Wake Me Up When It Is Finkston

Flyout, Infield Fly Rule, Base Stealing, Home Run, Sacrifice Fly? Sagt euch nichts? Dann solltet ihr das spätestens 2026 ändern. Denn das Finkstonball-Turnier samt angeschlossenem Konzert-Pfingstspektakel ist einer der gemütlichsten Wege, um ein langes Finkston-Wochenende zu verbringen.

Pfingsten, Baseball, Konzerte, Softball, Attnang-Puchheim. Der Ballpark der Attnang Athletics wird zu Pfingsten fast schon traditionell Schauplatz von Europas größtem Baseball- und Softballturnier. Finkstonball heißt dieses und ging im Jahr 2025 bereits zum 26. (!) Mal über die Bühne. Seit einigen Jahren sind auch wir dem Virus, den dieses Wochenende ausstrahlt, verfallen und verbringen regelmäßig und gerne Zeit am Attnanger Spitzberg. So auch heuer, wo das Programm ein abwechslungsreiches war.

Finkstonball: zum Sportlichen

Ja, der Fokus, wie Kollege Wetzlmayr weiter unten noch ausführen wird, liegt an diesem Wochenende am sportlichen Wettkampf. Baseball für die Männer, Fastpitch Softball für die Frauen. Bei allem Spaß steht dann aber natürlich auch das Kräftemessen im Vordergrund. Bei den meisten Teams zumindest – denn auch das sportliche Line-up überzeugt seit Jahren mit Konstanten. Etwa die Schweizer der Sissach Frogs, die sportlich meist eine untergeordnete, abseits des Platzes aber eine entscheidende Rolle spielen. Oder Vindija Varaždin aus Kroatien, die über Jahre hinweg zu Freunden des Attnanger Baseballclubs geworden sind.

Daneben Globetrotters wie die Kanadier von The North Baseballs, The X-Presidents und das Projekt des Attnanger Baseball-Urgesteins Dave Burns, Baseball Jobs Overseas. Eine Möglichkeit, Europa zu erkunden und Baseball zu spielen, quasi nebenbei – das ist das Motto des Projekts, das immer wieder talentierte (Ex-)Collegespieler nach Europa bringt. Die sportlich natürlich ein anderes Niveau haben oftmals als „hiesige“ Pitcher und Hitter, und auch heuer in einem spannenden Finale wieder den Titel verteidigen konnten. Best Pitcher-Award inklusive.

Seit einigen Jahren wird auf dem zweiten Feld Fastpitch Softball gespielt. Der oft von Frauen ausgeübte Sport hat ebenso einen festen Platz im Finkstonball-Lineup gefunden und erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Nicht nur wegen der empfehlenswerten Tiki-Bar gleich hinter der Home Plate, natürlich. Hier konnten heuer die Vienna Metrostars im rein österreichischen Finale gegen die Crazy Chicklets aus Wiener Neustadt die Oberhand behalten und den Titel frenetisch bejubeln.

Übrigens: wir können so ein Wochenende in Attnang nur empfehlen – den Sport und die Regeln lernt man relativ schnell, und das Verweilen an der Tiki-Bar ist immer wieder verlockend! Und unsere MVPs sind heuer die Ground Crew-Members, die nach dem Unwetter den Platz am Sonntag wieder spieltauglich gekriegt haben. Und das „Frogodile“, das vielleicht als nächster Starting Pitcher der Sissach Frogs ein Revival finden wird.

Konzerte – das zweite Standbein

Musiktechnisch war das Pfingstspektakel dieses Jahr kaum noch als eigenständige Institution neben dem gelobten Finkstonball wahrnehmbar. Das zeigte sich nicht nur im Vorfeld durch die Gewichtung der Social Media Präsenzen, sondern auch am finalen Line-up. Anders als lange Jahre zuvor und den Trend von 2023 und 2024 fortsetzend, destilliert man am Spitzberg die musikalische Abendgestaltung mittlerweile auf das Allerwesentlichste: ein Warm-up Gig am Freitag für alle, die sich für ein Afterwork auf den Berg der Attnanger:innen verirren und am Samstag dann die alljährliche Pfingstmesse der Herren Wham Bam Bodyslam und einem ausgewählten Vorboten der frohen Kunde.

Und auch wenn es das Pfingstherz schmerzt, so muss man die Begründung hinter diesen „Sparmaßnahmen“ einfach einsehen: Das Pfingstspektakel war seit jeher eigentlich zur finanziellen Aufpolsterung der Attnang Athletics und des Finkstonball Tournaments gedacht. Die Abkehr vom Landjugendsaufgelage hin zum Liebhaber:innen-Festival Anno 2018 war nach wie vor der Schritt in die richtige Richtung. Und nach dem unfreiwilligen Freistilschwimmwettbewerb im Jahr 2022 müssen die Athletics vor allem darauf schauen, dass das Unterstützungsfestival nicht zum finanziellen Sargnagel des Turniers wird. Somit konzentriert man sich am Berg auch dieses Jahr auf das Hauptaugenmerk: die Unterstützung der heimischen Baseball- und Softballlandschaft.

FINKSTONBALL: heimsieg für Wham Bam

Um eben dies zu erreichen, wurde für den Auftakt am Freitagabend die aus Wien importierte Pop-Rockerin Megan verpflichtet – samt tatkräftiger Trommlerunterstützung durch Cajónist Bauschi Bauer. Die Setlist des Abends war der Mission – Bespaßung zunehmend illuminierter Base- und Softballteams – entsprechend vielseitig. Neben Eigenkreationen, wie beispielsweise dem druckfrischen Sommerregen in Wien, gab es dann auch geschmackliche Ausreißer à la Baby One More Time von Britney Spears oder Aviciis unsterbliches Wake Me Up. Und long story short: Hat gepasst. Publikum glücklich, Barumsatz gesteigert, Megan und Bauschi sichtlich zufrieden.

Nach den samstäglichen Nervenaufreibern sowohl auf den Spielfeldern – Go A’s! – als auch auf wetter.orf.at, ging es in einer kurzen Regenpause ab 9 Uhr abends mit einem alten Bekannten und Freund der Pfingstfelder los: James Choice, mit seinen aktuellen Bad Decisions und den wohl flashigsten Schuhen des Festivals im Gepäck, beehrte den Stadionvorplatz. Zuletzt sah man Herrn Choice vor sage und schreibe elf Jahren oben am Berg. Damals wie heute ein gewohnter Garant für absolut leiwanden, herzinnigsten Punk mit Folkambitionen und nostalgischen 90er-Grunge-Einflüssen. Gerade letzteres konnte man bei dem eher unerwarteten Heart-shaped Box Cover inbrünstig abfeiern; egal, ob mit oder ohne Regenjacke.

neues Album Bitte!

Apropos Regen: Das hochgefeierte Fünfergespann vom Attersee ließ sich natürlich ebenfalls nicht von den poa Tropferln aufhalten. Pfingsten ist Wham Bam ist Pfingsten. Und auch dieses Jahr bewiesen Wham Bam Bodyslam, warum sie schon seit langem kein Geheimtipp mehr sind: Energiegeladene Liveshow, herzhafte Songs und ein Schmäh samt Augenzwinkerer, den sich viele Wichtigtuerbands gerne mal abschauen könnten. Highlights wie beinahe jedes Jahr eindeutig die Huldigung an die Schirmherren und -damen des Finkstonballs, Baseboi, die Hymne gegen karrieregeile Turbokapitalisten, By The Pearls, und natürlich die Mundartbrandrede vom Pumperlherz der Band, Thomas Schneider, Harakiri Mit Anlauf.

Abgerundet wurde das Ganze in der zweiten Zugabe dann mit dem oft gewünschten, selten gespielten Landla-Publikumslieblingslied. Neben Gewohntem und Neuem überraschten Wham Bam auch mit eher Unerwartetem – beispielsweise einer äußerst netten Lobpreisung in Liedform auf die rechtskräftige Verurteilung und Inhaftierung des viel zu schönen, viel zu jungen, viel zu intelligenten Korruptionsweltmeisters Karl-Heinz Grassers. Man muss eben die Dinge feiern, wie sie fallen.

Außerdem fällt mittlerweile doch sehr auf, dass die Anzahl an unveröffentlichten Tracks mittlerweile Albumlänge erreicht hat. Na, meine Herren, wia schau ma aus? Besonders Wall of Fame und Public Service Announcement könnte man ja doch mal auf rotierendem Buntplastik rausbringen. Und in diesem Sinne erwarten wir jetzt sehnlichst Finkstonball XXVII, welches von 22. bis 25. Mai 2026 stattfinden wird. Schreibt es euch in die Kalender, nehmt euch Urlaub – der Berg ruft!

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Text: Christoph Leeb (Sport), Markus Wetzlmayr (Musik)
Foto: Andreas Wörister, Markus Wetzlmayr