Portrait eines Soldaten der Wehrmacht am Flohmarkt auf dem Linzer Hauptplatz
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Franz der Nazi?

Ich habe einen Bekannten, nennen wir ihn mal Franz. Franz hat auf Facebook sehr öffentlich seine Sympathie für HC Strache bekundet. Dies hat mich dazu bewogen, ihn nicht mehr als Online-„Freund“ zu sehen. Die daraus resultierende Diskussion zeichnet ein Sittenbild einer Generation, die mit Parolen von Haider und Strache aufgewachsen ist. Ist Franz ein Nazi?

Mein Bekannter Franz ist Mitte zwanzig, kommt aus dem Oberösterreichischen Zentralraum, hat soweit ich weiß auch einen Job und ist vor wenigen Jahren Vater geworden. In seiner Freizeit ist er engagierter Mitarbeiter beim Roten Kreuz. Soweit so unauffällig. Und Franz ist Fan von HC Strache. Das war der Anlass für mich, ihn und zwei weitere Bekannte, nicht ganz kommentarlos, von meiner Friendlist zu löschen.

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Doch Franz fühlt sich ungerecht behandelt. Er schreibt mir eine Nachricht – „… ich kann ganz plausiebel den gefällt mir begründen. aber wie begründest du, das du auf diese art weise die gleiche ignoranz an den tag legst wie die leute die du somit auf die gleiche, falsche und unfaire weise verurteilst obwohl du dir dabei rechte heraus nimmst die du nicht hast…

Ich versuche ihm zu erklären, dass er sich gerade nur genau an der Methode stößt, die HC selbst so gerne anwendet. Daraufhin wird mir Heuchelei vorgeworfen. Franz fühlt sich diskriminiert. Er meint er sei im Gegensatz zu mir dazu fähig, Meinungen anderer zu akzeptieren. Er hätte mich anders eingeschätzt und ist enttäuscht von mir.

Ich versuche nochmal, ihm zu erklären, dass ich ihn in keiner Weise diskriminiert habe, sondern mich nur in eben so prominenter Weise von ihm und seiner Gesinnung distanziere, wie er öffentlich dazu steht. Ich verurteile ihn nicht, ich versuche nicht ihn umzustimmen. Das darauf folgende Statement hinterlässt mich dann etwas sprachlos.

Franz schreibt: „Ich stehe ja auch dazu. Es gibt bei der durchaus MANCHMAL zu rechten partei ohne zweifel aussagen und richtungen die auch nicht immer zu 100% meine meinung vertreten, aber seien wir uns mal ehrlich… welche politische partei tut das schon?

Und weiter schreibt er:

Und wenn ich teilweise auch rassenfeindliche äußerungen vertete, kann ich dabei sehr wohl unterscheiden ob diese äußerung die rasse ansich oder die tatsache das es aussagekräftige statistiken über diverse themen die uns auch definitiv probleme bereiten betreffen.

Dieses Thema bin ich allerdings wirklich leid. nur weil ich der meinung bin, dass die einwanderungspolitik in österreich von geburt an falsch erzogen wurde bin ich noch lange kein nazi.

Aber welche partei, wenn nicht diese wird was daran ändern? Kein mensch redet von menschenrechtsverletzenden taten. Nun wirklich nicht! Dieses Thema muss grundsätzlih von ganz vorne überdacht werden. Zum Beispiel ist es durchaus nicht sie Schuld von Asylwerber, das die Kriminalstatistiken eine immer höher werdende zahl von kriminellen tätern mit imigrationshintergrund aufweist. ich würde auch zu stehlen beginnen wenn ich in ein fremdes land komme und mindestens 6 monate kein geld verdienen darf. Ich habe frau und kind zuhause und wenn mein kleiner deswegen nicht das bekommt was er BRAUCHT, dann würde ich genau so handeln. Niemand – oder zumindest nicht alle machen deswegen jeden asylwerber schlecht weil alle gleich sind. Deswegen muss man wie gesagt ganz am anfagng dieses system umdrehen und darum gehts! Wer beweist denn die eier dieses Thema öffentlich anzusprechen? Und warum? Aus Gründen wie du sie momentan offensichtlich machst.

Was sollt, wie gesagt – deine meinung ist deine und meine ist meine! Beide sind gleich viel wert! Nur ich möchte dies zu keiner persönlichen Angelgenheit machen.“

Wer schon einmal eine Politdiskussion am Stammtisch miterlebt hat, der weiß, dass Franz keine tragische Einzelfigur ist. Er ist eher ein Symptom einer Generation, die mit den simplen Parolen eines Jörg Haiders und den derben HC-Wahlkampfsprüchen aus der Feder Herbert Kickls aufgewachsen ist. Eine Generation, die zwar politische Bildung im Lehrplan stehen hatte, welcher aber aus den Siebzigern stammt und noch lange nicht an die Bedürfnisse der Zeit angepasst ist. Ein Lehrplan, der dem Populismus und er Demagogie von modernen Polit-Parolen nichts entgegenzusetzen hat.

Anmerkung der Redaktion:

Die kursiven Textstellen geben den Facebook-Dialog wieder und wurden im Einverständnis mit der anonymisierten Person übernommen. Sie wurden unverändert belassen.

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