Foto: Christoph Leeb

Kultur Shock in Wels: Seattle trifft Balkan

Kultur Shock in Wels am vergangenen Dienstagabend! Was nach einer politischen Drohung klingt, entpuppte sich bei näherer Betrachtung als mehr als gelungenes Balkan-Gypsy-Punk-Konzert.

Vorneweg mal ein Lob: die „Flavor Stage“ im Innenhof des Welser Alten Schl8hofes ist ein besonders schönes kulturelles Kleinod in einer manchmal tristen Stadt. Der improvisierte „Garten“ in der Dragonerstraße spielt im Kampf um den Titel „schönster Kulturparkplatz“ des Landes sicher um die Podestplätze mit. Band an diesem wohltemperierten Dienstagabend, kurzfristig nach Wels gekommen: Kultur Shock. Der Name sollte sich allerdings nicht als Programm erweisen.

Gut 150 Leute sind es nämlich schon gewesen, die relativ spontan zu diesem Konzert gekommen waren. Kultur Shock ist eine mulitnationale Band, die 1996 in Seattle gegründet wurde. Die Wurzeln liegen allerdings woanders: im ehemaligen Jugoslawien, wo Front-Rampensau Srdjan Yevdjevich schon vorher Karriere machte, eher er aus bekannten Gründen in den 1990ern in die Staaten emigrieren musste. Einflüsse bei Kultur Shock sind vom Balkan allerdings geblieben, werden aber um Facetten aus Punk, Funk, und Fusion Jazz erweitert und ergeben ein tanzbares Potpourri, dessen Energie man sich kaum entziehen kann. Politisch sind die Herren und Damen von Kultur Shock durchaus bewandert, liegen humoristisch-textlich im eher sehr linken Spektrum, haben dabei aber immer ein Augenzwinkern dabei. Sprachwechsel von Englisch, Bosnisch und Spanisch inklusive. „D.R.E.A.M.“ heißt die aktuelle Platte des Kultur Shock’schen Schaffens, mit dem sie pandemiebedingt auch verspätet auf Tour gingen und am Dienstag eineinhalb Stunden Abriss im Alten Schl8hof Wels zelebrierten, was leider auch schon wieder den einzigen Österreich-Stop darstellte. Schade, denn hier hat man definitiv etwas versäumt!

Fotos: Christoph Leeb

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.