dEUS: Schuss aus der Hüfte

Huch, da war doch noch was? Im Juni veröffentlichten dEUS „Following Sea“ so spontan und plötzlich wie nur irgendwas, ohne das wir davon groß Notiz genommen haben. Ohne immense Marketingmaßnahmen einfach auf den Markt geworfen. Moment mal, einfach? Geworfen? Bei dEUS? Grund genug, sich die Platte zur Brust zu nehmen und sich genauer mit ihr zu beschäftigen.

Die wichtigste Erkenntnis dieses Albums: dEUS stellen sich, mal wieder, quer und machen nur das, was sie selber wollen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie irgendwelche Kompromisse eingegangen sind bei der Fertigstellung. Entweder ganz oder gar nicht. Sänger Tom Barman gilt ja ohnehin schon als Dickkopf deluxe, der ungehindert seinen Weg geht. Das Ringen um größtmögliche Intensität, um maximale Leidenschaft und Emotionalität hätte dEUS schon öfter den Kopf gekostet. Auf der anderen Seite brachte ihnen diese Herangehensweise auch viele Freunde ein. Und Respekt von allen Seiten.

Geistreiche, spinnerte Quasi-Indiesongs sind es geworden. Irrsinnig normaler Avantgarde-Indierock, frisch wie Seeluft, wenngleich in bisschen harscher als auf dem letzten Werk „Keep You Close“. Zu unterschiedlich und zu vielfältig sind die Stücke auf „Following Sea“, als das man sie mit einem einzelnen Song fassen könnte. Keines der Stücke fällt wirklich ab, jedoch ragen manche heraus. Der auf Französisch intonierte Opener „Quatre Mains“ lässt die rohen Roots wieder aufleben und die Gitarren aus den Boxen brettern, doch schon beim nächsten Song „Sirens“ keimt florale, sommerliche Nächstenliebe auf. So unbeschwert hat man die Belgier lange nicht mehr gehört.
Dermaßen extravagant wie im a-typischen „The Give Up Gene“ durfte das Schlagwerk auch lange nicht mehr poltern. Ein Beat, der ununterbrochen einpeitscht. Das formidable Schlussstück „One Thing About Waves“ gestaltet sich hingegen eine Spur sphärischer.

Die Herausforderung, etwas zu finden, was gleichzeitig unvorhersehbar und vertraut ist, gleicht einem kniffligen Puzzespiel. Expect the unexpected, erwarte das Unerwartete – bei dEUS keine leere Floskel. Zehn Songs werden dargeboten, jeder für sich genommen eine andere Facette. Und doch passt alles zusammen. Wie sie das bloß machen? Keine Ahnung. Es bleibt ein gut gehütetes Geheimnis.

Facts:
dEUS – Following Sea
Gesamtspielzeit: ca 43 Minuten
PIAS (Play It Again Sam)

Links & Webtips:
deus.be

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Foto: PIAS

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