wild evel and the thrashbones
Foto: Christoph Leeb

Schlot: Von Garage-Punk bis Unwetter

Zehn Jahre Kulturarbeit im mitunter tristen Franckviertel: Das oder der Schlot feierte am Samstag Jubiläum. Mit Indie, Garage-Punk, einer Parade und leider einem fast schon traditionellen Unwetter.

Sollte es einen Wettergott geben: Dieser ist mit Sicherheit kein Kulturarbeiter. Denn was die Kulturaktivist:innen vom Schlot im Linzer Franckviertel an meteorologischem Pech haben, ist schon fast grotesk. Voriges Jahr: sintflutartiger Regen, pünktlich zu Konzertbeginn. Heuer: sintflutartiger Regen samt Orkan am Abend zur Feier des zehnjährigen Bestehens der Kulturinitiative im Linzer Franckviertel. Außerdem war da ja noch eine „kleine“ Veranstaltung an diesem Samstag in Linz am Nachmittag – die Pride. Nicht gerade ideale Voraussetzungen also, um ein zehnjähriges Jubiläum zu feiern. Dabei konnte man musikalisch mehr als gut unterhalten werden. Nachmittags bei Garage-Punk mit den Telebrains, oder bei Indie-Pop mit The Golden Blades. Auch eine Kultur-Parade über die Franckstraße war zur Anreise möglich – damit’s neben der Pride noch bunter in der Stadt wird.

Pünktlich am Abend, als die Wiener Formation Ernst auftreten sollte, wurden dann auch wieder die Schleusen geöffnet. Orkan, Regen, Unwetter. Leider kennt man das ja schon im Schlommerfest-Modus, und leider hat so ein Unwetter dann auch an sich, dass die Besucher:innenzahl eher nach unten tendiert. Schade drum, oder wie es Schlot-Gründerin Birgit ausdrückt: Fuck You, Wettergott!

Weiter gings aber nach dem Unwetter dennoch. Und zwar mit Ernst. Die waren vor Kurzem auch bei uns auf subtext on air zu Gast (hier zum Nachhören) und gehören zum Spannendsten, was neue Bands hierzulande betrifft. Tendenzen wie Antifeminismus werden hier genauso behandelt wie Angstzustände (Anspieltipp: Stiegenhaus), das ganze musikalisch verpackt in tanzbaren, aber auch manchmal ruhigen Indie. Unbedingte Hörempfehlung!

Was mit den Telebrains mit Garage-Punk begann, hörte dann outdoor auch mit Garage-Punk auf. Wild Evel & The Thrashbones brachten die 1960er Jahre zurück ins Franckviertel. Sich selbst nehmen die Herren Thrashbones nicht immer allzu ernst, und der Frontmann der „Incredible Staggers“ hat nichts an seiner Rampensautauglichkeit eingebüßt. Leider ein etwas verkürztes Set, das aber Klassiker wie Let’s Go Right Now bis hin zu neuen Singles wie Berlin on Fire enthielt. Tanzbar, eingängig, livetauglich, und nächstes Mal dann bitte ohne Unwetter, gell!

Der Abend selbst klang dann indoor noch aus. Neben vorzüglichem Catering zum fairen Preis musikalisch mit den El Kschk Sessions, die das Schlot ins nächste Jahrzehnt entließen. Happy Birthday!

Fotos: Andreas Wörister, Christoph Leeb

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.