Tim Neuhaus: mehr als nur ein Drummer

Bereits mehr als ein Jahrzehnt lang veröffentlicht der deutsche Musiker Tim Neuhaus Soloplatten. Zuerst low-approach, hat er mit „Pose I + II“ bereits sein drittes Album auf dem Label Grand Hotel van Cleef (Thees Uhlmann!) am Start – die dazugehörige Tour führte ihn am vergangenen Montag auch nach Wien. Ein Konzertabend für Liebhaber, der sich ausgezahlt hat. 

Tim Neuhaus sollte eigentlich einer größeren Menge an musikalisch begeisterungsfähigen Menschen ein Begriff sein. Der Enddreißiger aus Hagen wurde aber leider erst als „Drummer der Band von Clueso“ einem breiteren Publikum bekannt. Schade eigentlich – denn auch als Singer/Songwriter ist Herr Neuhaus eine Empfehlung wert. Eine Empfehlung, der geschätzte 70 Leute am Montagabend im Wiener Szene-Lokal B72 auch gefolgt waren. Sie wurden Zeuge eines Konzertabends, der sich unserer Meinung nach gerne wiederholen darf.

Sieht man mal drüber hinweg, dass Act #1 an einem Montag (!) erst um 21:30 Uhr (!!) auf der Bühne stand, wurde man hier nämlich prächtig unterhalten. Den Anfang machte Iris Romen – ihres Zeichens Pianistin, Teil von Tim Neuhaus‘ aktueller Liveband, und auch auf Solopfaden unterwegs. 20 Minuten lang wurden Klavierstücke samt ironischem Text zum Besten gegeben. Auch stimmlich kann der fast Chanson-artige Songaufbau der – unserer bescheidenen Meinung nach – mehr als sympathischen Musikerin überzeugen. Könnte man gerne auch mal als Einzelkonzert in intimem Rahmen genießen!

Support #2 stand danach, leider im Vorfeld unangekündigt, auf der Bühne. Ian Fisher, der mit Tim Neuhaus auch in der Vergangenheit bereits mehrmals zusammengearbeitet hat, durfte sich zusammen mit Brian, dessen Nachname uns leider gerade entfallen ist, ein paar Songs lang die Bühne teilen. „A prolific songwriter and touring musician, raised on a farm in the US, living in Europe, with over 1000 songs and just as many concerts behind him.“ Soweit seine Kurzbeschreibung auf Facebook. Wie sich das stimmlich anhört? Durchaus angenehm, und sicher eine der besseren Folk-Stimmen, die wir in letzter Zeit hören durften. Und das Duett hatte dann schon etwas arg Simon-and-Garfunkel-mäßiges.

Mainact an diesem Abend war allerdings Tim Neuhaus, der mit seinem aktuellen, eingangs erwähnten „Pose I + II“ gerade auf ausgedehnter Tour unterwegs ist. Hier offenbarte sich, dass sich hinter dem Musiker ein begabter Songwriter verbirgt. Auch Ian Fisher wird in das gut einstündige Set eingebunden – unser heimliches Highlight: der Song „Lila“! Dazwischen immer wieder Touranekdoten, manchmal verlorene Hauben, und Songs wie „American Dream in Berlin“, „As life found you“ sowie die bereits erwähnten Features mit Ian Fisher – zwei Stimmen, die nicht nur musikalisch, sondern ob der herzlichen Stimmung auch persönlich harmonierten. Für einen Montag: sicher der musikalisch beste Weg in einem angenehm dimensionierten Venue, um den Abend zu verbringen!

Foto: Christoph Thorwartl

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.