Isolation Berlin träumt von Wien
Am 15.03.2025 überraschte uns die Isolation Berlin Electronic Babies Tour in Wien gleich mehrfach – von der Location bis zur Vorband. Eines stand jedoch schon lange fest: Die Show war seit Wochen ausverkauft und würde sich für immer in unser Gedächtnis brennen. Wiedermal eine dieser Nächte am Wiener Donaukanal.
Gegen 19:00 Uhr bildet sich vor dem legendären Nachtlokal Flex am Schottenring die üblichen Menschentrauben. Doch die Charaktere an diesen Abend waren unterschiedlicher denn je. Man muss dazu sagen: normalerweise sind die Grüppchen vor dem Flex homogen, da alle das gleiche Konzert besuchen, doch nicht an diesem Abend. Das lag daran, dass nicht wie vermutet Isolation Berlin im großen Saal zu sehen waren, sondern The Four Owls. Manche waren davon etwas enttäuscht, andere freuten sich auf The Four Owls, egal, also dann eben ein Flex Cafe-Konzert. Kaum im Flex Cafe angekommen, fiel der Blick sofort auf den Merchstand. Neben den Arcade-Gamingautomaten des Flex türmten sich zahlreiche Kisten. Davor stand ein großer Tisch, bedeckt mit Platten, CDs, T-Shirts und Postern.
ScHRAMM
Der Raum füllte sich, die Menschen lachten, tranken und Indie-Klassiker spielten im Hintergrund. Dann setzten plötzlich die rhythmischen Schläge der Kick ein, und die Besucher:innen bewegten sich wie hypnotisiert auf die Bühne zu. Mit den ersten Sekunden des 2024 erschienenen Songs graublau bahnte sich die Musik von SCHRAMM langsam in die Ohren der Anwesenden: etwas Post-Punk, ein bisschen Dark Wave und eine Prise Pop. Zusammengefasst könnte man ihr Genre als Dark Disco bezeichnen, denn die eingängigen Vocals, gepaart mit genialen Synths und Drums, machen einfach Lust zu tanzen.
SCHRAMM war zum ersten Mal live in Wien zu erleben – bitte nicht zu verwechseln mit der Industrial-Metal-Band aus Greifswald, „Schramm“. Vollständig in der Dark Disco angekommen, wurden wir erneut überrascht. Unser SCHRAMM kann nämlich auch Tekno, wie man auf der How to Fail at Love-EP im Track Fail to Love hören kann. Das Publikum war entzückt und tanzte sich warm für Isolation Berlin. Neben diesem Song sind uns auch I died when you asked me to go out und beckenrand überraschend gut im Kopf geblieben. Wir hoffen, SCHRAMM noch öfter begegnen zu dürfen und freuen uns auf alles, was die Band zukünftig noch zu bieten hat.
ISOLATION BERLIN
Es gibt nur einen Weg, um sowohl auf die Toiletten des Flex Cafes als auch auf die Bühne zu gelangen: durch die Menge. So huschte selbst Isolation Berlin einmal quer durch die Crowd, um sich ihren Platz vorne zu sichern. Es wurde dunkel und ein grelles Stroboskop erhellte den Raum. Man sah, wie sich bis nach hinten hin immer mehr Leute versammelten und gespannt der Band lauschten. Der Songs Kicks aus dem Vergifte dich Album schallte aus den Boxen und man war sofort gefesselt. Schon bei den ersten Liedern wurde mitgesungen und schön langsam stimmte sich ein Chor zusammen.
Der Einstieg in das neue Album Electronic Babies erfolgte mit dem gleichnamigen Track. Ein unheilvoller, jedoch treibender Sound machte sich im Raum breit. Mit Zeilen wie „Wir sind auf Draht, ständig unter Strom“ prangert Isolation Berlin unsere ständige digitale Verfügbarkeit an. Aber nicht nur Protestsongs findet man auf dem Electronic Babies Album, sondern auch Liebeserklärungen an Fernsehsender und selbstironische Texte über das Leben.
„Geil oida, ich will a Kind von dir“ hörte man Schreie im Publikum. Inzwischen war das Besucher:innen-Ensemble perfekt eingesungen und sang kraftvoll mit. Die performance der Bands blieb dabei makellos und der Sänger Tobias Bamborschke zeigte, was er in sich hatte. Neben seiner Rolle als Stimme von Isolation Berlin ist Bamborschke auch als Autor und Schauspieler aktiv, unteranderem in der Serie „Kafka“. Seine intensive Mimik, Gestik sowie Ausdruckskraft verwandelten die Show in ein Theaterstück. Tobender Applaus nach jedem Song. Mit grimmiger Miene stellte sich der Sänger mitten in die Menge und sang den Gästen ins Gesicht. Natürlich wurde am Ende eine Zugabe verlangt und Isolation Berlin verabschiedete sich mit den Worten: Wir kommen wieder nach Wien.
FAZIT
Als Fanboy hätte man Isolation Berlin in Wien natürlich lieber wieder im großen Saal gesehen, aber vielleicht schafft man es beim nächsten Mal. SCHRAMM war dafür eine angenehm positive Überraschung, und das neue Isolation Berlin Album ist einmal mehr ein Gaumenschmaus für Seele und Leib. Wir freuen uns aufs nächste Mal!