Foto: Lisa Trost

„Wonn die Schiachn sche wern“


Wenn wie am 15.12.2022 im Posthof in Linz ältere und junge Herrschaften gemeinsam das Tanzbein schwingen, weiß man: der Voodoo Jürgens & die Ansa Panier waren da, unterstützt von Euroteuro.

Die one-man-army

Um die Künstlergruppe Voodoo Jürgens & die Ansa Panier zu mögen, sollte man wahrscheinlich eine Gewisse Art von Lockerheit an den Tag bringen. Genau das setzte der Support nämlich vor. Schon 2019 durfte Euroteuro die Künstlergruppe in den Posthof begleiten. Allein mit einem Glas Wein, spielte Peter T an diesem Abend auf seinem Laptop echte Musik von Euroteuro ab und gab der Performance tanzend und singend sein Gesicht. In lustig-lässiger Stimmung zeigte er abwechselnd zwei Alben von Euroteuro her. Und wie Euroteuro selbst in ihrem Song „Exzess“ besingen, der Exzess war für alle da. Zitat von Gast: „ma hot afoch Spaß, weil ma merkt, er hod Spaß“

Angst haums

Die Charaktere der Besucher: innen waren gemischt. Man sah verwirrte Austro-Pop-Gesichter, heißblütige Fans oder dichte Sozialarbeiter: innen. Liebesschreie wurden geäußert und Becher geworfen. Das ältere Publikum war versteinert. Es wirkte so, als ob sie eher unabsichtlich Karten für Voodoo Jürgens & die Ansa Panier gekauft hätten, oder einfach anhand der Musik vermutet hätten, dass sie die Band schon seit ihrer Kindheit kennen. Das Tanzen überlies man dann den jüngeren Menschen. Fehl am Platz war aber keiner.

grausliche Liada

Die Musik ist packend wie ein Film und es klingt wie eine großväterliche Geschichte. Voodoo Jürgens & die Ansa Panier streuten am 15.12 mit Liedern wie „Federkleid“ aus dem neuen Album ein Gefühl von Nostalgie. In legerer Attitüde wurden Zigaretten angezündet und Wein getrunken. Es wurde gelacht, geschrien und intensive Melodien dröhnten in den Raum. Gitarre, Kontrabass, Geige, Orgel, Schlagzeug und sämtliches Gebläse gaben ein musikalisches Spektakel. In ein paar Stücken erkannte man sogar orientalische Harmonien und Swing-Elemente. Ein bisschen wie im Zirkus. Dieses Happening lässt sich bei „hoiber Preis“ und „Twist“, ebenfalls aus dem neuen Album „Wie die Nocht noch jung wor“ gut erkennen. Durch Aufbau und Geschichtserzählungen wie bei „3 Gschichtn ausn Cafe Fesch“ aus dem ersten Album, „2L Eistee“ aus dem vorletzten Album oder „Zuckerbäcker“ aus dem neuen Album entsteht eine gewisse Ehrlichkeit und Ernsthaftigkeit. Die Texte können tief gehen und düster werden. Den Zuhörenden werden damit die optimalen Voraussetzungen arrangiert, um sich hineinzufüllen. Diese neuartige Performance vom „altem Leben“ beschreibt ganz deutlich das gegenwertige Aufbrechen veralteter Werte. Es ermöglicht einem alte urige Geschichten und Gesellschaftsnormen ins Lächerliche zu ziehen und damit abzuschließen. 

Fazit – hosential reiba

Voodoo Jürgens & die Ansa Panier schafften es im Posthof durch Musik die „oidn schiachn Gschichten“ zu rekonstruieren und diese auf eine unterhaltsame Art verständlich wiederzugeben. Ein Muss für jede Person, die einmal Austro-Pop ausprobieren möchte, oder viel Wert auf Texte legt. In ein paar Hinsichten hätte man sich vom Publikum vielleicht etwas mehr erwarten können als Becher zu schießen. Musikalisch war der Abend aber Top, außerdem gab zwei Zugaben, Support, Merch und Autogramme!

Fotos: Lisa Trost

Kunst - und Kulturliebhaber, Nachtschwärmer, der Typ von @mupakmagazine