font by Constanze Baumfrisch

Der See muss brennen: Das war das „Lake on Fire“ 2019!

Auch wenn der Wettergott etwas zu euphorisch auf das heurige „Lake on Fire“-Festival reagierte, konnten auch die heftigsten Regenschübe der einmaligen Atmosphäre nichts abnehmen. Stoner- und Doom-Größen wie „Dopelord“, „OM“ und „Windhand“ ließen das Publikum in eine andere Welt abtauchen, in der das Wetter keine Bedeutung trägt.

Den ersten Tag eröffnete das Klagenfurter-Trio „Vu Garde“, die den „brennenden See“ innerhalb der ersten Minuten in einen ritualartigen Zustand versetzten. Vor allem die Power der Lead-Sängerin stach wie ein Berggipfel aus dem doomigen Nebel heraus und ließ den Wunsch nach mehr übrig. Internationale Acts durften auch am „Lake on Fire“ nicht fehlen! „Ouzo Bazooka“ aus Isreal demonstrierten, wie man sich in die Weiten des Weltalls ganz ohne umweltbelastende Abgase katapultieren kann. Wie ein Raumschiff hoben sie, durch space-rockige Synthesizer-Sounds gesteuert, ab und hüllten das Publikum in einen psychedelischen Nebel der Freude.

Die Stimmung am Campingplatz, wie auch am Bühnengelände, zeigte ein Facette des Festivallebens weit abseits des Mainstreams. Sauberkeit und Ordnung durchzubringen, ohne als „spießig“ oder gar nervig zu gelten, wurde vom Veranstaltungsteam nicht nur erreicht, sondern souverän gemeistert. Natürlich schwang die Wertschätzung des Publikums stark mit und somit konnte ein einmaliger Festivalflair kreiert werden, der an Komfort nur schwer überbietbar ist. Mein persönliches Highlight des ersten Tages am „Lake on Fire“ waren „Naxatras“, die den gesamten Geist stimulierten und zum Abtauchen in ihren langen, harmonischen Passagen einluden. Zu diesem Zeitpunkt wurde das umgebene Wetter vollkommen vergessen und das Publikum wog sich in den Klängen der griechischen Band.

Nach einer zu kurzen Nacht wurde der zweite Tag am „Lake on Fire“ schon früh durch Regenepisoden durchzogen, denen das großartige Line-Up entgegenwirkte. „Witchrider“ ließen sich nicht ausbremsen und zeigten, was die österreichische Stoner-Landschaft zu bieten hat! Diese Band sollte man auch zukünftig im Auge behalten – zu gut um nicht abzuheben! Untermalt durch das beruhigende Prasseln des Regens schafften es „Dopelord“ dem Publikum einzuheizen und bremsten das Wetter ein für alle Mal aus. In Ektase schwingende Haarprachten trafen dumpfe Basswellen – die Stimmung glühte. So schnell wie das Spektakel begann, war es auch wieder vorbei und die eine oder andere Person sehnte sich nach mehr.

Auch kulinarisch gelang es dem Festivalteam einen ungewohnten Standard zu erzielen. Von indischen Spezialitäten zu veganer Pizza und gaumen-schmeichelnden Burgern: Dem Festival-Food-Herz wurde kein Wunsch unerfüllt gelassen. Diese Bandbreite spiegelte sich auch in der Getränkekarte wieder und erschwerte die Auswahl im positiven Sinne. Außerdem überwältigte das Angebot durch seine Erschwinglichkeit, die den positiven „Vibe“ weiter verstärkte.

Das krönende Finale des letzten Festivaltages kündigten die euphorischen Riffs von „Tides from Nebula“ an, die das Unterbewusste durch eine grelle Lichtershow in weitere höhen emporhoben. Als die Zeit anrückte und „OM“ am Timetable standen, füllte sich der Zuschauerraum schneller als die konsumierten Bio-Biere an den Theken. Das Publikum bebte und loderte gemeinsam den Doom-Göttern entgegen. Noch nie sah ich eine derart große Masse an Menschen zusammen auf einer musikalischen Welle reiten. Zu guter Letzt gaben „Wind Hand“ noch einmal Alles und verwandelten die längst angebrochene Nacht in den Tag. Von Müdigkeit war keine Spur und es wurde bis zum Ende durchgerockt was das Zeug hielt!

Da stimmte doch etwas nicht! Wie konnten zwei Tage derartig schnell vorübergehen? Wo blieb die Vorfreude auf den Komfort der eigenen vier Wände? Ein Festival wie dieses habe ich bis jetzt noch nie erlebt. Die Harmonie zog sich vom Zeltaufbau bis zum -abbau durch den gesamten Ablauf. Der überaus freundschaftliche und respektvolle Umgang der Festivalgäste miteinander und auch mit der Festivalcrew vermittelte eine Gemütlichkeit, die schon fast wieder familiär wirkte. Auch der „grüne“ Gedanke des Festivals wurde gut aufgenommen und durchgesetzt: Kein Müll weit und breit! Liebe internationale Festivallandschaft, nehmt Euch an diesem Festival BITTE ein Vorbild. Es geht ja doch auch anders. Somit bleibt nur mehr zu sagen: Nach dem „Lake on Fire“ ist vor dem „Lake on Fire“!

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