Buwockl: Korruption kindgerecht erklären

Im Korruptions-Ranking von Transparency International belegte Österreich im Vorjahr den 16. Platz von 168 Staaten. Damit liegt Österreich EU-weit im Mittelfeld und hat sich um sieben Plätze verbessert. Zurückgeführt wird das unter anderem auf Antikorruptionsgesetze. Doch obwohl die nun auch für Abgeordnete gelten, wird Korruption nach wie vor stark mit Politik und allen voran mit (ehemaligen) Politikern wie Ernst Strasser und Karl Heinz Grasser assoziiert. Besonders bei letzterem setzt Daniel Jokesch humorvoll und kindgerecht mit seinem Buch „Buwockl – Der Kobold mit zu schönem Haar“ an.

„Der Buwockl ist ein kleiner Kobold mit sehr schönem Haar – zu schön, wie er meint, weil viele deswegen neidisch auf ihn sind. Er spricht gerne in Reimen und mag Geld“, so beginnt Jokesch seine Geschichte über einen Finanzkobold, der zum Prinzen wird. Buwockl wächst in „Koboldfurt am See voller Wörter“ auf, zieht nach Wien und arbeitet dort mit Geld. Als er eine Prinzessin mit Barmitteln und Kristallen kennenlernt, bleibt er an ihrem Reichtum hängen und braucht nicht mehr zu arbeiten. Zuvor hat Buwockl als Finanzkobold unter anderem Geld nach Liechtenstein gebracht. „In diesem Land gibt es nämlich kleine Schatztruhen, die man sehr tief vergraben kann. Solche Schatztruhen nennt man Stiftungen“, ist die Erklärung hierzu. Jokesch schafft es nicht nur an dieser Stelle, Korruption so zu vereinfachen, dass sie bereits Volksschulkinder verstehen. Immer wieder wird mit alltagsnahen Beispielen aus der Lebenswelt von Kindern gearbeitet, sei es mit der Schule, Zaubersprüchen, oder mit Kaugummis. Reime sowie bildhafte und greifbare Vergleiche reduzieren die Komplexität. Eine Steuerhinterziehung könnten sich Leser_innen beispielsweise so merken, dass Geld in ferne Länder hinterher ziehe, wenn ein Kobold bereits dort angekommen sei.

Aufgelockert wird „Buwockl – Der Kobold mit zu schönem Haar“ mit interaktiven Elementen wie dem Verbinden von Geldschritten, um Buwockl sichtbar zu machen, und einem Irrgarten, bei dem Steuern an ihren dafür vorgesehenen Ort gebracht werden sollen. Einen wesentlichen Teil des Buches machen aber nicht nur diese, sondern die gesamten Cartoons des Autors und Karikaturisten Daniel Jokesch aus. Sie sind bunt, eine bis maximal zwei Seiten groß und des Öfteren um eine Sprechblase ergänzt. Besonders viel Wert hat Jokesch auf Buwockl und dessen Prinzessin Fiona Swarovski gelegt. Buwockl trägt die typische Pumuckl-Kleidung, hat zwei markante Schneidezähne und eine zum Verwechseln ähnliche Frisur mit Karl Heinz Grasser. Seine Ehefrau erinnert mit ihren Sternen im dunklen Haar und dem Diamantenschmuck an Kaiserin Sissi. Dabei sei jede Ähnlichkeit mit toten oder lebenden Personen oder gar mit Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens nicht beabsichtigt, ist im Impressum zu lesen.

Die Anspielungen sind für Erwachsene deutlich, ohne dass sie sich zu sehr aufdrängen. Damit die Verflechtungen unabhängig der beteiligten Menschen aber auch Jüngere und wenig Politikinteressierte nachvollziehen können, folgt am Ende des Buches ein Glossar mit Erklärungen für Begriffe wie „Geldwäsche“ und „Unschuldsvermutung“. „Buwockl- Der Kobold mit zu schönem Haar“ ist dadurch und durch weitere Aspekte wie die einfache Alltagssprache kindgerecht. Erwachsene können bei der ein oder anderen Definition und Anspielung schmunzeln. „Buwockl“ verzichtet nicht komplett auf schwarzen Humor, ist aber – wohl zum Leidweisen mancher Leser_innen – auch nicht bitterböse.


„Buwockl – Der Kobold mit zu schönem Haar“ ist trotz der Aktualität vor vier Jahren im Holzbaum Verlag erschienen und um rund zehn Euro zu erstehen.
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Katharina ist Sozialwissenschaftlerin und Redakteurin. Sie beschäftigt sich vor allem mit gesellschaftlichen (z.B. frauenpolitischen) und kulturellen (z.B. Film, Theater, Literatur) Themen. Zum Ausgleich schreibt sie in ihrer Freizeit gerne literarische Texte: https://wortfetzereien.wordpress.com/