Ness posthof linz
Foto: Christoph Leeb

Ness: Ehrliche Struggles on stage

Tinkerbell, Betrunken, Jetzt Weinst Du, Ich will nur dass du weißt – Tracks der österreichischen Pop-Künstlerin Ness, mit denen sie auf gängigen Streamingplattformen Millionen Klicks erreicht. Freitagabend gastierte die Musikerin auch im Linzer Posthof.

Zuallererst: Ness zieht Leute an. Ursprünglich war das Konzert im kleinen Saal des Linzer Posthofs geplant gewesen. Der fasst gut 200 Personen – und wäre für den Andrang an diesem Freitagabend hoffnungslos unterdimensioniert gewesen. Kurzerhand in den mittleren Saal hoch verlegt waren es dann doch knappe 500 Leute, die Vanessa Dulhofer alias Ness sehen wollten.

Support an diesem Abend? Kam von Frechdachs Rian. Der war vor ziemlich genau einem Jahr schon mal im Posthof zu Gast und wir das im kommenden Februar wieder sein. Grund für den Supportslot? Wohl das Feature gemeinsam mit Ness, Heimweg, das natürlich auch im Rahmen des Mainacts zelebriert wurde. Daneben gab es schöne Anekdoten zu Verwandtschaftstreffen und Co im Rahmen des gut zwanzigminütigen Set zu hören. Passt schon, mit Band das nächste Mal aber sicher leiwander.

Ness: auf der Bühne sympathisch

Ness selbst ist wiederum ein Phänomen. Geheimnisse aus Struggles und ihrer Queerness macht die niederösterreichische Künstlerin mit Sicherheit nicht. Verletzlichkeit und Co sind nicht nur Themen der Frag für ne Freundin-EP, sondern ziehen sich durch das gesamte musikalische Schaffen. In Tracks wie Schattenfreunde, Deine Richtung oder Barbie, das Stereotypen bereits im Kindheitsalter thematisiert, finden sich die Konzertbesucher:innen, die in jeglichen Altersgruppen vertreten waren, wieder. Die Show? Bietet alles, was ein Pop-Konzert bieten soll. Publikumsgeschenke an die Hauptprotagonistin des Abends, Interaktion mit dem Publikum, sogar Guilty-Pleasure-versteckte Songs als QR-Code danach. Hier hat jemand die Konzert-Hausaufgaben gemacht. Und spätestens, als Betrunken als erste Zugabe ertönt, ist die Konzertmeute versöhnt und jegliche Zweifel, weshalb Ness zieht, sind ausgeräumt. Eine Künstlerin, der man zu jeder Zeit die Struggles, die sie thematisiert, abkauft. Und die das auf eine sympathische Art und Weise tut, die der heimischen Pop-Welt durchaus öfters gut zu Gesicht stehen würde. Für Fans ein genialer Konzertabend, für Noch-Nicht-Enthusiast:innen ein guter erster Schritt, ebensolche zu werden!

Fotos: Christoph Leeb

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.