mehnersmoos posthof Linz
Foto: Christoph Leeb

Mehnersmoos: Nicht nur fürn Arsch

Das letzte Konzert im diesjährigen Kalenderjahr im Linzer Posthof bestritten die Frankfurter Rapper von Mehnersmoos. Restlos ausverkaufte Hütte, Moshpits und kleine Unterbrechungen – so könnte man den Gig zusammenfassen.

17. Dezember, das letzte Konzert in diesem Jahr im ausverkauften mittleren Saal des Linzer Posthofes. Man hätte auch den großen Saal nehmen können – der war allerdings besetzt. Wäre aber auch in jedem Fall ausverkauft gewesen. Tobias Mehner und Frederik Moos – passenderweise mit Künstlernamen „Mehnersmoos“ – wissen nämlich, wie man eine Audience unterhält. Und an den richtigen Stellen auch mal das Thema „Grenzen“ in den Mittelpunkt rückt. Aber dazu später mehr.

Eröffnet wurde der Abend von Lars Kolbe. Im Stile eines Preisausschreibens von einem genuin sympathischen Moderator angepriesen, ist diesem Künstler nichts „peinlich“. Egal ob Baseball oder Mütter, die bei Burger King versumpfen. Lyrisch natürlich extremst anspruchsvoll – aber der Herr Kolbe weiß schon, wie nicht ernst er sich nehmen muss. Bemerkenswerte Gitarrenskills natürlich inbegriffen.

MEhnersmoos: BIR und Ekstase

Mehnersmoos muss man danach nicht mehr vorstellen. Nicht nur der Hit „3 Uhr Nachts“ mit der mehr als catchy Lead-Zeile „3 Uhr nachts, ich hab schon wieder Bock auf dein Arschloch!“ wurde an diesem Abend lautstärkst mitgegrölt. Passend dazu wurde allerdings auch gleich zu Beginn des Abends darauf hingewiesen, dass Consent immer noch Consent bedeutet. Ebenso wird angemerkt, dass Mosh-Enthusiasten einen deutlichen Gewichtsvorteil gegenüber zierlichen Personen in den ersten Reihen haben und diese freundlicherweise bitte nicht zerquetscht werden sollen. Zu Mitte des Konzertes ein starkes Statement von Mehnersmoos: eine Konzertunterbrechung, als einigen Bir-Enthusiasten in den ersten Reihen der Hopfengeist etwas zu sehr zu Kopf gestiegen war. Geht doch – und muss angesichts der provokanten Texte von Mehnersmoos auch sein. Angesichts von Tracks wie „20cm“, „Halt Dein Maul“, „Drachenlord“, „Hurensohn“ und der Zugabe „Liebe ist ein verrücktes Spiel“ mit DJ Arschlochficker (ja, das Alter Ego heißt wirklich so!) wissen die Frankfurter zu jeder Zeit der Show, wie sie mit ihrer bewussten Provokation umgehen sollen. Quasi nebenbei wissen sie auch, wie man eine anständige Show zelebriert. Eine Show, die schweißtreibend war und 900 Leute happy in den Linzer Nachthimmel entlassen hat – auch wenn einige angesichts der Bir-Menge doch ein bisschen Kopfweh am nächsten Tag gehabt haben dürften.

Fotos: Christoph Leeb

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.