Ignite: still living for better days

Am Tag nach dem NOFX-Spektakel am vergangenen Freitag waren im Alten Schlachthof Wels gleich nochmals wahre Punk-Legenden am Start: Ignite. Die Truppe aus Orange County wurde auf Einladung der Hangöver Society für ein Gastspiel im sonst so beschaulichen Wels engagiert. Mit dabei als Support lokalere Acts: das neueste SBÄM-Signing Swallow’s Rose, Linz‘ finest Hardcoreband Vacunt, sowie die Schwandenstädter Local Heroes von Panica. 

Gleich vorweg: ganz so voll und schweißtreibend wie am Abend davor ist es am vergangenen Samstag dann doch nicht geworden. Dafür die Atmosphäre gemütlicher, weil nicht mehr als bummvoll, und das Bier gleich um 70 Cent billiger. Ist ja auch was und summiert sich auf einem Punk-Konzert erfahrungsgemäß recht schnell.

Den Abend in Wels eröffneten Swallow’s Rose. Die Band aus Niederbayern ist mit ihrem Album Live, Love, Hate & Hope auf SBÄM-Records vertreten und deshalb hierzulande ein gern gesehener Gast. Musikalisch irgendwas zwischen Bad Religions und den Ramones, gegen Nazis, hierzulande auch verstanden, und sowohl am Merch als auch an der Bar sehr trinkfest. Punkherz, was willst du mehr? Vielleicht noch ein paar mehr motivierte Leutchen vor der Bühne, denn verdient hätte sich die Band was.

„Ich wundere mich auch, warum man auf einem Konzert mit Melodic-Hardcore-Headliner gerade uns eingeladen hat“ – Vacunt-Frontrampensau Brucki im O-Ton. Ganze 18 Jahre lang knüppeln sich Vacunt durch (vor allem die) Linzer Punk-Szene und (manchmal) Welser Ableger davon. Musikalisch halt nicht unbedingt zum Abend passend, nehmen sich Vacunt aber auch anno 2019 kein Blatt vor den Mund. „Fuck The Fakes“ – auch wenn das Album ein bisserl länger gedauert hat (und auch schon wieder mehr als zehn Jahre lang zurück liegt), sind Vacunt der wohl Oldschoolig’ste Vertreter des Linzer Punks. Hardcore, politisch, mittlerweile ein bisserl aus Altersgründen in der Besetzung geschrumpft, aber nicht weniger empfehlenswert!

Der Headliner des Abends ist dagegen international bei weitem kein Unbekannter mehr: Ignite. Die Truppe aus Orange County bewies, dass sie live immer noch verdammt gut ist. Vor Allem Frontmann Zoltán „Zoli“ Téglás zeigte sich stimmlich in überraschend guter Form, nicht nur beim Opener „Veteran“. Auch wenn Ignite wohl auch etwas pessimistischer geworden sind – und auch befürchten, Donald Trump könnte wiedergewählt werden – stehen sie für Melodic Hardcore der empfehlenswerten Sorte. Eine Stunde lang knüppeln sie sich durch ihre Discographie, sogar ein Bad-Religion-Cover schafft es in die Setlist, ebenso wie Klassiker wie „Bleeding“, „Sunday Bloody Sunday“ und „Live For Better Days“ zum Schluss. Ein solider Auftritt.

Eigentlich sollte der Abend danach ja auch zu Ende sein. Eigentlich – denn der letzte Local Hero des Abends stand mit Panica erst nach Ignite auf der Stage. Schade – denn alle Besucher sind dann doch nicht mehr geblieben. Newcomer sind Panica – Ähnlichkeiten zu einem gezuckerten Fruchtsaftgetränk unserer Kindheit natürlich nur zufällig – beleibe nicht mehr, sind sie doch in Sachen Bandhistorie eher in die Kategorie „Vacunt“ einzuordnen. Mit „Look The Other Way“ ist 2016 und mit „Lean back“ zuletzt 2017 neues Material erschienen. Live machen sie sich mittlerweile eher rar – schade, denn Punkrock können die Herren sehr gut. Ein schöner Abschluss, den man aber dann lineupttechnisch doch lieber gerne vor Ignite gesehen hätte. Ein schöner, familiärer Abend in einer Location, die wie geschaffen für solche Konzerte ist!

Fotos: Christoph Thorwartl

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.