Indieverse: Abwechslung in der Stadtwerkstatt
Indieverse heißt eine Konzertreihe in der Linzer Stadtwerkstatt, wo der Name Programm ist. Hier wird dem Indie in seinen verschiedensten Facetten Raum gegeben. Am vergangenen Freitag mit Neps, Zinn und The Velvet Swing.
Januar. Traditionell einer der Konzertmonate, der verhältnismäßig am ruhigsten zu sein scheint. Die Veranstaltungsreihe Indieverse in der Stadtwerkstatt ging am Freitag in die neunte Auflage – und hätte sich dann doch einen höheren Turnout verdient gehabt. Aber der Reihe nach. Den Anfang durften The Velvet Swing machen. Das (mittlerweile) Trio aus Salzburg hat sich eine ganz eigene Welt aus Psychedelic/Alternative-Rock mit Garage-Einflüssen geschaffen. Fast wie eine kleine Zeitreise wirkt ihre Musik, die heuer im Februar EP-Zuwachs erhält. Trouble and Mud sowie Dream of Abstract sind erste Vorboten davon, die man auf diversen Streaming-Plattformen auch schon hören kann. Macht live unglaublich viel Spaß und klingt ziemlich ausgereift – kein Wunder, The Velvet Swing gibt es auch schon seit 2017. Gerne wieder!
Danach: der eigentliche Headliner des Abends, Zinn. Die Band aus Wien stand dann aber bereits als Zweites auf der Bühne, und das hatte auch praktische Gründe: Drummerin gab es an diesem Abend leider keine. So stand Zinn als Duo quasi „unplugged“ auf der Bühne. Klingt dann schon anders, wie sie auch selbst anmerken. Intimer, sozusagen. Die Songs ihres Albums Chtuluzän, ihrem 2024 erschienenen Zweitling, funktionieren aber auch so. Egal ob Elisabeth Hauptmanns (und nicht Brechts!) Seeräuberjenny oder Die Dramaturgie des Nachmittags. Was Zinn in ihrer Musik ausdrücken wollen? Nunja, angesichts von Tracks wie Stirb Patriarchat, Stirb! wird das schnell deutlich. Natürlich dürfen Songs wie Windmühlen vom Debutalbum nicht fehlen – das nächste Mal aber dann doch bitte wieder in gewohntem Setup, denn das ist dann wohl doch noch „mehr“ Zinn als an diesem Abend!
Den Abschluss des neunten Indieverse machten danach Neps. Das Trio Franz Hopfgartner, Matthias Bramauer und Stefan Dammerer gewinnt nicht nur den Preis für den wohl schnellsten Soundcheck der Stadtwerkstatt-Geschichte, sondern punktet auch mit einem gelungenen Live-Set. Ernst nimmt sich das Trio nicht immer, bedankt sich artig bei einem Paschinger Musikhaus für einen ausgeborgten Amp, und bringt mit ihrer Platte Common Life Spaß mit auf die Bühne. Irgendwo zwischen den 90ern und dem Jetzt sind sie musikalisch gelandet, dürften prominente Alternative-Vorbilder als Beispiel genommen haben (ich selber hätte mal frühe Nada Surf gesagt) und verbreiten eine dreiviertel Stunde lang gute Laune, Encore inklusive. Leider nicht vor so ganz großer Crowd – das kann sich ja ändern: am 2.7. sind Neps bei unserer Qlash-Veranstaltungsreihe im Musikpavillon zu Gast. Dann bitte vorbeikommen, bei Neps verpasst man sonst definitiv was!
Foto: Christoph Leeb