20 Jahre „GARBAGE“: Leben und leben lassen

„I came to cut you up, I came to knock you down, I came around to tear your little world apart“ – ist es nicht schön, alten Bekannten dieser Fasson erneut zu begegnen? Irgendwann sieht man sich ja doch wieder und früher oder später kommen sie alle nochmals zurück. Im Musikgeschäft ist dieses Prinzip nicht anders und weshalb auch nicht gleich sagen, was Sache ist? Nachdem Garbage zwar weiterhin aktiv sind, jedoch nicht mehr den Status von einst genießen, besinnt sich das Gespann um Rotschopf Shirley Manson auf Vergangenes und legt ihren Klassiker aus dem Bandkatalog noch einmal neu und technisch überarbeitet auf. „Garbage“, das wegweisende Debüt an der Schnittstelle zwischen Rock und Pop, erschien vor genau zwanzig Jahren.

Manchmal ist die Zeit reif für Veränderungen. Um 1995 schien die große Grunge-Welle vorbei zu sein, Kurt Cobain segnete kurz davor das Zeitliche. Warum also nicht den Zeitpunkt nutzen, um aus starren Korsetts auszubrechen, die Popkultur aufzumischen und breit gefächerten Vorlieben die Chance zu geben, sie ausleben zu dürfen? „Garbage“ vereint schon damals wie selbstverständlich Widersprüche und schreibt unter dem Begriff „Rock“ noch die Bezeichnung „Alternative“ darunter. Stehauffrauchen Shirley Manson hört das heutzutage immer noch bestimmt gerne.

Jetzt, zwanzig Jahre danach, wie hört sich die Platte an? Hart aber herzlich. Sperrig und eingängig zugleich. Songorientiert aber experimentell. Wild und doch kontrolliert, schräg und krachig und dennoch ansprechbar, sind Butch Vig, Duke Erikson, Steve Marker und Shirley Manson hörbar darum bemüht, Pop-Songs mit Rockappeal und widerspenstigem Fundament zu kreuzen. Dissonanzen werden kanalisiert und es wird ein fetziger Brückenschlag vollführt. „Garbage“ war und ist gleichermaßen die Summe aller Eigenschaften dieser Band – bis heute.

Schon der Opener „Supervixen“ verspricht die volle Breitseite mit seinen ineinander verschlungene Riffs und der verspielten Lärmigkeit. Wer jetzt denkt, es würde munter so weitergehen, der irrt. „Queer“ verhält sich gleichgültig, unberührt und abwesend, doch es sind prägnante Zeilen wie „I know what’s good for you, you can touch me if you want, but you can’t stop“, die wie beiläufig intoniert werden und dennoch ihre Wirkung nicht verfehlen. Und wer „Only Happy When It Rains“, die Hymne aller Schwarzseher, Pessimisten und Masochisten, wieder aus dem Gehörgang herausbekommt – dem sei gratuliert. Manson, die damals schon gerne in Interviews über Masturbation oder die Größe von Genitalien sinniert, rotzt und keift sich in Songs wie „Vow“ oder „Stupid Girl“ die Seele aus dem Leib und spart nicht mit sexuellen Anspielungen unter der Gürtellinie. Die Musik gibt sich stets kratzbürstig wie anschmiegsam.

Garbage

Mal ist die Band sanft wie ein Schmusekätzchen, dann zeigt sie Krallen, beißt drauf los, tanzt wild umher, nur um dann mit einem liebevollen Blick doch noch das verwirrte Gegenüber auf ihre Seite zu ziehen. „Garbage“ ist und bleibt eine turbulente, aufregende Liaison, bei der man nie genau sagen kann, was einen als Nächstes erwartet. Behutsame Melodien oder scharfe Gitarrenlicks? Süßes oder Saures? Auf alle Fälle: Geteert und gefedert.

Gewinnspiel: Wie heißt der Song zum gleichnamigen James Bond-Film, der von Garbage stammt? Richtige Antwort an daniel.gilic@subtext.at schicken und mit etwas Glück landet die Remastered-Version von „Garbage“ (2 CDs) in deinem Briefkasten. Einsendeschluss ist der 29. Oktober 2015, der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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