Lucy Kruger & The Lost Boys Stadtwerkstatt Linz
Foto: Christoph Leeb

Lucy Kruger: bitte mehr Publikum

Es gibt Artists auf dieser Welt, deren Live-Konzerte es verdienen würden, von einer größeren Audience besucht zu werden. Eines davon fand letzte Woche in der Linzer Stadtwerkstatt statt. Lucy Kruger & The Lost Boys standen auf der Bühne, Support kam von enns.

Es gibt Konzerte, an die man noch lange zurückdenken wird. Sei es, weil die Bühnenshow so opulent war, das Publikum wahlweise zu enthusiastisch oder zu besoffen war, die Band sichtlich Spaß on stage hatte, oder weil andere Skurillitäten passierten. Dann wiederum gibt es Konzerte, wo der Andrang mehr als überschaubar ist. So auch vergangenen Mittwoch in der Linzer Stadtwerkstatt, als die ursprünglich südafrikanisch und mittlerweile in Berlin beheimatete Lucy Kruger samt ihren „Lost Boys“ vor einer knapp aber doch zweistelligen Besucheranzahl auf der Bühne steht. In Erinnerung ist uns das Konzert aber dennoch geblieben, die schiere Intimität und musikalische Ausgefeiltheit des Mainact hallt auch Tage danach noch in den Gehörgängen nach.

von enns nach Berlin

Aber der Reihe nach. Support an diesem Abend gab es nämlich auch, der hieß passenderweise wie die zumindest nach Selbstdefinition älteste Stadt Österreichs: enns. enns ist das neue Projekt von Kenji Araki und Yuri Binder, macht Spaß, verbindet Post-Elemente mit Ambient, und überzeugt durch, naja, nennen wir es mal eine authentische Performance im Trio ebenso. Eine Tanzbegeisterte im Publikum zeugte auch von Enthusiasmus, und enns führt man sich als geneigter Konzertgeher sicher nochmals gerne zu Gemüte.

Der Headliner des Abends, Lucy Kruger & The Lost Boys, hat uns allerdings dann doch weggeblasen. Im sprichwörtlichen Sinne, denn die Band überzeugt durch Ambiente. „Ambient Pop“, um ein Schlagwort zur Musikcharakterisierung zu verwenden. Die Stimme? Zerbrechlich, um nur Bruchteile einer Sekunde später wieder auszubrechen. Die Platte „Heaving“ läuft auch die Woche danach noch auf Heavy Rotation, kein Wunder bei dieser Performance. Eine Mischung aus Pop, gepaart mit Noise-Elementen an den richtigen Stellen, und eine Band, die sich auch ob der ausbaufähigen Besucherzahl nicht lumpen ließ. Ein heißer Tipp für das „geheime Konzerthighlight des Jahres“, und eines der Konzerte der Marke „ich bin damals schon dabeigewesen, als sie noch vor ein paar Leuten in der Stadtwerkstatt gespielt haben!“.

Fotos: Christoph Leeb

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.