Frittenbude im Posthof 2025
Foto: Christoph Leeb

Frittenbude: Raven wie früher

Sie gehören mittlerweile zu den Veteranen der deutschsprachigen Electropunk-Szene: Frittenbude. 2025 mit Tyrannosaurus Rave sind sie wieder auf der Stage zu sehen – unter anderem am vergangenen Freitag im Linzer Posthof.

Frittenbude – Wegbereiter und Pioniere des deutschsprachigen Electropunks seit mehr als eineinhalb Jahrzehnten. Was 2008 mit dem Debutalbum Nachtigall begann, wurde für nicht wenige zum Soundtrack ihrer Adoleszenz. Johannes Rögner und Jakob Häglsperger sind seit 2022 als Überbleibsel der Gründungsformation unterwegs, nachdem Martin Scheer die Band in diesem Jahr verlassen hatte. Immerhin: bis zu diesem Zeitpunkt waren schon fünf Alben veröffentlicht, mehr oder weniger alle namhaften deutschen Festivals standen auf der Bucketlist, und Frittenbude waren dabei politisch wie eh und je geblieben.

Damals als Aushängeschild des Hamburger Labels Audiolith, welches damals en vogue war und neben Bands wie Frittenbude auch Acts wie Saalschutz, Neonschwarz oder Egotronic unter Vertrag hatte. 2023 trennten sich die musikalischen Wege – ihr sechstes Werk Apocalypse Wow erschien bereits im eigenen Label Nachti. 2025 am Start: die EP Tyrannosaurus Rave, welche die Band am vergangenen Freitagabend auch nach Linz führte. Genauer gesagt in den großen Saal des Linzer Posthofes.

Nun, was anfangs sehr gut klingt, hatte an diesem Abend dann doch einen fahlen Beigeschmack. Denn der große Saal des Posthofes war dann doch weit davon entfernt, das „Sold-Out“-Schild an die Kassa hängen zu können. Galerie geschlossen, Saal in der Mitte abgehängt – Frittenbude hatten schon größere Crowds als die an diesem Abend erschienenen ca. 350 Personen.

Support gabs auch, in Form eines DJ-Sets des Wiener Planquadrates, die pünktlich um 20 Uhr die Bühne des Posthofes betraten. Ungefähr die Hälfte der Anwesenden hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits im Saal eingefunden, die anderen genossen noch das eine oder andere Getränk im Foyer. Eher verhalten wurde getanzt, das ginge dann doch etwas enthusiastischer. Vor allem deswegen, weil das Wiener Planquadrat gekommen war, um Party zu machen. Nunja, die Party war eher der Uhrzeit entsprechend.

Frittenbude: Gekommen um zu raven

Das sollte sich dann aber spätestens mit dem Auftritt des Headliners noch ändern. Zu den Klängen von The Time Of My Life aus Dirty Dancing betraten Frittenbude an diesem Abend als Trio die Stage. Maxi Pogratz an der Gitarre ergänzte das Gründungsduo. Es wird deutlich: an Livetauglichkeit haben Frittenbude auch Anno 2025 nichts eingebüßt. Es gibt Neues und Klassiker zu hören – wobei bei Irgendwie lieb ich das, Hildegard und Ein Affentanz die Stimmung dann doch nochmals deutlich aufhellt. Ein routiniertes Set, das leider von jeher unterbrochen wurde: ein medizinischer Notfall in der ersten Reihe. Lob hier an Frittenbude, die das Konzert sofort unterbrachen, damit dem Hilfsbedürftigen unmittelbar geholfen werden konnte. Thumbs Up dafür! Nach dieser Zwangspause und der Gewissheit, dass der Betroffene gut versorgt wurde, wird das Konzert fortgesetzt. Mindestens in 1000 Jahren wird hier noch zelebriert, ehe das Publikum nach zwei Zugaben in die Linzer Nacht entlassen wurde.

Fazit

Nun, was soll man sagen: das war ein einwandfreies Konzert, trotz des medizinischen Notfalls zum Ende hin. Ist der Hype um Frittenbude vorbei? Ob des geringen Turnouts könnte man das vermuten, auch wenn live keine Sekunde lang etwas davon zu sehen war. Nächstes Mal dann bitte doch wieder vor bummvoller Hütte, gell!

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockey- und Fußballfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.