Boneflower: warten lohnt sich manchmal – und wie!

Dass der Spielbeginn und die Setlänge eines Konzertes keinen Einfluss auf dessen Qualität haben muss, wurde am Montag im KÖLLA Linz bewiesen. Trotz einer fast zweistündigen Verspätung lieferten die spanischen Bands Boneflower und Descubriendo a Mr. Mime eine, kurze aber ausgezeichnete Show ab.

Lange Wege zwischen Konzerten sind eine schwierige Angelegenheit. Es reicht eine Kleinigkeit – und schon ist man zu spät dran. Diese Situation kennt jeder Musiker aus eigener Erfahrung. Selbiges ist dann auch am Montag entstanden, sodass wir fast geglaubt haben, dass es das mit dem Konzert heute schon gewesen ist, bevor es überhaupt angefangen hat. Gottseidank haben wir uns geirrt und gegen 22:30 ging es dann endlich los. Auch wenn die Setlängen wegen der verspäteten Ankunft leider auf jeweils gut 20 Minuten gekürzt werden mussten.

Begonnen hat dann auch gleich das Highlight des Abends. Boneflower, wie Descubriendo a Mr. Mime aus Spanien, überzeugten auf ganzer Linie. Ihr etwas melodischer und instrumentallastiger Post-Hardcore erinnerte stark an FJØRT – mit weniger Soft Vocals. Was keineswegs schlecht sondern, schlicht großartig klang. Kein Verspielen, kein Ton, der unpassend klang, kein „down“ Moment. Trotz großem Stress beim Aufbau sehr energiegeladen und mit viel Leidenschaft. Fleißig fürs Vorbeikommen bedankt wurde sich auch beim durchaus zahlreich erschienenen Publikum. Denn trotz eines Montagabends, keinem Local Support und der späten Uhrzeit waren es doch ca. 20 bis 25 Musikenthusiasten, die ihren Weg in den KÖLLA fanden. Hat sich ausgezahlt – und den vielen Boneflower-Platten unter den Achseln nach zu urteilen, waren nicht nur wir von der Band unglaublich begeistert.

Etwas weniger konnten mich dann Descubriendo a Mr. Mime überzeugen. Das war musikalisch ein durchaus harter Cut, war die zweite spanische Truppe doch dem Screamo zuzuordnen. Dementsprechend direkter und schneller prallten einem als Zuschauer die Songs entgegen. Keineswegs technisch schlecht, das hatte alles schon Hand und Fuß, aber es fehlte dann im Vergleich zu Boneflower dieses gewisse Etwas, dieser Wow-Moment. Auch die Interaktion mit dem Publikum war bei den Landsleuten zuvor herzlicher. Alles in allem ein solider Gig, der aber doch hinter jenem von Boneflower zurückbleibt.

Foto: Christoph Thorwartl

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