Open Air Ottensheim – 30 Jahre Chaos
… so stand es auf den Eintrittsbändern des Kult-Open-Airs, das heuer bereits 30 Jahre Festivalgeschichte feierte. Ein bisschen chaotisch war es tatsächlich, aber dabei unglaublich charmant.
Das Open Air Ottensheim hat dieses Jahr 30 Jahre gefeiert und beschämenderweise war ich mit meinen ca. 30 Jahren das erste Mal auf diesem Kult-Festival – dafür komme ich definitiv nächstes Jahr wieder! Mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln kommt man gut zum Festival, alle 30 min fährt ein Zug oder Bus von Linz in die charmante Marktgemeinde. Zu Beginn musste ich mich erst etwas zurecht finden, alle anderen Personen schienen bereits mehrjährige Erfahrung auf dem Festival zu haben. Der erste Eindruck auf mich war wie eine kleine Hippie-Gemeinde. Aber mit dem Bewusstsein, dass dort zu fast 100% (!) ehrenamtlich gearbeitet wird – dafür viel Liebe an die ganze Ottensheim-Crew.
ZAK!
Die erste Band, die an diesem Tag gespielt hat, war die Band ZAK! aus Linz. Frisch aus dem Kulturverein DH5 heraus gegründet, gehen diese gerade durch die Decke. Leider haben wir nur mehr die letzte Nummer gesehen, da es an der Kassa etwas länger dauerte als gedacht. Die Band spielt eine Mischung aus Punk, Proto Punk und Linzer Schule – hoffentlich bis bald!
SPILIF
Der nächste Act auf der Bühne war die Tiroler Rapperin Spilif, mit bürgerlichem Namen Bettina Filips, die uns mit ihren philosophischen, gesellschaftskritischen Texten sehr begeistert hat. Im Publikum kam aber die Stimmung leider noch nicht so richtig auf, was sicher auch an den 35 Grad im Schatten gelegen ist. So einige Festivalgäste waren dann an Tag 3 doch schon etwas gezeichnet. Wir hoffen auf jeden Fall, dass wir die Rapperin mal wieder sehen – womöglich bei einer unserer Qlash Veranstaltungen?!
Crush
Als nächstes an der Reihe war die Dream-Pop Band Crush, die uns ja bereits gut bekannt ist. An diesem Tag konnten sie aber leider meiner Meinung nach nicht ganz überzeugen. Die Musik hat viel leiser gewirkt als bei den anderen Acts vorher und ich hatte den Eindruck, dass das ganze Publikum dadurch auch sehr unaufmerksam wurde. Schade, hoffentlich beim nächsten Mal wieder in einem passenderen Setting.
LAUSCH
Nach Crush folgte die Alternative Rock Band rund um den Sänger und Gitarristen Alexander Lausch, die das Publikum und auch uns in Stimmung brachte. Die Band bewegte sich auf permanent hohem Niveau, mit einer Lässigkeit wurden die Instrumente gerockt. Man merkte: die machen das schon eine Weile! Es scheint, als macht Lausch genau, worauf es Lust hat und das mit voller Energie. Ein mitreißender Auftritt, der nicht nur uns zu begeistern schien.
Ausflug auf den campingplatz
Von der nächsten Wiener Rapperin Donna Savage bekam ich leider nichts mit, da ich von einem uns allen gut bekannten Linzer Kulturenthusiast ins „Camp Kill Yourself“ auf den Camping Platz entführt wurde. Hier wurde mir von einer Gruppe sehr lieber Menschen erklärt, warum das Ottensheim Open Air das beste Festival der Welt ist. Am meisten begeistert hat mich die Geschichte, dass sich ein anwesendes Ehepaar im Jahr 2015 hier kennen gelernt und sogar auf der Ottensheimer Wiese geheiratet hat. Zur Story ging in dem Moment außerdem gerade langsam die Sonne unter und ich war nun komplett in bester Festivalstimmung.
Annkathie Koi
Gegen halb 10 pilgerten dann aber alle wieder Richtung Bühne, denn jetzt kam das Highlight des Abends: Die Glam-Pop-Queen Annkathie Koi! Mit einem lauten Schrei ins Mikrofon eröffnete die Sängerin aus dem bayerischen Burghausen das Konzert und lenkte somit wohl die gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Das ganze Konzert war eine Mega-Party mit aufgeheizter Stimmung im Publikum. Die Sängerin war dabei unglaublich sympathisch mit viel Publikumsinteraktion und Aktionen wie „wer am schiachsten singt, kriegt a Poster von mir“. Sie erzählte auch pikante Details, z.B. dass sie sich jetzt mit 40 wünscht, ein Toy Boy zu haben. Frei nach dem Motto „Mamas toy is Mamas joy“. Mein persönlicher bester Moment war ihre Frage nach „Wer ist aus Ottensheim?“ – lautes Gegröle. „Wer ist aus Linz?“ – noch lauteres Gegröle. Und schließlich der Frage „Wer ist aus Bayern?“. Nach einem lauten Gegröle meinerseits – und scheinbar nur meinerseits – kam prompt als Antwort: „Da sind wir mindestens zwei!“. Nach einer Stunde geballter Energie waren nun wohl alle verschwitzt und unglaublich glücklich.
DYSE
Den Abschluss des Abends machte die beiden Noise Rocker Dÿse, mit einem richtigen Abriss. Es wurde gepogt und mitgefeiert – Ottensheim war am Ausrasten kurz vor Festivalende! Dÿse, das sind eine Gitarre, ein Schlagzeug und zwei Musiker, und sie sind richtig richtig laut! Besser kann man drei Tage Festival wohl nicht abschließen, Ottensheim! Danke dafür.
Ein besonderes Lob geht hier auch noch raus an einen unserer liebsten Tontechniker B., der uns mit dem wohl besten Pausenmusik-Mix, den ich je gehört habe, versorgt hat. Von Death Metal bis zum Gilmore Girls Soundtrack – einfach großartig!
Nach einem kurzen Abstecher zur „Heisl Bühne“ ging es dann zurück nach Linz – leider dieses Jahr mit Taxi statt Shuttle. Trotzdem war und bin ich noch immer ganz beseelt von diesem Festival, in das ich mich gleich verliebt habe. Bis nächstes Jahr, Ottensheim!
Mehr zum Ottensheim Open Air unter openair.ottensheim.at
Fotos: Christoph Leeb