Power Plush: dufte Personen
Donnerstag Abend, Wien. Die Chemnitzer Indie-Band Power Plush präsentierte hier ihr erstes Album „Coping Fantasies“ im B72. Ein mehr als intimer Konzertabend.
„Coping Fantasies“ heißt der erste Longplayer der Chemnitzer Indie-Pop-Formation Power Plush. Ein Album, das nach der ersten EP „Vomiting Emotions“ eines der spannendsten Werke des noch jungen Jahres 2023 darstellt. Ein bisschen schwierig hatten sie es dann schon, als sie am Donnerstagabend im Wiener Gürtellokal B72 zu Gast waren. Support? Nö. Bekanntheitsgrad in der Stadt und der Alpenrepublik? Auch eher nö. Eintrittspreis? Mit 25 Euro Abendkassa auch eher an der Marke „Hui“ angesiedelt. Macht aber offensichtlich gar nichts – denn 40 Unerschrockene (zuerst) und 40 Begeisterte (nach dem Konzert) waren hier vollends auf ihre Kosten gekommen.
Würfel-Setlist und heisser Sommer
Denn Power Plush wissen, wie man sich on stage benimmt und auch eine anfangs eher schüttere und nichtemotionale Schar im Publikum an sich bindet. Vor allem Frontfrau und Bassistin Anja tut sich hier hervor, und macht deutlich, dass die vier Musiker:innen auf der Stage und auch auf Tour einfach Spaß haben. So wird der Merch hier wirklich noch handgeknüpft – 27 Armbänder dürfte Gitarristin Svenja hier auf Tour bereits vollendet haben. Mittels Würfel werden hier auch noch alte Tracks mitten im Set eingestreut („Friday Night Guy“) – Publikumsinteraktion dürfte hier im Vorfeld auch noch geübt worden sein. Generell sind die Leute, die durchaus zahlreicher anwesend sein hätten dürften, mehr als aktiv. Moshpits? Ja, nehmen wir. Abshaken zu Power Plush? Nehmen wir auch. Zugaben nach einer guten Stunde Settime sowieso, inklusive einem Monrose-„Hot Summer“-Cover. Falls jemand fragt: ja, das war die Girlband aus einer Fernsehsendung. Macht ja nix, denn mit „Feelz“ wird ein Konzert beendet, das objektiv gesehen einfach nur gut war. Nächstes Mal bitte im Sommer auf einem Festivalslot an einem sonnigen Nachmittag, und wir sind zu 100% zufrieden. Waren wir aber eh so auch.
Fotos: Christoph Leeb