30 Jahre Posthof: Hubert von Goisern

Dass das Linzer Publikum immer etwas schwieriger zu erwärmen ist als anderswo, ist inzwischen zwar kein Geheimnis mehr, vergangenen Sonntag dürfte es aber zu einer besonderen „Höchstform“ aufgelaufen sein. Dem an und für sich großartigen Konzert von Hubert von Goisern blieb somit ein etwas schaler Nachgeschmack.

Dass wir uns so bald wiedersehen, hätt ich mir selbst nicht gedacht“. Immerhin zwei Jahre ist das letzte Linzkonzert (damals im Rahmen seiner Brenna Tuats Tour) schon her, seit beinahe zwei Jahren stand Hubert von Goisern auch nicht mehr live auf der Bühne. Nun kann man natürlich gespannt sein, was sich in dieser Zeit – vor allem musikalisch – so getan hat; immerhin wird Ende diesen Jahres auch wieder ein neues Album erscheinen. Natürlich wurde im Konzert aufgeklärt: 50 Tage im gesamten hat er in den USA verbracht, vornehmlich in der Gegend um New Orleans. Mitgenommen hat Hubert von Goisern nicht nur eine immense Menge an Inspiration, sondern auch gleich einen ganzen Musiker: Steve auf dem Pedal-Steel sorgte für die amerikanische Note im Alpenrock.

Wobei „Note“ ja eine blanke Untertreibung darstellt. Der Alpenrock des Hubert von Goisern ist zu einem Alpenblues mutiert, einem Alpenblues mit Diatonischer Harmonika. Klingt anfangs ungewohnt, wird aber nach und nach immer interessanter. Vielleicht sind die Texte der neuen Songs nicht mehr ganz so kritisch wie sie früher einmal waren. Das macht aber nichts. Auch nicht, weil Hubert von Goisern ja nicht der erste Österreicher ist, der amerikanische (Blues-)Musik mit Mundarttexten versieht. Das Mundharmonikaspielen sollte er aber vielleicht dann doch dem Kurt Ostbahn lassen.

Normalerweise kommt in solchen Texten auch irgendwo eine kurze Erwähnung, wie denn das Publikum so auf die Musik reagierte. Das Problem vergangenen Sonntag aber war: das Publikum reagierte – bis auf wenige, umso motiviertere Ausnahmen – nicht. Oder nicht wirklich. Braves Klatschen am Ende jedes Songs, vereinzeltes Lachen bei Geschichten über engstirnige Amerikaner, rythmisches Klatschen vor den Zugaben. Aber sonst? Beim Superhit Heast as net, eigentlich einer Steilvorlage für sanft wogende Feuerzeugmeere (vor allem bei DIESER Zielgruppe) war genau ein einziges zu sehen. Textsicherheit? Naja. Die Alpinkatzen, mit denen der Song ja ursprünglich produziert wurde, wurden übrigens gekonnt von der Band ersetzt. Bravo!

Ungeachtet des emotionslosen Publikums und kleinerer technischer Probleme, lieferten Hubert von Goisern und seine Band ein wirklich großartiges Konzert ab – dass ein gutes Konzert aber nicht immer nur vom Geschehen auf der Bühne abhängt wurde diesmal aber auch ganz gut veranschaulicht. Dass bis auf ein paar wenige Ausnahmen (wie eben Heast as net und natürlich Brenna tuats guat) beinahe nur Songs vom kommenden Album gespielt wurden, sollte vor allem bei einem so treuen Publikum eigentlich auch kein Problem sein – die nun kommende Platte ist ja nicht der Nachfolger eines Debutalbums, sondern mittlerweile Album Nummer 24. Nichtsdestotrotz war dieses österreichische Blueskonzert mit Steirischer, Tenorhorn, Marxophon und Alphorn ein wahrer Ohrenschmaus. Man freut sich auf weitere Inspirationen!