Foto: Andreas Wörister

Granada: Business as usual

Mit neuem Album 1’30“ im Gepäck besuchten die Grazer Sympathieträger Granada am Donnerstag den Posthof Linz. Auch wenn es noch seine Zeit dauern dürfte, bis die neuen Songs so richtig funktionieren. Begeistern konnten sie an diesem Abend den fast ausverkauften Saal durchaus. Support waren Dis-M aus Bayern.

Nicht nur uns, sondern generell die österreichische Musiklandschaft bereichern Granada jetzt schon fast zehn Jahre. Seit ihrem selftitled Debütalbum von 2016 ein Garant für Sympathie, Leidenschaft, volle Hallen und Begeisterung. So auch an diesem Abend.

Bayrischer Bierzelt Reggae

Den Auftakt machten Dis-M aus Bayern. Hier trifft bayrischer Dialekt auf Bierzelt, Reggae und Pop. Sozusagen die Münchner Variante von Jamaika. Textlich weiß Gott jetzt nicht die hohe Kunst. Einfache Texte über die immer gleichen Pop-Themen, die jetzt niemanden von der Maß wegziehen würden, die ist dann doch inhaltlich vielschichtiger. Aber man muss sagen: Das Ganze funktioniert, auch wenn es seine Zeit braucht, um die Massen aus dem Foyer in den Saal zu locken. Viel Interaktion mit dem Publikum, das Einbinden dieser und immer ein lockerer Spruch auf der Zunge. Das macht dem Publikum Freude und funktioniert live auch. Der Vinylumsatz dürfte dann aber nicht durch die Decke gegangen sein. Overall in Ordnung als Vorband für den Abend, muss man aber nicht gesehen haben. Das reißt auch der KI-Song nicht heraus.

Funktioniert Granada noch?

Gewartet haben dann aber alle an diesem fast ausverkauften Abend alle auf Granada. Da leerte sich das Foyer dann doch sehr schnell. Bejubelt betraten die Grazer mit teilweise oberösterreichischen Wurzeln die Bühne, wie früher. Doch als dann mit „Guten Morgen“ die ersten Takte des Titelsongs des neuen Albums erklangen, wurde es nicht ruhig. Aber es wurde ruhiger.

Das zieht sich dann auch durch den ganzen Abend. Granada hat hier zumindest aktuell noch das gleiche Problem, wie es mittlerweile auch Bands wie Wanda haben. Die alten Fans, die mit den Alben „Granada“ und „Ge bitte“ zur Band gekommen sind, wurden wohl nicht so wirklich warm mit dem neuen Album. Da fehlt es an Textsicherheit und Leidenschaft für diese, die sind noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen. Wird vielleicht und wohl auch mit ziemlicher Sicherheit noch besser. Die Jubelstürme wie bei Songs wie „Ka Feia“, „Wien“ oder „Pina Colada“ löste das neue Werk und seine Lieder an diesem Abend nicht aus.

Auch uns sind ein paar alte Nummern wie „Lang is her“ oder „Messer“ abgegangen, Album-Release-Show hin oder her. Aber auch wenn es beim Publikum noch nicht ganz funktioniert hat, Granada selbst kann man keine Vorwürfe machen. Mit viel Leidenschaft, fehlerfrei und Freude spielte die Band ihr Set. Daran gab es nicht auszusetzen. Auch den obligatorischen Ausflug ins Publikum gab es natürlich. wie bei Granada üblich, auch wieder.

Was ist jetzt unser Fazit hier? Schwierig, ehrlich gesagt. Vielleicht kann man es so sagen. Granada waren auch gestern wieder die Band, die wir und viele andere lieben, das neue Album braucht hierfür noch Zeit.

Foto: Andreas Wörister

Musikliebhaber, Festivalreisender, Konzertsüchtig, Vinylnerd, Photograph, Konzertveranstalter, Linz-Liebhaber