Mono & Nikitaman: noch immer dicke Beats

„Nie so sein wie all die anderen“ – unter diesem Motto stand nicht nur das letzte Album „Guten Morgen, Es brennt“ der ehemals Linzer Dancehall-Punks Mono & Nikitaman, sondern auch die Tour, die sie, auch ohne neue Platte, Anfang 2020 starteten. Sie führte sie auch (natürlich) in Monos Heimatstadt Linz – und knapp 700 Besucher im Posthof wurden Zeuge davon, dass M&N nichts von ihrer Livetauglichkeit eingebüßt haben.

Mono & Nikitaman – eigentlich gehören sie zu Linz wie Pöstlingberg, tägliches Verkehrschaos und durchzechte Nächte in der KAPU und der Stadtwerkstatt. Klar also, dass die mittlerweile wieder in Berlin beheimateten Künstler auch in Linz wieder einen Tourstopp im Rahmen der „Nie so sein wie all die Anderen“-Tour einlegten. Ebenfalls kaum zu glauben: das war erst mein zweites Konzert heuer im Zeitkulturhaus im Hafen. Die knapp 700 Besucher wurden aber mit einer Liveshow entschädigt, die auch Anno 2020 noch zündet. Support? Gabs natürlich, war mit Mono & Nikitaman praktischerweise gleich aus Berlin mit angereist, und hörte auf den Namen Shogoon. „Als der Typ von nebenan“ bezeichnet sich der Berliner Rapper selbst – das kommt dann auch so rüber, muss man sagen. Natürlich wusste er, dass er nur das „Vorturnen“ vor M&N bestreiten durfte, und natürlich ist das dann mitunter schwierig, wenn der Geräuschpegel gerade im hinteren Bereich des Konzertsaales nicht unbedingt der leisteste ist. Überraschend routiniert präsentierte Shogoon aber seine Tracks und „Alte Cartoons“ – den Künstler ab jetzt bitte am Radar haben, danke!

Gekommen aber waren die Besucher wegen des Headliners, nona. Mono & Nikitaman bieten noch immer das, was man von einer Liveshow des Duos samt (seit einigen Jahren neuer) Backing Band erwartet. Was mit Dosenbier & Zärtlichkeit beginnt, endet zwei Stunden und zwei Zugabenrunden später mit „Hitler muss immer wieder sterben“. Dazwischen? Ausflug in fast schon nostalgische Tracks wie „Für Immer“, ein bisschen „Gras ist legal“, ein bisschen Feiern „Unter Freunden“, eine „Rückkehr der Clowns“ – und einmal mehr konnte natürlich nicht geklärt werden, welche Hälfte des Konzertsaales denn nun wirklich die lautere war. Eines wird allerdings deutlich: der gute Herr Tilstra ist auch jenseits der 40 noch immer einer der besten Live-MCs des deutschsprachigen Raumes. Weitere Klassiker („Stell dir vor…“) und das immer wieder abrisstaugliche „Digge Digge“ werden zelebriert, als wären Mono & Nikitaman immer noch Headliner am Chiemsee Reggae Summer, und als wäre der Dancehall-Boom der späten 2000er Jahre noch nicht vorbei. Daneben verbreiten M&N natürlich immer noch eine Message, die unterstützenswert ist: Becherwerfen für Viva con agua, gegen Ausgrenzung und für Inklusion, gegen Nationalismen und für mehr miteinander. Als Künstler, die subtext.at wohl am längsten begleiten, haben uns Mono & Nikitaman auch 2020 nicht enttäuscht. Gerne wieder!

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.