Spielraum 2016: geballte Frauenpower im Posthof

Die diesjährige Spielraum-Ausgabe stand ganz im Zeichen der Frauen. Um die weiblichen Künstler dieser Stadt zu würdigen, standen sieben Bands mit jeweils weiblichem Gesang auf der Bühne. Die Qualität konnte durchwegs überzeugen, auch wenn vor allem eine Künstlerin herausstach.

Gottseidank verabschiede man sich beim Organisationsteam vom Wahnsinn des letzten Jahres. Anstatt die Spielstätten über die ganze Stadt zu verteilen und schon am Nachmittag zu beginnen, beschränkte man sich dieses Jahr wieder auf den Posthof.  Trotzdem mit zwei Bühnen, denn genutzt wurde neben dem großen Saal auch noch eine kleine Bühne im Foyer. Anstrengend ständig zu wechseln, war doch die Pause zwischen den Acts mit fünf Minuten etwas sehr kurz bemessen. Wohl auch wegen der Entscheidung die Veranstaltung nur im Posthof abzuhalten, war der Besucherandrang merklich höher als im letzten Jahr. Klar, von ausverkauft war man noch immer sehr weit entfernt, aber immerhin besser als im letzten Jahr.

Nun zu den Acts, da machte Manüla den Anfang. die an diesem Abend am wenigsten herausstachen. Das war gesanglich guter, aber nicht überragender Pop-Rock dem die Ideen etwas fehlen, der einfach zu austauschbar klingt. Das war beileibe keine schlechte Performance, sie war einfach nichts Besonderes. Das wohl einzig ungewöhnliche waren die politischen Aussagen und Texte. Aber weder gesanglich noch instrumental werden mir diese 30 Minuten lange im Gedächtnis bleiben. In Schulnoten wäre das jetzt eine Drei. Etwas spannender wurde es danach mit Lara Marie. Zwar gelten ähnliche Kritikpunkte wie bei Manüla, jedoch wurde mehr Abwechslung geboten. Die Setlist war eine Mischung aus Coversongs und selbstgeschriebenen Werken, aus Deutsch und man staune, Spanisch. Lange, lange her das ich jemanden Spanisch singen hörte. Auch hier war der Instrumentalpart eher von der untergeordneten Rolle, das merkte man dem ganzen Abend bis auf Pianocrash an. Es standen die Sängerinnen im Fokus aller Darbietungen, nicht die Begleitbands. Gesanglich etwas besser als Manüla, aber da ging an diesem Mittwoch noch viel mehr.

Next up im großen Saal, Melody Current -und hier war ich dann zum ersten Mal wirklich begeistert. Starke Performance mit einer sprachlichen Mischung aus Englisch, Deutsch und Dialekt. Erinnerte durchaus an Hubert von Goisern, nur halt mit Gitarre anstatt Quetschn. Gesanglich stärker als ihre Vorgängerinnen. Top, kann man nicht anders sagen. Etwas mehr Interaktion mit dem Publikum vielleicht noch, aber das kommt dann sicher mit der Erfahrung. Dann folgte eine alte Bekannte, die wohl „berühmteste“ Künstlerin an diesem Abend. Listen to Leena und zwar wortwörtlich, denn die Band lies die Linzerin dieses Mal im Proberaum und kam alleine mit Gitarren in den Posthof. Das war gewohnt hervorragend, stimmlich merkte man ihr die längere Bühnenerfahrung an. Nur etwas unsicher wirkte sie aufgrund der ungewohnten Situation, alleine auf der Bühne zu stehen. So langsam merkte man dann diesem Abend die Uhrzeit an, denn der Posthof leerte sich immer mehr, und das zu bald. Der große Saal wurde nämlich als nächster von einer Naturgewalt bespielt. Souleen war das absolute Highlight dieses Abends, eine wunderschöne und unglaublich starke Soul-Stimme, die den Saal dicht ausfüllte. Mehr gibts dazu eigentlich nicht zu sagen, einfach großartig. Pianocrash als letzte Band im Foyer war dann etwas ein Cut zum restlichen Programm, wurde hier doch nur Instrumental geboten. Brachte guten Schwung in das Programm und war eine sehr schöne und sehr gut gespielte Abwechslung, hätte aber von der Programmreihenfolge vielleicht besser an zweiter oder dritter Stelle gepasst. Zum Abschluss wurde es dann mit Yoga Logik etwas schräg. Indische Musik mit entsprechender Landessprache hab ich auch noch nie gehört. Prädikat nett, aber jetzt auch nicht etwas ,was mich jetzt vom Hocker haut. Dafür reicht diese Besonderheit der Band einfach nicht aus, um die befriedigende, aber nicht überragende Performance zu etwas besonderem zu machen.

Zusammenfassend war das ein besserer Spielraum als im letzten Jahr und ein wirklich guter bis sehr guter Konzertabend, der ein Highlight bot, das ich hoffe bald wieder auf einer Linzer Bühne zu sehen. Eines muss man dann auch noch sagen, viele dieser Künstlerinnen stehen am Anfang ihrer Karriere, unter diesem Aspekt darf man meine Kritikpunkte nicht zu wild sehen, denn keine Performance an diesem Abend war richtig schlecht.

Fotos: Andreas Wörister (Slih’s Photography / www.slihsphotography.com )

 

Musikliebhaber, Festivalreisender, Konzertsüchtig, Vinylnerd, Photograph, Konzertveranstalter, Linz-Liebhaber