Gusenside 2019: so muss Feuerwehrfest!
Feuerwehrfeste. Nicht unbedingt die subtext.at’sche Spezialdisziplin – da fehlt uns, sozusagen, der Grundspeed. Die siebte Auflage des Gusenside-Fests im mühlviertlerischen Trosselsdorf belehrt uns aber immer wieder, dass sich Feuerwehrfest und gute Musik nicht ausschließen müssen. So auch am vergangenen Freitag – mit Hausfreind & de Andere, Bagage, Farewell Dear Ghost und Dschuls & Mey wurde den knapp 250 Besuchern ein buntes Abendprogramm geboten.
Bei Act #1, den Lokalmatadoren Hausfreind & de Andere, durfte man vor allem eines feststellen: so ganz ohne Cover gehts dann auch nicht. Sängerin Johanna wurde in einer von den drei anderen Protagonisten der Band, nunja, sagen wir mal rekrutiert, und verstärkt die Truppe seither am Gesang. Von Wanda über Kraftklub bis hin zu Wolfmother wird sich hier durch die (jüngere) Musikgeschichte geackert. Ambitioniert, mit dem Heimvorteil ausgestattet, Zugabe-Rufe, ein oder zwei Bierlein danach – was will man mehr von einem Opener?
Musikalisch in eine ganz andere Richtung haben sich Bagage entwickelt. Ursprünglich ebenfalls aus Oberösterreich stammend, mittlerweile in Wien beheimatet. Was die vier Jungs bieten? Ohrwurmtauglichen Electro-Pop, der sich aktuell in ihrer EP „Bright Future“ manifestiert. Durchaus ambitioniert also, der Titel. Vor allem die Single „Trap“, die auch als Encore ein zweites Mal live erklingen durfte, macht dann aber schon deutlich, wohin die Reise geht: tanzbarer Indie-Pop, der sich an großen Vorbildern orientiert und denen um nicht viel nachsteht. Sicher einer der Acts, auf die man hierzulande in Zukunft mehr als gespannt sein darf!
Den Status als „eine der besten Bands des Landes“ haben Farewell Dear Ghost bereits erreicht. Nicht nur, weil sie den ominösen Amadeus-Award ihr Eigen nennen dürfen, eine Konzertreise durch Ostasien erlebt haben, oder am Acoustic Lakeside 2018 samt dem „Shadowplay Ensemble“ für einen DER Gänsehaut-Momente in der subtext.at-Redaktion gesorgt haben. Sondern auch vor allem deswegen, weil live hier die sprichwörtliche Post abgeht. Sänger Philipp Szalay gibt die gekonnte Rampensau, der Rest der Band dürfte ebenfalls Spaß an der gemeinsamen musikalischen Sache haben. Klar, dass bei „Fire“ die Stimmung am Besten ist – aber der Rest der Show darf sich mehr als sehen lassen. Umso schöner, dass vielleicht bald auch neues Material erscheint!
Den Abschluss des Feuerwehr-Abends, nach dem Genuss einer Bosna (Lob an die Küche an der Stelle, hier schmeckts noch, und ist nicht so grauslig wie auf so manchem Fest mit einem -ival hintendran!), durften Dschuls&Mey bestreiten. Mundart-Hip-Hop aus dem Mühlviertel, der sich verdienterweise einer immer größeren Fanbase erfreuen darf. Kein Wunder – denn ernst nehmen sich die beiden auf der Bühne nicht immer. Songs über das Nicht-Nach-Hause-Gehen und die „Gang“ inklusive, und endlich wieder mal das Gefühl, wirklich ehrliche Musik zu hören. Denn verstellen können sich die Herren mit Sicherheit nicht – und auch hier gilt: da wird man wohl noch Vieles hören!
Ein Feuerwehrfest, das auch Musikenthusiasten zufriedenstellt – da fährt man auch ob der kulinarischen und vor allem bierpreislichen Gestaltung des Festivals zufrieden nach Hause. Und vielleicht gibt es ja Besucher, die heimische Musik neu für sich entdeckt haben. Sollte man nämlich!
Foto: Christoph Thorwartl