachbarn Dicht & Ergreifend. In Linz spätestens nach dem ausverkauften Konzert in der letzen Saison keine Fremden mehr. Auch das Konzert am Noppen Air 2016 war bei den Besucher*innen noch sehr präsent. Die bayrischen Giganten schafften es jedoch als einzige Band an diesem Abend, den Saal komplett zu füllen und gähnende Leere im Foyer zu verbreiten. Die zwei Rapper Urkwell und Lef Dutti hatten an dem Abend ein Ziel: Feiern bis zum Weltuntergang – auch wenn das namensgleiche Lied leider keinen Platz auf der Setliste fand. Dies musste wohl Platz machen für neue Songs wie „Don’t believe the like“. Aber Hits wie „Maana“, „Foreever Younggsey“ oder „Zipfelschwinga“ luden nach wie vor zum Abfeiern ein.
Vorletzter Act des Abends: „Megaloh“ – der Berliner Rapper wurde durch den Songs „Endlich unendlich“ und „Regenmacher“ in ganz Deutschland bekannt. Bekannt ist er nicht nur als Solo-Künstler, sondern auch als Musiker, der auf vielen Songs oder Alben als Feature zu hören ist – unter anderem bei dem Album vom Moop Mama. Trotz seinen 100.000 Facebookfans und den 900.000 Views auf Youtube ist er in Österreich verhältnismäßig kaum bekannt. Was sich am letzten Ahoi!Pop Tag auch im Saal bemerkbar machte. Das Publikum lauschte gespannt, bewegte hin und wieder auch die Hüfte, aber von Abfeiern wie bei Dicht & Ergreifend waren die Leute weit entfernt – obwohl Megaloh natürlich auch seinen aktuellen Hit „BSMG“ zu besten gab.
Eigentlich sollte nach Megaloh nur noch eine Band kommen, aber ein deutscher Rappe baute sich kurzerhand seine eigene Bühne im Foyer und überbrückte mit seinen Songs die lange Umbaupause, bis die HipHop-Veteranen Fünf Sterne Deluxe bereit für ihre Show waren. Wer der junge motivierte Mann war, der bei einem Konzert kurzerhand die Mikros übernahm, ist uns leider unbekannt.
Headliner des Abends, “ Fünf Sterne Deluxe“ ließen sich es nicht nehmen, mit einem fetten Bühnenbild samt Requisiten die Show mit einem großen „Bam“ zu starten. Ganz in Gelb zeigten sie jedem, dass sie wieder da sind. Sieben Jahre wurde es still um die Band und erst vor einem knappen Monat wurde nach der Funkstille das neue Album „Flash“ released. Mit dieser neuen Platte mit im Gepäck touren sie quer durch den deutschsprachigen Raum. So ist es komplett klar, dass Songs wie „Moin Bumm Tschack“ oder „Afrokalle“ auf der Setliste nicht fehlen dürfen. Der Stil der Band hat sich schon etwas verändert, fette Produktionen, die fast schon dem momentanen eintönigen Mainstreambrei ähneln. Es kommt einen fast schon so vor, als ob mehr Energie in die Präsentation der Künstler gesteckt wird als in die Inhalte der Songs, schade eigentlich. Nach jedem dritten Lied wurde das Outfit geändert und das Bühnenbild geändert – zum Fotographieren spannend, zum Abfeiern fast schon anstrengend: die Umziehpausen. Aber für die Nostalgiker*innen gab es trotzdem am Ende noch ein kleine Wiedergutmachung in Form der Lieder „Dein Herz schlägt schneller“ oder „Die Leudde“. Leider verließen schon viele vor dem Ende den Saal und konnten dies nicht mehr erleben.
Seit sieben Jahren ist das Ahoi! Pop ein Fixpunkt für kulturinteressierte Menschen, der heuer 15 nationale und internationale Musiker*innen nach Linz holte. Und somit die Stadt zumindest für drei Tage zu einem kulturellen Hotspot macht.