Paul Plut stadtwerkstatt linz
Foto: Andreas Wörister

Paul Plut: Willkommen in seinem Herbarium

Österreichs wohl düsterster Geschichtenerzähler Paul Plut war mit seinem dritten Album „Herbarium“ in Linz zu Gast. In der ausverkauften Stadtwerkstatt ließ er sich auch von einem Kontrabass mit Eigenleben nicht beirren. Er lieferte dennoch ein großartiges Konzert ab.

Bereit 2017 hat sich Paul Plut tief in die österreichische Seele geschrieben. Mit seinem Debut „Lieder vom Tanzen und Sterben“ gelang dem in Ramsau am Dachstein beheimateten Musiker ein morbid-düsteres Album, wie es wohl nur in der Alpenrepublik entstehen kann. Lieder wie „Lärche“ sind düster, zynisch, morbid und verarbeiten Themen wie den Tod auf eine einzigartige Art und Weise.

2021 folgte mit „Ramsau am Dachstein nach der Apokalypse“ ein Nachfolger, der ernste Themen wie die „Kinder vom Meer“ oder die einzigartige Ennstal-Bundesstraße B320 in das Paul Plut’sche Universum integrierten. Der Künstler selbst? Ein Tüftler, ein Idealist und vielleicht auch ein wenig Traditionalist. Social-Media-Präsenzen sucht man bei Paul Plut vergeblich, die Kassetten am Merch sind von Hand überspielt. Quasi „nebenbei“ gibt es auch mit Viech noch eine weitere Band, und Filmmusik schreibt Plut ebenfalls. Mit „Herbarium“ hat Paul Plut nun auch sein drittes Album veröffentlicht, mit dem er am Samstagabend in der Linzer Stadtwerkstatt gastierte.

Gänsehaut

Ein Konzert, das man zusammengefasst mit dem Prädikat „Gänsehaut“ umschreiben könnte. Im Trio mit Teufelsgeige, Klavier, verschiedensten Drum-Setups und einem wie sich herausstellen sollte zickenden Kontrabass wurde „Herbarium“ vor ausverkaufter Stadtwerkstatt präsentiert. Im Sitzen, wohlgemerkt. Neue Nummern wie das großartige „Lucken in der Landschaft“ und „Wo einmal nichts war“ fügen sich in das Paul Plut’sche Düsteruniversum ein, als wären sie immer schon da gewesen. „Salz“ wird hier thematisiert, wie es nur Paul Plut kann. Auch wenn der Kontrabass nicht so wollte, wie es Marie Pfeifer wohl gewollt hätte. Was neben improvisierten Solo-Paul-Plut-Pianonummern auch eine so nicht geplante Kaffee- oder Bierpause mit sich brachte. Macht aber nichts, denn gegangen ist an diesem Samstag niemand. Mit der „B320“, den „Kindern vom Meer“ und einem kleinen „Lärchen“-Ausflug beendet Paul Plut ein Konzert, das zurecht mit tosendem Applaus quittiert wurde. Ein ganz heißer Kandidat für das Konzerterlebnis des Jahres 2024!

Fotos: Andreas Wörister

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.