Schmydt im Posthof Linz
Foto: Christoph Leeb

Schmyt: das fast perfekte Popkonzert

Mit 1200 Besucher:innen ausverkauft und ein textsicheres Publikum wie nur selten: der deutsche Pop-Künstler Schmyt wusste am Dienstagabend im Posthof Linz vollends zu überzeugen.

Hoffnungslos Sold Out, seit Wochen: Schmyt ist eines der neuen Phänomene in der deutschsprachigen Pop-Landschaft. Kein Wunder, ist bei jedem Schmyt-Song doch fast schon Ohrwurmcharakter garantiert. Aber erstmal der Reihe nach.

Support an diesem Abend kam von RAR. Rar, vorher als Leadsänger seiner Band FIBLE bekannt, beschreitet hier neue musikalische Wege. Im Duo-Setup präsentiert er hier seine „Glasfaser Synapsen“, präsentiert „Die schönste Misere“ und den wohl nachhallendsten Track des knapp halbstündigen Sets, „Raum“. Pop der guten Sorte, und, wie sich herausstellen sollte, wohl das ideale Aufwärmprogramm für Schmyt.

Nun zum Hauptact. Julian Schmit alias Schmyt ist österreichischen Indie- und Alternative-Fans eigentlich kein Unbekannter mehr. War er doch das erste Triebwerk der „Rakede“, die nicht nur wir in den 2010er-Jahren abgefeiert haben. Und ja, nicht nur wegen „Jetzt gehst du weg“. Aber all das ist Geschichte. Genauso wie die Rakede im musikalischen Kosmos verschwunden ist, ist Schmyt mit „Universum regelt“ in genau diesem Kosmos wieder aufgetaucht. Und wie er das tat – gemeinhin gilt er als einer der spannendsten deutschen Pop-Artists der Gegenwart. Das wurde auch am Dienstagabend im Posthof deutlich, spätestens als mit ohrenbetäubendem Kreischen um 21 Uhr die Show begann. Eine Show, die für Fans wohl in die Kategorie „denkwürdig“ fallen wird, denn von der ersten Sekunde an wird hier das Konzert nicht nur genossen, sondern zelebriert.

„Niemand“, „Abendkleider und Nadelstreifen“, sowie der Überhit „Sternenstaub“ bereits ziemlich genau zur Mitte des Sets – Dramaturgie kann er, der Herr Schmyt. Vor allem dann, wenn nach der Über-Single die Stimmung nicht abbaut, sondern eher noch zunimmt. „Taximann“, „Mach kaputt“ sowie zum Ende hin natürlich „Keiner von den Quarterbacks“ – fehlen tut nichts im Set, und zwischendurch gibt sich Schmyt samt dreiköpfiger Begleitband mehr als gut gelaunt. Auch als notorischer Popkonzert-Skeptiker muss ich hier sagen: bist du deppert, war das gut! Einziger Wehrmutstropfen: mit gut 80 Minuten war das Ganze dann doch ein etwas kurzes Vergnügen.

Fotos: Christoph Leeb

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.