UADA - Svns ov the Void European Tour 2022, Viper Room Vienna | © Markus Wetzlmayr / @wetphoto / www.wet-photo.at

Mehr Drama als KVLT: UADA im Viper Room Vienna

Wenn sogar der Opener beinahe ein längeres Set hat, als der Main Act und letzterer sich auch noch komplett wortlos schleicht, heißt das vor allem: angepisste Fans und schnippische Dramaqueen-Bands auf Instagram. Zumindest HEIDNIR, PANZERFAUST und EVOKEN waren leiwand.

Das muss man sich schon etwas auf der Zunge zergehen lassen. HEIDNIR, Local Heroes und Opener des Abends, knüppeln 40 Minuten lang ihr Set raus. Mit Enthusiasmus, Können und ganz viel bösem G’schau. Bombe! UADA tänzeln dann kapuziert irgendwann um halb Elf auf die Bühne, nachdem das Tapeintro zweimal gespielt werden musste – Timing ist schon a Luder – ziehen ihr Standardprogramm ab und flüchten nach gerade mal 45 Minuten wieder zum Backstagebierkühlschrank.

HEIDNIR

HEIDNIR – Viper Room Vienna | Foto: © Markus Wetzlmayr / @wetphoto / www.wet-photo.at

Aber von vorn: HEIDNIR (Singular, Projekt) ist ein stabiles, heidnisch angehauchtes Black Metal Soloprojekt von HEIDNIR (Singular, Mensch, née Andreas Krempler). HEIDNIR (Plural, Gruppe) sind dann HEIDNIR (Singular, Mensch) und seine Livemusiker, die HEIDNIR (Singular, Projekt) dem versammelten Volk um die Ohren hauen. Hat also mehrere Schichten, ist im Prinzip aber hauptsächlich eins: echt grandios. Quantensprünge der Innovation und „pushing the envelope“ im Bereich Black Metal kann man HEIDNIR (Singular, Mensch) zwar nicht vorwerfen, doch HEIDNIR (Singular, Projekt) hat das auch gar nicht nötig. Hier wird nicht das Rad neu erfunden, sondern der Knochenaltar, auf dem seit Äonen Menschenopfer dargebracht werden, auf Hochglanz poliert. Die Politur besteht dann aus feinstem Black Metal, mit ordentlich Druck von der Rhythmusfraktion und sphärischem Gitarrenzweiklang. Machte ziemlich viel Spaß und ist dank des Dramas zu späterer Stunde eindeutig zum Highlight des Abends aufgerückt. Danke HEIDNIR, HEIDNIR und HEIDNIR für diese Show!

Heidnir Setlist Viper Room, Vienna, Austria 2022

PANZERFAUST

PANZERFAUST – Svns ov the Void European Tour 2022, Viper Room Vienna | Foto: © Markus Wetzlmayr / @wetphoto / www.wet-photo.at

Mit einer Show der Qualitätsmarke „TRVE KVLT“ ging es im Anschluss auch gleich weiter. PANZERFAUST, neben UADA die anderen 50 % der „Svns ov the Void European Tour 2022“, sind ebenfalls stark auf das Wesentliche konzentriert. Ein unikater Bandname ist jedenfalls nicht Pflicht und daher sei festgehalten, dass wir bei dieser PANZERFAUST vom kanadischen Fabrikat reden. Nicht zu verwechseln mit anderen Black Metal PANZERFÄUSTEN aus Tschechien, Frankreich, Deutschland, Italien, Polen oder Schweden. Aber wie schon bei HEIDNIR, muss man sich bei PANZERFAUST fragen, ob man wirklich jedes Genre dauernd zum nächsten „Post-„-Genre erheben will. Die „Black Metal Fundamentalists“ PANZERFAUST sagen eindeutig „Vielleicht!“ und liefern eine brutal-frontale Black Metal Eucharistie zur Taufe ihres neuen Silberlings „The Suns of Perdition – Chapter III: The Astral Drain“. Jener Silberling, der zwar ganz tief in die Mottenkiste der Genreurväter schaut, aber trotzdem genug eigenen Einschlag mitliefert, steht im zarten Alter von gerade mal drei Tagen bereits gut auf eigenen Beinen. Mit der Bühnenperformance und der panzerbrechenden Diskografie im Gepäck sicherten sich PANZERFAUST prompt den zweiten Platz.

EVOKEN

EVOKEN – Escaping Epiphenomenalism Tour 2022, Viper Room Vienna | Foto: © Markus Wetzlmayr / @wetphoto / www.wet-photo.at

Manchmal scheißt es dir schon richtig rein. Besonders wenn du als dritte Band des Abends plötzlich mit massiven Tonprobleme, Feedback und ausgefallenen Monitoren übergossen wirst. EVOKEN hatten es wirklich nicht leicht und besonders Sänger und Gitarrist John Paradiso kämpfte sichtlich mit dem Zwang, seinen Sechssaiter mit Schwung Richtung Soundboard zu werfen und blasphemische Stoßgebete an die Viper Room Decke zu spucken. Aber ein paar böse Blicke und deutliche Worte später, war das Problem halbwegs unter Kontrolle und EVOKENs treibender Funeral Doom dürfte bis ins Bestattungsmuseum am Zentralfriedhof gedrungen sein. Solide, stellenweise etwas langwierig, aber für Funeral Doom immer noch ein starkes Lebenszeichen. Platz 3, mit Verdienstzeichen!

Evoken Setlist Viper Room, Vienna, Austria, Escaping Epiphenomenalism Tour 2022

UADA

UADA – Svns ov the Void European Tour 2022, Viper Room Vienna | Foto: © Markus Wetzlmayr / @wetphoto / www.wet-photo.at

Merke: Wer Tonprobleme hat, soll das dem Tonmenschen sagen, dann tut der Tonmensch seine Arbeit und beseitigt Tonprobleme. EVOKEN haben es vorgemacht, UADA zeigten jedoch, dass „monkey see, monkey do“ nicht universell anwendbar ist.

Die Melodic Black Metal Hoffnung aus Oregon war an diesem Abend leider zu sehr in den eigenen Kapuzen gefangen, um sich um Lappalien wie Spieldauer oder Tontechnik zu kümmern. Ja, das klingt jetzt etwas salty, aber von einer Band, die bereits zwei Wienauftritte nacheinander relativ kurzfristig absagen musste, hätte man sich als Fan seit der ersten Scheibe einfach mehr gewünscht. Mit dem Opener „The Purging Fire“ vom 2018er-Diskus „Cult of a Dying Sun“ setzte man zwar schön die Stimmung für den nahenden Hitzetod Europas, aber das war es dann auch relativ schnell wieder. Zahlreiche Hoppalas im Rhythmusbereich, Nullkommajosef Publikumsinteraktion – aber dafür waren an diesem Abend alle Bands zu TRVE – und ein Standardprogramm mit einer exakten Laufzeit von 45 Minuten. Fin. Es gibt Schnellwaschprogramme in Geschirrspülern, die nicht so flott durch sind. Als UADA dann recht prompt das Feld räumten, begann zwar anfangs noch das übliche „Zugabäääähhhh / We want mooooooaaaaahhhhh / WON MOAH SOOONG“-Spiel. Es wurde aber bald klar, dass hier tatsächlich Schicht im Schacht war. Sehr zur negativen Überraschung der Fans, die nördlich von €30 für diesen Quickie ohne Happy End ausgegeben hatten.

Die Auflösung zu diesem Mysterium erfolgte dann wenige Stunden nach Konzertende, als vermehrter Unmut auf UADAs Instagramseite laut wurde. „Slap in the face of your fans“ und „scam“ wurden da schon mal gepostet und von einer Band/Social Media Person, die etwas zu wenig Schlaf erwischt hatte, mit „fan criticism is one thing, assholes are a whole other thing“ abgehandelt. Sehr professionell.

In weiterer Folge wurde die Schuld überall anders gesucht. Das Venue sei schuld, dass die Soundchecksettings überschrieben wurden. Das Universum sei schuld, denn man hätte ja einen neuen Drummer und mehr Material konnte nicht einstudiert werden. Letzteres wär ja tatsächlich noch verständlich, wenn man die eigene KVLTness mal an der Garderobe abgeben würde und einfach ein erklärendes „Hey Leute, wir haben einen neuen Drummer. Heute wird es ein kürzeres Set. Sorry!“ äußern täte. Aber das ist halt nicht TRVE genug und das Vieh wurde bereits gemolken.

Wer dann noch auf diese Kritik mit einem angesäuerten, kleinkindischen „perhaps we will pass on playing Vienna on the next tour“ versucht, zu drohen, sollte mal unter der Kapuze lüften.

Eine Treppchenplatzierung wär vor diesem Drama noch drin gewesen. Wegen schweren Verstößen gegen die „NO MOSH | NO FUN | NO HEULSUSEN“-Regelung im Black Metal wird UADA jedoch vom Wettbewerb ausgeschlossen. Schade. Vielleicht nächstes Mal. Oder nicht, wenn eine bockige Dramaband für den nächsten Wiengig „passen muss“.

Galerie

Fotos: © Markus Wetzlmayr

Markus liefert als Teil der Wiener Fraktion von Subtext Konzertfotos aller möglichen Genres. Egal ob Hip Hop oder Black Metal - Hauptsache die Musik geht unter die Haut und drückt in den Ohren.