Frank Turner: Alles Gute zum 2966er
Wenn es einen Artist gibt, der in die Kategorie „Heavy Touring“ fällt, dann ist es Frank Turner. Der britische Barde gastierte am Freitagabend im Linzer Posthof. Und bewies einmal mehr, dass er undefeated ist, was Live-Performances angeht.
Freitagabend, ausverkauftes Haus. Ja, der liebe Frank Turner und seine langjährige Band The Sleeping Souls ziehen immer noch, wie auch im Linzer Posthof deutlich wurde. Undefeated heißt die neue Platte des britischen Punkrock-Barden, die heuer das Licht der Welt erblickte und vielleicht die Platte ist, die Frank Turner mit am meisten verkörpert. Back to the roots, selbst aufnehmen, selbst produziert und natürlich selbst geschrieben. Zurück zu D.I.Y. quasi. Live hat er nichts von seiner Energie verloren, aber auch die Supports sollen nicht unerwähnt bleiben.
Zum einen The Meffs, die pünktlich um 19 Uhr die Stage im Posthof betraten und auch eine um diese Uhrzeit schon beträchtlich große Fanschar begrüßen durften. Das Duo aus dem englischen Essex, genauer gesagt aus Colchester, ist laut. Laut, sauer und antifaschistisch. Dass sie gemeinsam mit Frank Turner touren, ist auch kein Zufall. Think Big ist ein Song gemeinsam mit dem freitäglichen Headliner, und Lily Allen ist eine Live-Performerin im wahrsten Sinne des Wortes. Dauert nur eine halbe Stunde, so ein The Meffs Support-Slot, macht aber verdammt viel Laune!
Alte Bekannte in Sachen Live Tauglichkeit war auch der zweite Support des Abends. Skinny Lister. Gegründet in Greenwich in der britischen Hauptstadt London haben sich Skinny Lister einen Namen als partytaugliche Folk-Band gemacht. Lorna Thomas unternimmt auch an diesem Abend im Posthof nicht nur einen Ausflug ins Publikum, fordert mal mehr, mal weniger erfolgreich Fans zum Armwrestling heraus und ist auch um eine Runde Schnaps für die Fans nicht verlegen. Trouble on Oxford Street kommt natürlich am besten an, und Skinny Lister bewiesen einmal mehr, dass es nicht mehr braucht, als sie selbst zu sein, um Spaß zu machen. Bist du deppert, war das nett. So nett, dass auch der Boden im Posthofsaal vibrierte.
Apropos Vibrieren. Dieser Boden vibrierte noch viel mehr, als Frank Turner gemeinsam mit seinen The Sleeping Souls die Bühne betrat. Mehr als 25 Jahre Live-Touring hat der Artist bereits zu Buche stehen – und wirkt dennoch kein bisschen verbraucht. Auch im Rahmen seines 2966. Livekonzertes nicht. No Thank You For The Music beginnt ein Konzert, das mit dem Überhit Recovery einen baldigen Höhepunkt zu bieten hat. Fast zwei Stunden lang spielt sich Frank Turner durch seine Diskografie, in bekannt mehr oder weniger gutem Deutsch. Und egal, ob der Circle Pit jetzt ein Schweizer, Italienischer oder Luxemburgischer Circle Pit war – so lange es kein Deutscher wird, ist es ja gut. Letters, Haven’t Been Doing So Well, Show People als Quasi-Selbsthommage – die Liste an Mitsinghymnen ist lang.
So lange, dass zwischendurch ein Frank Turner’sches Akustikkonzert eingeschoben wird. Mit Josephine, Be More Kind und The Ballad Of Me And My Friends gibt es Frank Turner pur zu hören, ehe The Sleeping Souls auch das letzte Konzertdrittel unterstützen. Das hat alle Klassiker zu bieten wie I Still Believe, Politisches wie Ceasefire und im Zugabenblock mit Get Better und Four Simple Words auch komplette Ekstase. Stagedive? Inkludiert. Ein Konzert, das Emotion in allen Facetten bietet, mit einem bestens aufgelegten Frank Turner on stage. Und hey, immerhin ist das Konzertticket für diese Emotionen immer noch billiger als Coldplay!
Fotos: Christoph Leeb