Mono & Nikitaman: Guten Morgen, es brennt!

„Guten Morgen es brennt!“ – so heißt das aktuelle Werk des ursprünglich Linzer und nunmehr Berliner Duo Mono & Nikitaman, das letzte Woche offiziell das Licht der Musikwelt erblickt hat. Ein Album mit einem Titel, das dem geneigten Hörer nicht erst seit den jüngsten Ereignissen in Chemnitz ein sarkastisches Schmunzeln ins Gesicht zaubern wird. Ein Album, dessen Titel man auch als Schlagzeile missbrauchen könnte. Doch was hat sich musikalisch getan?

Mono & Nikitaman – wie wurde das Duo nicht schon bezeichet? „Dancehall-Punks“ war hier noch das wohl am öftesten gebrauchte Schlagwort. Seit 2004 mit „Das Spiel beginnt“ Platte #1 erschienen ist, hat sich einiges getan. Was vor gut 50 Leuten (optimistisch geschätzt) in Locations wie der Linzer Stadtwerkstatt begann, hat bei ausverkauften Touren und Festival-Headliner-Slots geendet. Was ihnen über all die Jahre geblieben ist: politische Messages, sowie ein bisschen „Gras ist Legal.“. Auch am neuen Werk „Guten Morgen es brennt“ ist man sich treu geblieben. Egal ob man im Opener „Leuchtfeuer“ wieder mal Ungehorsam fordert und Mauern einreißen will, dabei aber auch den Autotune entdeckt hat. M&N-Hörer der ersten Stunde dürften verwundert sein – aber gut, das waren sie auch schon beim Vorgänger „Im Rauch der Bengalen“. Dancehall-Punk 2018, quasi. Eh nett, live auch, aber dann halt auch nicht jedermanns Sache. Macht ja nix.

Denn die Platte hat nach wie vor die Message „U.N.I.T.Y.“ (sic!) im Gepäck: egal, ob etwas verpackter in „Der aufrechte Gang“, oder straight in die Fresse in der Single-Auskopplung „Hitler muss immer wieder sterben“. Dazu durchaus gelungene Features, hier herausragend: Sookee bei „Im Stehen Pinkeln“, das das Thema Equal Rights auf ohrwurmtaugliche Art und Weise verarbeitet. Nicht minder stark: „Wir sind mehr!“ – was das eingangs erwähnte sarkastische Schmunzeln angesichts der Ereignisse in Chemnitz nur noch verstärkt. Dazu kommen Liebeshymnen wie „Dosenbier und Zärtlichkeit“, die Kiffer-Quotennummer „Kein Weed“, die Schönes-Wetter-Quotennummer „Gib mir ein bisschen Sommer“, sowie das obligatorische Lob an die Fans, pardon, die „Crew“, zum Abschluss, nachdem man der Hörerschaft eingetrichtert hat, „nie so sein wie all die anderen“ sein zu wollen. Der stärkste Track: wohl „Nirvana“, nicht nur wegen des Features mit Miwata, das Chillen, Kiffen und Equality in einem Song verpackt.

Fazit: Mono & Nikitaman sind noch immer so, wie sie sind. Links, gegen Nazis, für Legalisierung, für Equal Rights. Der Sound wurde natürlich 2018-tauglich gemacht. Für Fans, pardon, für „Crew-Mitglieder“, sicher keine Enttäuschung. Für alle anderen sicher keine Offenbarung, aber ehrlich: M&N schaut man sich eh lieber live an. Dann kann man auch live wieder beobachten, wie „laut die Crew“ sein kann, und ob die rechte Seite des Konzertsaales eh nicht lauter als die linke Seite ist. Bis dorthin dürfen sich politisch der Mono & Nikitaman’schen Seite zugehörig Fühlende auf „Guten Morgen es brennt“ zumindest eine Dreiviertelstunde lang in ein schöneres Leben zurückziehen.

„Guten Morgen es brennt“ erschien am 23. August im Eigenvertrieb auf M&N Records. Live in Linz am 1.11. im Rahmen des Ahoi! Pop-Festivals im Linzer Posthof! 

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.