ANDERWELT: 2084
Angelehnt an den George Orwell Roman „1984“ zeichnet die Linzer Dark Ambient Metal-Formation Anderwelt auf ihrem neuen Album ein dystopisches Zukunftsbild. Getragen von epischen Songstrukturen und doomiger Schwere kein unpassender Soundtrack für den Planeten Erde im Jahr 2020.
Literarische Vorlagen sind bei Anderwelt keine Neuigkeit. Schon das 2015 erschienene Debütalbum „Schattenlichter“ basierte auf einer Romanvorlage, nämlich „Die Hunde des schwarzen Todes“ von Richard Adams. Dazwischen gab es 2017 mit „Trinity Of Decay“ und „A Murderer’s Theme“ zwei neue Songs zu hören. Seitdem wurde fast vier Jahr lang am neuen Opus Magnum gebastelt, welches sich nun in Form von vier, ingesamt fast 40 Minuten füllenden Ambient Metal-Stücken vom Feinsten präsentiert. Übrigens: Die Quasi-Releaseshow beim Shredfest #8 im November war eines unserer pandemiebedingt leider spärlich gesäten, metallischen Konzerthighlights (zum Bericht).
Anderwelt wissen wie man ordentlich mit dem Knüppel draufhaut – die doomigen Riffgewitter sind Zeugen davon. Ihre wahre Stärke entwickelt die Band aber dann, wenn es an die große Dramatik geht. Gerade die beiden längeren Stücke „Plenty“ und der epische Closer „Pax“ (oben im Video zu sehen) verlagern den Fokus auf epische Strukturen und stellen vermehrt Cello und gespenstisch wirkende, weibliche Vocals in die Auslage. Die Songs pendeln so zwischen instrumentalen Themen, die sich gerne über mehrere Minuten episch aufbauen dürfen und den tief grummelnden Doom-Gitarren. In den Vordergrund stellen darf sich auch Sänger Phil Wintersberger, der den Drang nach Freiheit nach draußen schreien darf. Die Band, im Kontext von Album und Roman als regimefeindliche Terroristen auftretend, prangert in ihrer Musik Unterdrückung, Manipulation und Verskalvung an.
Am Ende gewinnt zwar wie immer das Haus, aber der musikalische Eindruck ist dafür ein bleibender. „2084“ ist für mich in diesem Jahr neben „Traktat“ von KARG die wahrscheinlich spannendste Metal-Veröffentlichung made in Austria. Wer auf epische Klänge mit Härte und Konzept steht, wird hier garantiert fündig.
TRACKLIST
01. Plenty
02. True
03. Luv
04. Pax
VÖ: 20.11.2020 via Electric Fire Records