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Foto: Christoph Leeb

Low Life Rich Kids: Zwischen Angst und Italien

Anti-Woke-Generation – Low Life Rich Kids gehören zweifellos zu den Artists, die man für 2025 am Radar haben sollte. Am Donnerstag gastierten sie gemeinsam mit Blechkasten im Das LOT im 10. Wiener Gemeindebezirk.

Zuallererst: Das LOT in Wien-Favoriten ist ein Kleinod. Ein Space in der alten Anker-Brotfabrik, der sich einen kleinen kulturellen Freiraum geschaffen hat. Ein Freiraum, von denen immer mehr bedroht, zugesperrt oder zumindest verdrängt werden. Eine alte Fabrikshalle, mit Bar, einer kleinen, aber feinen Bühne, und zwei Bands stellen das Setting für dieses Donnerstagskonzert dar.

Eingeladen hatten die Verantwortlichen neben den Low Life Rich Kids auch Blechkasten. Quasi Local Heroes, und einige Leute dürften sie damit auch mitgenommen haben. Die Wurzeln scheinen sie im Poetry-Slam zu haben, zumindest den Arrangements nach zu urteilen. Songs gegen übermäßigen Fleischkonsum stehen hier gepaart mit Nicht-Ganz-So-Liebessongs an der musikalischen Tagesordnung – und so manche respiratorische Verstopfung verzeiht man diesem Quintett dann auch. Sympathisch, nahbar, manchmal außer Atem, aber schön anzuhören. Auch mit oder trotz eines Tic Tac Toe-Covers Gerne wieder!

Low Life Rich Kids selber sind ein Projekt, das per se nicht für die Musikbühnen gedacht war. Eigentlich gedacht als Band für das Theaterstück „Über Nacht“ im Wiener Burgtheater, sind die fünf Musiker:innen allerdings auch zu einer „echten“ Band geworden. Die Protagonisten kennt man: Singer/Songwriter Bernhard Eder, Garish-Trommler Max Perner, dazu die Schauspielerinnen Mara Romei und Coco Brell an den Vocals. Das Ergebnis war auch die EP LLRK, die im Rahmen des leider nur fünfundvierzig Minuten langen Sets auch gespielt wurde.

Was mit Paralysiert aktuelle mentale und reale Abgründe thematisiert, hat mit 100 Grad Fahrenheit (für „Sonne, Los jetzt!“ von Elfriede Jelinek geschrieben) weitere ernste Hintergründe, aber mit Italien auch eine Prise Eskapismus zu bieten. Angst wird natürlich auch performt, ehe die Anti-Woke-Generation in die Favoritner Nacht entlassen wird. Das macht schon Spaß, muss man sagen, gerade in einem solchen Kulturraum, der eben kein klassischer Konzertsaal ist. Gerne auch ein bisserl länger mal – vielleicht dann auch mit der nächsten EP!

Fotos: Christoph Leeb

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.