© Marcel Köhler

Gasrechnung und Trillerpfeife

Seit 21. September ist Maya Arad Yasur‘s „Amsterdam“ im Hamakom in Wien zu sehen. Mit der österreichischen Erstaufführung, inszeniert von Alexandru Weinberger-Bara startet das Theater in die Herbstsaison und rollt nicht nur Geschichte, sondern auch eine riesig große Leinwand aus.

Eine jüdische Geigerin, wohnhaft in Amsterdam erhält eine ungehörig hohe Gasrechnung. Claudia Kainberger, Theresa Martini und Benjamin Vanyek erzählen uns auf multimedialem Wege wie es dazu kommen konnte. In legerer Kleidung werden die Darsteller*innen immer wieder Teil des Publikums, das von verschiedenen Seiten auf die ebenerdige Spielfläche blickt.

Durch den eher kleinen Theatersaal wirkt die Rundleinwand im Raum noch stärker. Sie nimmt fast die Hälfte des Raumes ein und lässt die Schauspieler*innen klein wirken. Diese verschaffen sich mal durch ihre Trillerpfeifen oder durch lautes Schreien gehör. Durch die schrillen Frequenzen waren die verschiedenen Lichtverhältnisse umso stimmiger.

Zur Geschichte

Trotz des langatmigen Anfangs scheint das Stück von Gedanken zu Gedanken zu springen, ohne dabei viel fertig zu denken. Man denkt mal was die Musikerin denkt, dann denkt man was ihr Frauenarzt denkt und dann denkt man was sie denkt was er über sie denkt. Bis man weiß wer die Geigerin ist, warum sie hier ist und warum sie die Rechnung erhält vergehen viele Gedanken.

Umso hektischer wird es dann im letzten Drittel des Stücks, in dem es plötzlich nicht mehr um die Jüdin zu gehen scheint, sondern um den alten Nachbarn. Ab da wurde viel mit Requisiten gearbeitet und die Schauspieler*innen standen zum Schluss in Fußballtrikots auf der Bühne.

Die Stimmung im Saal ist bedrückend, genauso wie das Thema selbst. Die Protagonistin kämpft mit Vorurteilen und wie sehr der Krieg ihr als Jüdin, selbst heute noch, bei jedem ihrer Schritte nachhallt. Durch die persönlichen Aspekte aus dem Jetzt wird die Geschichte spannend, sodass man am Schluss nicht ganz unbekümmert den Theatersaal verlässt. Zeit zum Nachdenken hat man aber erst im Nachhinein, da man sich im letzten Akt schnell auf die vielen verschiedenen Medien einstellen muss.

Das Stück „Amsterdam“ ist noch bis 19. Oktober im Theater Nestroyhof/Hamakom zu sehen.