Sahara Heat: Tamikrest in der Stadtwerkstatt
Als finalen Gig ihrer sechswöchigen Tour besuchte Tamikrest vergangenen Freitag die Linzer Stadtwerkstatt. Die Musik der nordafrikanischen Band findet ihre Wurzeln in der Kultur und Sprache der Tuareg, einem Nomadenvolk der Sahara.
Desert Rock from Sahara; mit dem vielversprechenden Tour-Titel streifte die Band aus Mali durch Chile und Mitteleuropa. Immer etwas anders besetzt brachte Tamikrest an diesem Abend im Quartett Tuareg-Musik auf die Bühne. Nachdem beim Einlass keine Musik gespielt wurde, machte es auch hier den Anschein, als kamen sie aus dem Nichts. Die Stille wurde mit einem angenehmen „good evening“ unterbrochen und kurz darauf erklangen die ersten Gitarrensaiten. Mit dem Song „Mawarniha Tartit“ war der gut besuchte Konzertsaal schnell aufgewärmt. Die Melodien und der schwingende Sound lassen die Wenigsten still stehen. Ein essenzielles Element trägt das Kalebasse (zu Deutsch Kürbis) bei. Der hemisphärische Kürbis bietet als Kalebasse-Halbschale die Basis des „African Percussion“-Instruments. Traditionelle Tuareg’sche Instrumente wie die Tindé, Imzad oder die Flöte sind laut eigenen Angaben Quellen der Inspiration. Nicht weniger als der musikalische Einfluss der Gitarrenlegende Jimi Hendrix.
Azawad
„Tamikrest“ bedeutet in der Tuareg Sprache Tamasheq (in welcher auch gesungen wird) „Knotenpunkt“. Ein passender Name für eine Band, die erfolgreich die Werte ihrer zeitlosen Kultur mit Blues, Psychedelia und Rock verbindet. In ihren Texten greifen sie existenzielle Fragen auf; die Sorge um das Verschwinden der eigenen Kultur, die Sehnsucht nach einer freien Heimat, mit eigenen Regeln und eigener Regierung, und das Bewahren der eigenen Geschichte. „Azawad“ ist einer der Songs, der sich mit dem Widerstand gegen die Marginalisierung der Tuaregvölker auseinandersetzt: „Azawad, mein Wunsch, der mich am Leben hält. Kein persönlicher, sondern der eines Volkes, das aus seinem Territorium entfernt wurde …“
tamikrest: Die Hitze der Sahara
Ousmane, der Frontmann, spricht Französisch zu uns. Er möchte uns einladen in seine Heimat, die Wüste, wo die Musik für ihn begann. Der Hitze am Tag geschuldet verbringen sie endlose Stunden in der Nacht, um die Feuerstelle sitzend, jammen und verlieren die Zeit. Er holt sich einen Stuhl und spielt uns mit einer Acoustic Gitarre, begleitet von der Kalebasse, den nächsten Song. Spannend zu beobachten: das Schalloch der Gitarre war zugegaffert. Neben den Gitarren, dem Bass und dem Schlagzeug soll auch die schon genannte Kalebasse, aber dass das Courge als sechstes Instrument auf der Bühne nicht unerwähnt bleiben.
Wie nicht selten wurde es ordentlich warm in der Stadtwerkstatt. Wir konnten die Hitze der Wüste also beinahe hautnah spüren. Selbst die Lichtstimmungen hielten sich ausnahmslos in warmen goldigen Farben. Tamikrest zogen ein durchaus gemischtes Publikum an. Von „Plohapadn“ bis zu Menschen mit Schuhen blieb kein Fuß ruhig. Selbst in den Handflächen stieg die Hitze auf, da wir immer wieder zum Mitklatschen und Mitviben aufgefordert wurden. Eine Stunde war schnell vorbei und das fulminante Set am Ende angelangt. Nach anhaltenden Jubelschreien und Standing Ovations bekamen wir noch eine Zugabe, die auch Bass bzw. Drum-Soli versprach.
FAZIT
Als war nicht schon alles super, wurden wir zum Schluss noch als bestes Publikum der gesamten Tour gelobt. Danke! Die Auslassmusik im Tuareg-Style lud vorm Abschied noch zum Meet and Chat am Merchstand ein, der Einladung folgten viele. Auch ich ergriff die Gunst der Stunde und ließ mir ein paar Fragen für diesen Text hier beantworten. Nach den sechs Wochen Touring versprachen uns die Männer, mindestens vier Tage durchzuschlafen. Eine gut besuchte Stadtwerkstatt war froh, die letzte Show davor noch gesehen zu haben. Sollte es mal wieder die Chance geben – ganz große Empfehlung!
Fotos: Larissa Schöfl