life of agony im posthof linz
Foto: Christoph Leeb

Life Of Agony: drei Jahrzehnte „River Runs Red“

„30 Jahre River Runs Red“ – die New Yorker Metal-Crossover-VeteranInnen von Life Of Agony zelebrierten den Geburtstag der Debutplatte mit Stil. Am Montag im Posthof samt hochkarätigem Support von Prong und Tarah Who?.

Montagabend, Linz, Posthof. Nach Amorphis am Samstag gleich die nächsten hochkarätigen Vertreter härterer Musik im Linzer Hafengebiet zu Gast. Life Of Agony befinden sich gerade auf großer Jubiläumstour zu ihrer Platte „River Runs Red“. Diese wurde 1993 veröffentlicht. Gut 1000 Besucher:innen im Linzer Posthof an einem Wochenbeginn zeugen davon, dass Life Of Agony nichts an Fanbase eingebüßt hatten. Aber zunächst zu den Supports.

Tarah Who?

Pünktlich um 19:30 betraten Tarah Who? die Bühne. Tarah Who? können musikalische Punk-Rock-Wurzeln mit starkem Grunge-Einschlag nicht verleugnen, Hymnen wie „Toast To The Brave“ und „Army Of Women“ zeugen aber von Messages in ihrer Musik, die man an dieser Stelle nur unterstützen kann. Gepaart mit einem Auftritt der Marke „Motiviert“ ein schöner Start in den Konzertabend, der es publikumstechnisch natürlich noch etwas schwer hatte. Immerhin musste die Bier-Labstation ja noch bevölkert werden, um sich für die nächsten beiden musikalischen Aufgaben vorzubereiten.

Prong

Danach stand eine Band auf der Bühne, die wie gemacht als Support von Life Of Agony zu sein scheint. Prong stammen wie die Headliner aus New York. Sie sind in der Szene mehr als nur Urgesteine und haben 2023 immer noch Spaß auf der Bühne. Vor allem Frontmann und Bandkonstante Tommy Victor zeigt sich an diesem Abend ebenso wie überhaupt alle Protagonist:innen gut gelaunt, und Prong zeigen bereits zu Beginn mit „Test“, wohin die musikalische Reise führt. Hardcore der ohrenverwöhnenden Sorte, der auch mit ersten Moshpits (vorne im Saal) quittiert wird. Dahinter? Wohlwollendes Nicken (hinten am Stehplatz) und einzelne gelangweilte Gesichter, die wir an dieser Stelle überhaupt nicht nachvollziehen können. Denn Tracks wie „Ultimate Authority“, „Breaking Point“, das immer funktionierende „Whose Fist Is This Anyway?“ und das leider aus Zeitgründen etwas hektisch vorgetragene „The Descent“ zum Schluss sind schon Bretter. Vielleicht ist es ja auch nur an einem Montag gelegen, dass der Funke wohl nicht so recht überspringen wollte, vielleicht aber auch nur an der Vorfreude auf Life Of Agony.

Life OF Agony

Klar: gekommen waren die gut 1000 Leute natürlich wegen Life Of Agony. Mina Caputo und co feiern den Geburtstag einer Platte, die, wie im Saal deutlich wurde, sicher für sehr viele der Anwesenden als eine der wichtigsten Platten ihrer Adoleszenz galt und gilt. Erster Pluspunkt: das Album wird nicht nur als Touranlass genommen, sondern von Beginnweg durchgehend gespielt. Schön so – und wenn man dann die ehrliche Freude von Mina Caputo dazunimmt, ist es trotz des schwierigen Themas der Platte, die sich um den Verfall eines jungen Mannes bis hin zum Suizid dreht, eine Freude, der Band zuzusehen. Die Anwesenden danken es mit Enthusiasmus, den wir so unter der Woche im Posthof schon länger nicht mehr gesehen haben. Caputo selbst gibt sich nahbar, dankbar, ist um kein Lächeln verlegen, genauso wie die anderen Bandmitglieder, die hier glaubhaft vermitteln, auch 2023 noch Spaß an Live-Performances zu haben. Nach der kompletten Platte gibt es mit „Scars“, dem Überhit „Let’s Pretend“, „Other Side“ Of The River, „Lost At 22“, „I Regret“ und „Weeds“ noch Klassiker zu hören, die niemanden unzufrieden zurückließen. Man kann Plattenjubiläen feiern, man kann sie aber auch zelebrieren. Life Of Agony taten Letzteres – und das war gut so an diesem Montagabend!

Fotos: Christoph Leeb, Andreas Wörister

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.