Foto: Vanessa von Reth

Temperance live in Wien: Kleine Crowd, große Show

Am 11. März verwandelten Temperance, Induction und Secret Rule die Szene Wien in ein Zentrum melodischen Metals. Mit energiegeladenen Riffs und starken Harmonien begeisterten sie das Publikum – trotz durchwachsenem Sound und kleiner Crowd ein Abend voller Freude und Potenzial.

Manchmal beginnt ein Konzertabend mit hohem Andrang und viel Aufregung, manchmal eher mit gemütlicher Zurückhaltung. So auch bei Showbeginn der Support-Band Secret Rule, als sich das Publikum noch an zwei Händen abzählen ließ. Doch die italienische Band, die sich irgendwo zwischen Symphonic Metal, Pop-Elementen und elektronischen Einflüssen bewegt, ließ sich nicht davon abschrecken und brachte mit ihrer Leidenschaft viel Bewegung in die kleine Menge.

Der Sound war allerdings leider ein kleines Disaster. Die Drums viel zu laut, Bässe dominierten den Raum und einige der feineren Details gingen schlicht unter. Das machte sich besonders bemerkbar, da Secret Rule mit 40 Minuten als Opener ungewöhnlich lange auf der Bühne standen. Trotzdem schaffte es die Band, und vor allem Sängerin Angela Di Vincenzo mit ihrer charmanten Art, das Publikum mitzureißen. Auch die kraftvollen Gitarrensolos mit ihren markanten Riffs, die sich durch das ganze Set streckten, zogen das Publikum mit einer Leichtigkeit in ihren Bann. Besonders aber der Abschluss blieb im Gedächtnis: Mit der Aufforderung mehrmals „Daje!“ zu rufen – einer italienischen Ausdrucksweise für Begeisterung – gaben Secret Rule ihrer Show nochmal eine extra persönliche Note. Die Band verstand es meisterhaft, das Publikum nicht nur anzuheizen, sondern mit ihren direkten Interaktionen eine Verbindung zu kreieren.

Induction: Power Metal, der selbst Genre-Skeptiker begeistert

Als zweite Band, und Special Guest der Tour, betraten Induction die Bühne und direkt war klar: Hier geht es mit noch mehr Energie zur Sache. Die deutsch-tschechische Band mit Mastermind Tim Kanoa Hansen (ja, der Sohn von Kai Hansen) brachten die nun zu etwa 1/3 gefüllte Szene Wien ins Schwitzen. Optisch und musikalisch war Induction eine runde Sache. Die Jungs traten mit synchronisierten Bewegungen auf, die das Bühnenbild stimmig ergänzten, und strahlten dabei ständig pure Spielfreude aus. Wäre da nicht wieder der problematische Sound gewesen – vor allem die Hi-Hats waren unangenehm präsent – hätte die Show noch mehr gezündet. Dennoch: starke Performance!

Temperance: Ein Juwel mit Zukunft

Offiziell für 21:15 angesetzt, startete die Band dann etwas früher und brachten sofort eine ganz eigene und besondere Dynamik mit in den Raum. Die italienische Band, die 2013 gegründet wurde und aktuell bei Napalm Records unter Vertrag steht, begeisterte mit einer Mischung aus Symphonic, Power und Modern Metal. Sängerin Kristin Starkey, zusammen mit den beiden Sängern Michele Guaitoli (Visions of Atlantis) und Marco Pastorino, schuf mit harmonischen Vocals und mitreißenden Refrains ein wahres Klanggerüst. Die Band bewies, dass sie live mindestens genauso gut, wenn nicht sogar besser, als auf Platte klingt.

Trotz des eher überschaubaren Andrangs zeigte sich: Temperance haben das Zeug große Bühnen zu erobern. Ihre Vielseitigkeit, gepaart mit einer Performance voller Energie und der deutlich spürbaren Verbundenheit der Bandmitglieder, machten diesen Abend zu einem Erlebnis, das definitiv noch mehr Aufmerksamkeit verdient hätte.

Fotos: Vanessa von Reth

Konzertfotografin & Tour Managerin. Unterwegs, wo die Musik lebt. Kunst für die Seele, Bücher für den Kopf, Reisen für das Herz und die Inspiration.